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Vorteile allein nicht ent scheidend für die anhaltend<br />
niedrigen Mieten sein.<br />
Verbleibt also die Eigenkapitalrendite.<br />
In den vergangenen Jahren konnten<br />
die Schweizer Grundeigentümer vom steten<br />
Anstieg der Bodenpreise profitieren;<br />
sie konnten höhere Mieten einfordern. Gemeinnützige<br />
Akteure hingegen verzichten<br />
auf eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals<br />
und somit auch auf die Bodenrente – dies<br />
im Tausch gegen günstigere Mieten. Studien<br />
zeigen, dass dieser Verzicht den Unterschied<br />
zwischen Kosten- und Marktmieten<br />
gänzlich erklärt.<br />
Nun aber verlangen die Vertreter von<br />
Wohnbaugenossenschaften, dass die Gemeinden<br />
ihnen Land im Baurecht oder zum<br />
Kauf anbieten. Wie die vorherige Kostenzerlegung<br />
klar macht, kann sich das nur<br />
dann in tiefere Mieten für Genossenschafter<br />
übersetzen, wenn die Gemeinden den<br />
Boden unter Wert abgeben – sprich, wenn<br />
die Wohnbaugenossenschaften zusätzliche<br />
Subventionen erhalten.<br />
Ist die Verwendung dieser staatlichen<br />
Mittel aus Sicht der Gesellschaft sinnvoll<br />
– sinnvoller als für alternative Zwecke, wie<br />
zum Beispiel die Finanzierung von Schulen<br />
oder Spitälern? Viele Mieter in Genossenschaften<br />
gehören zur Mittelschicht und<br />
sind nicht darauf angewiesen. Für alle anderen<br />
bringt dies nur Nachteile mit sich. Denn<br />
wer das Glück hat, eine Genossenschaftswohnung<br />
zu beziehen, wird diese nicht so<br />
schnell aufgeben, selbst wenn sie den eigenen<br />
Bedürfnissen nicht mehr entspricht.<br />
Dadurch sinkt der Umschlag von Mietwohnungen<br />
insgesamt, insbesondere an attraktiven<br />
Lagen. Gerade Wohnungs suchende – die<br />
Jungen, die Geschiedenen, die Mobilen – sehen<br />
sich mit weiteren Suchkosten konfrontiert.<br />
Mehr Wohnungen sind zwar bezahlbar,<br />
nur findet man keine. Die «Wohnungsnot»<br />
eben.<br />
Anstatt die Nachfrage mit zusätzlichen<br />
Fördermitteln anzukurbeln, wäre es sinnvoller,<br />
die zahlreichen Hindernisse für die<br />
Erweiterung des Angebots anzugehen. Die<br />
Politik sollte sich ernsthaft mit den Folgen<br />
stets komplexerer Baubewilligungsverfahren,<br />
obsoleter Lärmvorschriften, eines immer<br />
mächtigeren Heimatschutzes und einer<br />
widersprüchlichen Raumplanung befassen.<br />
Eine solche Vorgehensweise wäre komplett<br />
ohne Subventionen möglich. Und sie käme<br />
allen Mietern zugute.<br />
*MARCO SALVI<br />
Der Autor ist Senior Fellow bei der<br />
Denkfabrik Avenir Suisse in Zürich.<br />
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