28.12.2012 Aufrufe

EVP-Fraktion - EPP Group

EVP-Fraktion - EPP Group

EVP-Fraktion - EPP Group

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

j a h r b u c h d e r e v p - f r a k t i o n - 2 0 1 0<br />

110<br />

III<br />

3. Studientage<br />

13.-15.10.2010:<br />

Studientage der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> auf Madeira (Portugal)<br />

Joseph Daul, Vorsitzender der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> im Europäischen Parlament, begrüßte die Teilnehmer<br />

zu den Studientagen der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> in Madeira und erklärte, die <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> habe sich aus drei<br />

Gründen für Madeira als Veranstaltungsort der Studientage entschieden: um ihre Verbundenheit<br />

mit den portugiesischen Schwesterparteien der <strong>EVP</strong> (CDS-PP und PSD) zu bekunden, um die<br />

Bedürfnisse von EU-Bürgern, die in Regionen in äußerster Randlage leben, besser zu verstehen<br />

und um eine politische Debatte über wichtige Themen wie Katastrophenschutz, Außenpolitik,<br />

EU-Haushalt und EU-Außenpolitik zu führen. Der Vorsitzende ging auf die beiden letztgenannten<br />

Themen näher ein und betonte, dass die europäischen Ideale in Zeiten knapper EU-Haushaltsmittel<br />

nicht fallengelassen werden dürfen und dass zur besseren weltweiten Verteidigung der europäischen<br />

Werte ein leistungsfähiger europäischer diplomatischer Dienst notwendig sei.<br />

José Miguel Mendonça, Präsident der Regionalversammlung von Madeira, ergriff ebenfalls<br />

das Wort und wies darauf hin, dass Madeira dank der EU eine wirtschaftliche und soziale<br />

Entwicklung nehmen konnte, die zuvor nicht vorstellbar gewesen wäre. „Europa steht am<br />

Scheideweg,“ erklärte er. „Die Wirtschafts- und Finanzkrise zwingt uns, unser Selbstbild als EU<br />

zu überdenken und die von den Gründungsvätern dargelegten Grundsätze, nämlich das Konzept<br />

der Bürgerschaft, Solidarität, politischen Integration und Kohäsion, von einem neuen Standpunkt<br />

aus zu betrachten.“ Ausschlaggebend bleibe dabei der wirtschaftliche Erfolg, da er sich stets<br />

als Motor politischer Veränderungen in der Union erwiesen habe. Gleichwohl dürfe darüber die<br />

Notwendigkeit einer stärkeren sozialen Integration nicht aus den Augen verloren werden, so<br />

Mendonça weiter, und den EU-Regionen in äußerster Randlage, die aufgrund ihrer natürlichen<br />

Grenzen größere Kosten haben, um den gleichen Entwicklungsstand wie anderswo in Europa zu<br />

erreichen, müsse besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.<br />

Nuno Melo, MdEP, Leiter der portugiesischen Delegation (CDS-PP) in der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong>, äußerte<br />

sich als nächster und stellte einen Bezug zwischen den <strong>EVP</strong>-Studientagen und ihrer historischen<br />

Kulisse her. So sprach er von den portugiesischen Forschern als den „Erfindern“ der Globalisierung<br />

und wies auf den berühmten brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer hin, der den Tagungsort<br />

entworfen hat. Nuno Melo zufolge würden die Studientage die ausgezeichnete Gelegenheit<br />

bieten, besser verstehen zu lernen, was „Region in äußerster Randlage“, ein im Europäischen<br />

Parlament häufig erörterter Begriff, tatsächlich bedeute. Zusammenhalt sei zwar kein leeres Wort,<br />

müsse aber praktisch umgesetzt werden und in einer auf Solidarität beruhenden Politikgestaltung<br />

ihren Niederschlag finden. Paulo Rangel, MdEP, stellvertretender Vorsitzender der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong><br />

und zuständig für die Beziehungen zu den nationalen Parlamenten, Leiter der portugiesischen<br />

Delegation (PSD) in der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong>, äußerte sich besonders dankbar über die Solidarität, die die<br />

<strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> angesichts der tragischen Ereignisse im vergangenen Jahr mit der Entscheidung für<br />

Madeira als Tagungsort bekundet habe. „Es ist genau 21 Jahre her, seit die <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> Madeira<br />

das letzte Mal besuchte, und diejenigen, die damals dabei waren, werden die tiefgreifenden<br />

Veränderungen auf der Insel erkennen, die größtenteils europäischer Solidarität und einer<br />

vorbildlichen Verwendung der EU-Mittel durch die PSD-Partei geschuldet sind“, erklärte Paulo<br />

Rangel. Er sehe besonders der Aussprache über den Katastrophenschutz und die Außenpolitik der<br />

EU mit großem Interesse entgegen.<br />

Zum Abschluss der Eröffnungssitzung ergriff Alberto João Jardim, Präsident der Regionalregierung<br />

von Madeira, das Wort. Madeira habe sich in relativ kurzer Zeit von Portugals rückständigster<br />

Region zu der Region mit dem zweithöchsten BIP entwickelt. Dieser Sprung sei nur durch die<br />

Solidarität aller EU-Bürger möglich geworden, die die Region über ihre Steuergelder unterstützt<br />

haben. Allerdings ist der Weg noch weit, wie Präsident Jardim hinzufügte. Die EU sollte mehr Mittel<br />

für ein rasches Eingreifen in die Hand bekommen, und Madeira wiederum sollte die Möglichkeit<br />

gegeben werden, größere Autonomie zu erlangen. „Wir sind keine Separatisten, und wir sind stolz<br />

darauf, Portugiesen zu sein,“ erklärte er, „doch politische Dezentralisierung ist das wirksamste<br />

