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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
WOHUNGSBAU<br />
WOHNKOSTEN<br />
UNTER DER LUPE<br />
Nachdem die Wohnkosten in den letzten<br />
Jahren stabil waren, sorgen aktuelle<br />
Entwicklungen für einen Anstieg.<br />
Deshalb ist Wüest Partner der Frage<br />
nachgegangen, welche Haushalte und<br />
Regionen im Jahr <strong>2023</strong> von einer höheren<br />
Belastung betroffen sind.<br />
TEXT— ANGELIKA BRÄNDLE & ROBERT WEINERT*<br />
WOHNKOSTENBELASTUNG:<br />
VERSCHÄRFUNG MÖGLICH<br />
Die Wohnkostenbelastung in der<br />
Schweiz ist hoch, war aber in der Vergangenheit<br />
relativ stabil, weil sich auch<br />
die Einkommen im Gleichschritt mit<br />
den Mieten entwickelten. Jüngst ist die<br />
Wohnkostenbelastung allerdings spürbar<br />
angestiegen, sodass Schweizer Mieter<br />
im Vergleich mit den OECD-Ländern<br />
mittlerweile einen überdurchschnittlich<br />
hohen Anteil ihres Haushaltsbudgets für<br />
die Wohnungsmiete aufwenden müssen.<br />
Zwar ist die Wohnkostenbelastung in den<br />
Ländern des europäischen Nordens oder<br />
in den Beneluxstaaten noch höher, aber in<br />
den Nachbarstaaten Frankreich, Deutschland,<br />
Österreich und Italien liegt sie tiefer<br />
als hierzulande.<br />
Die Gründe für die hohe Wohnkostenbelastung<br />
der Mieter in der Schweiz sind<br />
vielfältig. Erstens ist Wohnraum in vielen<br />
Regionen der Schweiz nur begrenzt<br />
vorhanden. Zweitens bleibt die Nachfrage<br />
nach Mietwohnungen aufgrund des<br />
Bevölkerungswachstums und dem steigenden<br />
Anteil von Kleinhaushalten anhaltend<br />
auf einem hohen Niveau, vor allem<br />
in den Arbeitsplatzzentren. Und drittens<br />
verfügen viele Wohnungen des Schweizer<br />
Mietwohnungsmarktes über einen vergleichsweise<br />
hohen Ausbaustandard, was<br />
ebenfalls zu höheren Mieten beiträgt.<br />
Trotz eines sinkenden Referenzzinssatzes<br />
hat sich aber die durchschnittliche<br />
Wohnkostenbelastung in der Schweiz in<br />
den letzten Jahren nur minimal verringert.<br />
Erstens wurden teilweise wertvermehrende<br />
Investitionen in die Mietwohnungen<br />
getätigt. Zweitens ziehen jedes<br />
Jahr rund 15% aller Mieterhaushalte um<br />
– oft in teurere Wohnungen im Angebotsmarkt.<br />
Und drittens haben bei Weitem<br />
nicht alle Haushalte die Senkungsansprüche<br />
nach einer Senkung des Referenzzinssatzes<br />
geltend gemacht.<br />
PRÄZISE BERECHNUNG DER<br />
HAUSHALTSBUDGETS<br />
In der Schweiz machen Wohn- und<br />
Energiekosten einen grossen Teil des<br />
Haushaltsbudgets aus. Die Wohnkostenbelastung<br />
hängt dabei von verschiedenen<br />
Faktoren ab, wie Bruttoeinkommen, Steuern,<br />
Krankenkassenprämien und Nettowohnungsmiete<br />
sowie Nebenkosten. Laut<br />
unseren neusten Berechnungen beträgt das<br />
Gemäss OECD sind in Finnland<br />
(Bild Helsinki) die Wohnkosten<br />
der Haushalte im Vergleich zum<br />
verfügbaren Einkommen am<br />
höchsten. BILD: 123RF.COM<br />
prognostizierte mittlere Bruttoeinkommen<br />
eines Schweizer Mieterhaushaltes im<br />
Jahr <strong>2023</strong> rund 102 000 CHF, nach Abzug<br />
der obligatorischen Abgaben stehen einem<br />
Mieterhaushalt im Schnitt 82 000 CHF zur<br />
Verfügung. Die durchschnittliche Bruttomiete<br />
liegt im Jahr <strong>2023</strong> bei 20 200 CHF,<br />
und die Wohnkostenbelastung beläuft<br />
sich auf 28% – eine spürbare Zunahme gegenüber<br />
2020, als sich die Belastung für<br />
WOHUNGS<br />
BAU<br />
Im Jahr 2022 sind in Zürich 2566 Neubauwohnungen<br />
entstanden, meldet<br />
die Stadt Zürich. Dies sind 637 mehr<br />
als im Vorjahr. Wie schon im Vorjahr<br />
bewegt sich die Zahl der Wohnungen<br />
in baubegonnenen Projekten mit 7257<br />
Einheiten auf hohem Niveau und deutet<br />
auf viele Fertigstellungen in den<br />
nächsten Jahren hin. Nach drei Jahren<br />
mit weniger als 2000 fertiggestellten<br />
Wohnungen nähert man sich mit 2566<br />
Wohnungen wieder jenem Wert der<br />
Jahre 2015 bis 2018 mit durchschnittlich<br />
rund 3000 Neubauten an. Unter<br />
Berücksichtigung der Umbauten stieg<br />
der Wohnungsbestand 2022 um 1958<br />
Einheiten auf insgesamt 231 522<br />
Wohnungen. 55% dieser Wohnungen<br />
wurden durch private Gesellschaften<br />
fertiggestellt, 25% gehören einer<br />
Wohnbaugenossenschaft und 15%<br />
sind im öffentlichen Eigentum. Auch<br />
was die Baubewilligungen betrifft, ist<br />
ein Aufwärtstrend erkennbar. 2022<br />
wurden Projekte mit 2797 Wohnungen<br />
neu bewilligt, das sind fast 600<br />
Wohnungen mehr als im Vorjahr. Dieser<br />
Wert enthält Wohnungen in bewilligten,<br />
freigegebenen und sistierten<br />
Projekten.<br />
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IMMOBILIA / Juni <strong>2023</strong>