08.06.2023 Aufrufe

immobilia 2023/06 - SVIT

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

23<br />

Vorteile allein nicht ent scheidend für die anhaltend<br />

niedrigen Mieten sein.<br />

Verbleibt also die Eigenkapitalrendite.<br />

In den vergangenen Jahren konnten<br />

die Schweizer Grundeigentümer vom steten<br />

Anstieg der Bodenpreise profitieren;<br />

sie konnten höhere Mieten einfordern. Gemeinnützige<br />

Akteure hingegen verzichten<br />

auf eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals<br />

und somit auch auf die Bodenrente – dies<br />

im Tausch gegen günstigere Mieten. Studien<br />

zeigen, dass dieser Verzicht den Unterschied<br />

zwischen Kosten- und Marktmieten<br />

gänzlich erklärt.<br />

Nun aber verlangen die Vertreter von<br />

Wohnbaugenossenschaften, dass die Gemeinden<br />

ihnen Land im Baurecht oder zum<br />

Kauf anbieten. Wie die vorherige Kostenzerlegung<br />

klar macht, kann sich das nur<br />

dann in tiefere Mieten für Genossenschafter<br />

übersetzen, wenn die Gemeinden den<br />

Boden unter Wert abgeben – sprich, wenn<br />

die Wohnbaugenossenschaften zusätzliche<br />

Subventionen erhalten.<br />

Ist die Verwendung dieser staatlichen<br />

Mittel aus Sicht der Gesellschaft sinnvoll<br />

– sinnvoller als für alternative Zwecke, wie<br />

zum Beispiel die Finanzierung von Schulen<br />

oder Spitälern? Viele Mieter in Genossenschaften<br />

gehören zur Mittelschicht und<br />

sind nicht darauf angewiesen. Für alle anderen<br />

bringt dies nur Nachteile mit sich. Denn<br />

wer das Glück hat, eine Genossenschaftswohnung<br />

zu beziehen, wird diese nicht so<br />

schnell aufgeben, selbst wenn sie den eigenen<br />

Bedürfnissen nicht mehr entspricht.<br />

Dadurch sinkt der Umschlag von Mietwohnungen<br />

insgesamt, insbesondere an attraktiven<br />

Lagen. Gerade Wohnungs suchende – die<br />

Jungen, die Geschiedenen, die Mobilen – sehen<br />

sich mit weiteren Suchkosten konfrontiert.<br />

Mehr Wohnungen sind zwar bezahlbar,<br />

nur findet man keine. Die «Wohnungsnot»<br />

eben.<br />

Anstatt die Nachfrage mit zusätzlichen<br />

Fördermitteln anzukurbeln, wäre es sinnvoller,<br />

die zahlreichen Hindernisse für die<br />

Erweiterung des Angebots anzugehen. Die<br />

Politik sollte sich ernsthaft mit den Folgen<br />

stets komplexerer Baubewilligungsverfahren,<br />

obsoleter Lärmvorschriften, eines immer<br />

mächtigeren Heimatschutzes und einer<br />

widersprüchlichen Raumplanung befassen.<br />

Eine solche Vorgehensweise wäre komplett<br />

ohne Subventionen möglich. Und sie käme<br />

allen Mietern zugute.<br />

*MARCO SALVI<br />

Der Autor ist Senior Fellow bei der<br />

Denkfabrik Avenir Suisse in Zürich.<br />

ANZEIGE<br />

Freie Wohnung?<br />

Wir bringen Mieter<br />

oder Käufer aufs<br />

Parkett.<br />

Hier inserieren

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!