EVP-Fraktion - EPP Group
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V<br />
Doch das SWIFT-Abkommen ist nicht die einzige JI-Frage in den transatlantischen Beziehungen:<br />
Zunächst werden die Verhandlungen über den Abschluss eines neuen Abkommens für den<br />
Austausch von Fluggastdatensätzen (PNR) mit den USA fortgeführt. PNR sind von kommerziellen<br />
Fluggesellschaften im Zusammenhang mit Flugreservierungen (Name, Anschrift, Alter des<br />
Fluggastes, Kreditkartenangaben, Essenswünsche, Vielfliegerangaben, Telefonnummern,<br />
Geschlecht, Kontaktdaten usw. - eine Vielzahl von Daten) und der Abfertigung (Sitzplatzwünsche,<br />
Gepäck usw.) gespeicherte Daten. Es handelt sich daher um ein von Privatunternehmen<br />
entwickeltes und zu kommerziellen Zwecken genutztes System. Die Daten liefert der Fluggast<br />
dabei selbst. Die Anzahl der in einem PNR enthaltenen Daten kann variieren. PNR-Daten eignen<br />
sich nicht zur Identifizierung von Personen, da sie Verhaltensdaten sind. Die Idee zu einem<br />
solchen System entstand nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, und die USA<br />
führten im Zusammenhang mit ihrem Programm für visumfreies Reisen (Visa Waiver Program)<br />
etwas „in der Art von PNR“ ein. Alle in die USA einreisenden Fluggäste, die das Programm für<br />
visumfreies Reisen nutzen möchten, müssen vor ihrem Abflug ein Online-Formular ausfüllen.<br />
Dieser Datenaustausch gilt nicht nur für die USA, ähnliche Abkommen werden derzeit auch mit<br />
Australien und Kanada ausgehandelt.<br />
Darüber hinaus stehen die Verhandlungen über ein Datenschutz-Rahmenabkommen mit den USA<br />
kurz vor ihrer Aufnahme. Dieses Abkommen hätte personenbezogene Daten zum Gegenstand,<br />
die übermittelt wurden und dann im Rahmen der polizeilichen und justiziellen Zusammenarbeit<br />
in Strafsachen verarbeitet werden. Mit Abschluss des Abkommens würden äußerst strenge<br />
Datenschutznormen in Kraft treten: Die Menschen hätten dann das Recht, über die Verarbeitung<br />
von Daten unterrichtet zu werden, Zugang zu den Informationen zu erhalten und die Berichtigung<br />
oder Löschung fehlerhafter Daten zu beantragen. Sie hätten außerdem das Recht, vor Gericht<br />
Rechtsmittel einzulegen. Unabhängige öffentliche Stellen beiderseits des Atlantik würden dazu<br />
beitragen, die Menschen über ihre Rechte, insbesondere den Zugang zu und die Berichtigung<br />
von Daten sowie die Einlegung von Rechtsmitteln, aufzuklären. Das Abkommen würde für<br />
alle bestehenden (z. B. PNR und TFTOP) und künftigen Abkommen zwischen der EU und<br />
den USA über den Austausch und die Verarbeitung personenbezogener Daten im Rahmen der<br />
Zusammenarbeit in Strafsachen gelten.<br />
Die <strong>EVP</strong>-Schattenberichterstatter Axel Voss (PNR) und Nuno Melo (Datenschutz-Rahmenabkommen)<br />
können sich dabei auf die Erfahrungen und Erfolge unserer <strong>Fraktion</strong> bei den Verhandlungen über<br />
das SWIFT-Abkommen stützen.<br />
Michael A. Speiser,<br />
Referent im LIBE-Ausschuss<br />
Brüssel, 16.11.2010<br />
Umsetzung des Vertrags von Lissabon<br />
Das erste Jahr der Wahlperiode war im AFCO-Ausschuss geprägt von den Vorbereitungsarbeiten<br />
für das Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon sowie von dessen Umsetzung.<br />
Revision der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments<br />
Die Revision der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments zur Anpassung an die neuen<br />
