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EVP-Fraktion - EPP Group

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208<br />

V<br />

> eine Reduzierung der Schulabbruchquote auf unter 10%<br />

> eine Senkung der Anzahl, die unterhalb der nationalen Armutsgrenze leben, um 25%<br />

> eine Entlastung der KMUs von administrativen und nichttarifären Hindernissen<br />

> eine Bereitstellung eines außerfamiliären Betreuungsplatzes für jedes Kind im Vorschulalter<br />

> eine Garantie für einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz innerhalb von 4 Monaten nach Abschluss<br />

der Schulausbildung<br />

> eine Erhöhung der Qualität der Arbeitsvermittlungsstellen<br />

> flexiblere Arbeitszeitvorschriften, die den Bedürfnissen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

entsprechen<br />

> eine höhere Qualifizierung und Weiterbildung finanziert durch Arbeitgeber, Regierung und<br />

Einzelnem sowie<br />

> Investitionen in Verkehrs-, Energie, Telekommunikations- und IT Infrastrukturen, um durch<br />

derartige Maßnahmen und Garantien die Arbeitslosigkeit in den Mitgliedstaaten signifikant zu<br />

reduzieren.<br />

Klaus Kellersman,<br />

Referent<br />

Die Schuldenkrise<br />

Nachdem die PASOK 2009 die Macht in Griechenland übernahm, hatte sie nichts Eiligeres<br />

zu tun, als scharfe Kritik an ihren Vorgängern zu üben. So prangerte sie unter anderem das<br />

Haushaltsdefizit an, das weit über den zuvor veröffentlichten Zahlen lag. Allerdings waren sich<br />

die griechischen Sozialisten zu jener Zeit über drei Dinge nicht im Klaren: Die Anfänge des<br />

Betrugs reichten viele Jahre bis in die Regierungszeit der eigenen Partei zurück. Das tatsächliche<br />

Defizit war wesentlich höher als zunächst angenommen. Und sie ahnten nicht, dass sie eine weit<br />

über die Landesgrenzen hinausgehende Vertrauenskrise auslösen würden, die mittlerweile als<br />

Schuldenkrise bekannt ist.<br />

Bis dahin unterschied sich das Jahr 2009 von anderen Jahren insofern, als viele Menschen<br />

glaubten, endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Es zeichnete sich ab, dass die Talsohle<br />

der Finanzkrise durchschritten war und der Konjunkturmotor wieder ansprang. Daher traf die<br />

Schuldenkrise das Land zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt.<br />

Im Gegensatz zur Finanzkrise, von der fast die gesamte Weltwirtschaft betroffen war, beschränkt sich<br />

die Schuldenkrise größtenteils auf die Eurozone. Um eine gemeinsame Währung ohne eine mit klaren<br />

Wirtschafts- und Finanzbefugnissen ausgestattete europäische Zentralregierung aufrechtzuerhalten,<br />

muss sichergestellt werden, dass die Mitgliedstaaten eine Reihe von fiskalischen Grundsätzen<br />

einhalten. Das wichtigste Instrument zur Durchsetzung dieser Prinzipien ist der Stabilitäts- und<br />

Wachstumspakt (SWP), der sich auf Artikel 126 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen<br />

Union (AEUV) stützt. Daneben existieren andere Mechanismen, wie beispielsweise die in Artikel<br />

125 festgeschriebene Nichtbeistandsklausel (No-Bail-Out-Klausel). [FUSSNOTE: Nach Artikel 125<br />

AEUV sind Projektanleihen im Gegensatz zu Eurobonds gestattet. In den Schlussfolgerungen<br />

des Europäischen Rates vom 28. und 29. Oktober 2010 hinsichtlich einer möglichen begrenzten<br />

Vertragsänderung wird jedoch eine Änderung von Artikel 125 ausdrücklich ausgeschlossen.] Sie soll –<br />

so die Grundüberlegung – bewirken, dass sich die Mitgliedstaaten bemühen, nicht in Schwierigkeiten<br />

zu geraten, denn ihnen wäre bewusst, dass sie mit den Konsequenzen allein fertig werden<br />

müssten. Weitere Mechanismen umfassen zum Beispiel die Überwachung der wirtschaftspolitischen<br />

Entwicklung durch die Kommission. Sie soll unter anderem gewährleisten, dass Löhne und Gehälter<br />

in den Mitgliedstaaten an die Produktivitätssteigerungen angepasst werden, um die internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu wahren.<br />

Rückblickend hat offenbar keiner der genannten Mechanismen wie vorgesehen funktioniert.<br />

Die bei den Mitgliedstaaten auch vor der Finanzkrise ohnehin nicht hoch im Kurs stehende<br />

Haushaltsdisziplin war nach den Bemühungen der Regierungen, den Zusammenbruch der Banken<br />

und eine tiefe Rezession abzuwenden, kaum einzuhalten. [FUSSNOTE: Neben der Notwendigkeit<br />

eines SWP im Kontext der Europäischen Währungsunion ist die Haushaltsdisziplin für die<br />

Bewältigung der demografischen Veränderung von grundlegender Bedeutung. Die Finanzkrise<br />

hat den zwanzig Jahre verfolgten Konsolidierungskurs zur Sicherung der Rentensysteme zunichte<br />

gemacht.] Erste Konsequenzen zeigten sich, als klar wurde, dass Löhne im öffentlichen Dienst -<br />

gefolgt von der Privatwirtschaft - in einigen Mitgliedstaaten unverhältnismäßig angestiegen waren,<br />

wodurch die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstumspotenzial der Volkswirtschaften empfindlich<br />

geschwächt wurden. Statt einer wirtschaftlichen Konvergenz taten sich in den Volkswirtschaften<br />

des Euro Währungsgebiets zunehmend große Wachstumsunterschiede auf.<br />

Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst in einigen Mitgliedstaaten sowie außergewöhnliche<br />

Freigiebigkeit bei der Verteilung öffentlicher Mittel resultierten aus den extrem niedrigen Zinsen<br />

in der Eurozone. Für viele Regierungen war der niedrige Leitzins der Zentralbank historisch<br />

ungewohnt. Alle, auch die Rating Agenturen, wähnten sich in Sicherheit vor der Zahlungsunfähigkeit<br />

eines Landes im Euroraum. In der Folge wurde das Wirtschaftswachstum auf Pump finanziert, von<br />

Nachhaltigkeit konnte allerdings keine Rede mehr sein, so dass eine Rückzahlung der Schulden<br />

in der Zukunft in weite Ferne rückte. [FUSSNOTE: Interessanterweise hatte die EZB über Jahre bei<br />

Treffen der Eurogruppe vor solchen Entwicklungen gewarnt, allerdings waren ihre Rufe auf taube<br />

Ohren gestoßen.]<br />

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