Verfahren, um die spezifischen Benachteiligungen einer Region in äußerster Randlage wie Madeira<br />

zu überwinden.“<br />

Portugal und die bevorstehenden Herausforderungen<br />

Mit einer Rede von Pedro Passos Coelho, Vorsitzender der Partido Social Democrata (PSD)<br />

in Portugal, wurden die Studientage der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> am Donnerstagnachmittag fortgesetzt.<br />

Er begrüßte die Teilnehmer und dankte der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> für die Ausrichtung dieser hochrangigen<br />

Konferenz in Madeira. Der PSD-Vorsitzende bekräftigte das Bekenntnis seiner Partei zu Europa und<br />

ging auf die Herausforderungen ein, vor die sich Europa derzeit gestellt sieht, wie zum Beispiel die<br />

Wirtschaftskrise und die Neugestaltung einer globalisierten Welt. „Wir müssen die Position der EU<br />

in der globalen Arena neu bestimmen”, erklärte er und fügte hinzu, dass mit der Krisenbewältigung<br />

in Europa auch die Umsetzung der in den Gesellschaften erforderlichen Reformen in Angriff<br />

genommen werden müsse. „Es ist schwierig, solche Reformen inmitten einer Krise durchzuführen,<br />

doch große Krisen bieten auch große Möglichkeiten.“ Der portugiesische Politiker betonte, dass im<br />

Zuge dieses Übergangs das europäische Sozialmodell beibehalten werden müsse.<br />

Im zweiten Teil seiner Rede befasste sich Pedro Passos Coelho mit den Aufgaben der<br />

portugiesischen Wirtschaft. Er erklärte, dass man in Portugal den in den vergangenen Jahren<br />

vorherrschenden sozialistischen Kurs aufgeben musste, um die Krise erfolgreich bewältigen zu<br />

können. Er wies auf zwei Bereiche hin, die in puncto Reform von großer Bedeutung seien, nämlich<br />

öffentlicher Sektor und Steuern, und er unterstrich: „Es ist dringend geboten, unser Modell<br />

unverzüglich zu ändern“. Darüber hinaus erwähnte er die öffentliche Verschuldung, die den<br />

Staatshaushalt schwer belaste. Allerdings stellte er auch fest: „Wir können nicht zulassen, dass<br />

die Steuern ständig erhöht werden“. Pedro Passos Coelho äußerte Zuversicht, dass sein Land über<br />

alle erforderlichen Voraussetzungen, Erfahrungen, Kenntnisse und die richtigen Märkte verfüge,<br />

um der Entwicklung eine andere Richtung zu geben.<br />

Joseph Daul, MdEP, Vorsitzender der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> im Europäischen Parlament, stimmte Pedro<br />

Passos Coelho in Sachen Herausforderungen, denen sich Portugal gegenübersieht, zu und<br />

befürwortete den Ansatz der PSD, die Lösung dieser Probleme als dringlich zu behandeln.<br />

Er äußerte die Hoffnung, dass der PSD-Vorsitzende als möglicher Regierungschef Portugals bald<br />

Gelegenheit erhält, diese Probleme zu lösen.<br />

Europa und Portugal – politische, wirtschaftliche<br />

und soziale Herausforderungen<br />

Zum Auftakt des zweiten Tages der Studientage der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> in Madeira hielt Paulo<br />

Portas, Parteivorsitzender der CDS-PP in Portugal, eine Rede. Er begrüßte die Teilnehmer und<br />

äußerte seinen Dank für den Besuch der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> auf der Insel Madeira, die im Februar<br />

durch Überschwemmungen und Erdrutsche, die 32 Tote forderten, schwer zerstört worden war.<br />

Er erinnerte die Anwesenden daran, den „Wiederaufbau dieser Insel nicht zu vergessen.“ Paulo<br />

Portas dankte den europäischen Christdemokraten für ihre anhaltende Unterstützung und ihre<br />

Solidarität mit der CDS-PP auch in Zeiten, als deren Mitglieder durch die Kommunisten Portugals<br />

bedroht wurden. Der CDS-PP-Vorsitzende führte Beispiele für die guten Beziehungen Portugals<br />

zu Brasilien in der sich entwickelnden portugiesischsprachigen Welt an. Portugal habe bei der<br />

Formulierung und Umsetzung der Ziele der EU eine wichtige Rolle gespielt. „Das Wissen und die<br />

Erfahrungen Portugals verleihen der EU eine Stimme in einer multipolaren Welt“, wie er betonte.<br />

Mit Blick auf die derzeitige Wirtschaftslage äußerte Paulo Portas die Hoffnung, dass Portugal,<br />

wie zuvor in seiner Geschichte, auch diese Krise meistern werde. Dafür sei eine ordnungsgemäße<br />

Finanzregelung und -überwachung in den europäischen Volkswirtschaften von entscheidender<br />

Bedeutung. Die Regierungen müssten allerdings bei der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen<br />

sehr umsichtig vorgehen. Der frühere Europaabgeordnete wies darauf hin, dass Länder, die<br />

sich hoch verschuldeten, dadurch genau genommen ihr eigenes Wirtschaftswachstum aufs<br />

Spiel setzten. „Dies sollte eine verfassungsrechtliche Angelegenheit sein“, wie er betonte.<br />

Er fügte hinzu, dass der Grundsatz „keine Besteuerung ohne Mitspracherecht“ um die Forderung<br />

„keine Schulden ohne Zustimmung des Parlaments” ergänzt werden sollte. Im Hinblick auf<br />

die Frage der Einwanderungspolitik hielt er es für unverantwortlich, keine ordentlich geregelte<br />

j a h r b u c h d e r e v p - f r a k t i o n - 2 0 1 0<br />

111

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!