Bestimmungen des Vertrags von Lissabon war das erste Dossier, das unmittelbar nach Beginn der<br />
Wahlperiode eröffnet wurde. Die <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> spielte als stärkste <strong>Fraktion</strong> eine wichtige Rolle bei<br />
den erzielten Vereinbarungen und hebt hervor, dass sie diejenigen Änderungen vorgeschlagen und<br />
vertreten hat, die eine Strukturierung der Grundregeln für die Zusammenarbeit mit den nationalen<br />
Parlamenten sowie für deren Einbeziehung in die Tätigkeit der Europäischen Union gemäß den<br />
Verträgen und Protokollen ermöglicht haben.<br />
Initiativbericht über den EAD<br />
Bereits im Oktober 2009 legte Elmar Brok einen ersten Bericht über den EAD vor. In ihm wurden die<br />
politischen und institutionellen Grundzüge der Dreiervereinbarung (zwischen Kommission, Rat und<br />
Europäischem Parlament) dargelegt und der Boden für ein im Juli erzieltes Abkommen zwischen den<br />
Parteien bereitet, mit dem die Effizienz des Dienstes sowie die Einhaltung der Rechte des Parlaments<br />
im Bereich der politischen Kontrolle und der Haushaltskontrolle gewährleistet werden.<br />
18 neue MdEP für zehn Mitgliedstaaten<br />
Íñigo Méndez de Vigo erarbeitete zwei Berichte – einen über den Vorschlag des Europäischen Rates,<br />
zur Änderung der Verträge wegen der Übergangsmaßnahmen in Bezug auf die Zusammensetzung<br />
des Europäischen Parlaments keinen Konvent einzuberufen, und einen über den Entwurf eines<br />
Protokolls zur Änderung des Protokolls Nr. 36 über die Übergangsbestimmungen betreffend die<br />
Zusammensetzung des Europäischen Parlaments bis zum Ende der Wahlperiode 2009-2014:<br />
Damit soll die politische Zustimmung für die erste Änderung der Verträge sichergestellt werden,<br />
bei der die Anzahl der Sitze im EP vorläufig auf 754 festgelegt und die Ernennung von 18 neuen<br />
MdEP aus zehn Mitgliedstaaten ermöglicht wird.<br />
„Rahmenvereinbarung“ zwischen der Europäischen Kommission<br />
und dem Europäischen Parlament<br />
Paulo Rangel, der Berichterstatter über die Rahmenvereinbarung, gehörte der Gruppe an, die<br />
die Verhandlungen über die Revision der „Rahmenvereinbarung“ zwischen der Europäischen<br />
Kommission und dem Europäischen Parlament führte und ihre Tätigkeit Ende Juni mit einer<br />
für beide Verhandlungsparteien sehr zufriedenstellenden Einigung abschloss. Paulo Rangel<br />
erläuterte seinen Bericht auf der Plenartagung im Oktober und sprach sich für die Verabschiedung<br />
der „Rahmenvereinbarung“ aus. Das Parlament stimmte der Rahmenvereinbarung mit großer<br />
Mehrheit zu.<br />
Die wichtigsten Punkte in der Vereinbarung betreffen die Gesetzgebungsbefugnisse<br />
(Gesetzgebungsverfahren und Planung), die Kontrolle der Exekutive durch das Parlament<br />
(einschließlich der interinstitutionellen Dimension der internationalen Beziehungen der<br />
Europäischen Union), die Informationspflichten (einschließlich der Fragen der vertraulichen<br />
Informationen und der Amtsträger, die Informationen anfordern können) sowie die Anwesenheit<br />
der Exekutive im Parlament (wobei betont werden muss, dass diese Bestimmungen alle<br />
Kommissionsmitglieder, einschließlich Präsident und Vizepräsident(in)/Hoher Vertreter (Hohe<br />
Vertreterin) der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, betreffen).<br />
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