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immobilia 2023/06 - SVIT

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Für den gemeinnützigen Wohnungsbau<br />

gibt es auf Bundesebene Fördermassnahmen.<br />

Der Fonds de roulement bietet zinsgünstige<br />

Darlehen mit einer Laufzeit von<br />

bis zu 25 Jahren. Der Beitrag pro Wohnung<br />

liegt bei maximal 50 000 CHF.<br />

Die Hypothekar-Bürgschaftsgenossenschaft<br />

schweizerischer Bau- und Wohngenossenschaften<br />

(HBG) ermöglicht günstigere<br />

Zinsen und eine höhere Belehnung<br />

genossenschaftlicher Projekte, indem sie<br />

Baukredite gemeinnütziger Bauträger verbürgt.<br />

Die Bürgschaften ersetzen die eigenen<br />

Mittel und decken bis zu 90% der Anlagekosten.<br />

Die Emissionszentrale für gemeinnützige<br />

Wohnbauträger (EGW) beschafft für<br />

ihre Mitglieder Gelder, indem sie Anleihen<br />

platziert. Das tut sie in eigenem Namen,<br />

aber in Auftrag und auf Rechnung der<br />

einzelnen Genossenschafter. Das Resultat<br />

ist eine günstige, langfristige Finanzierung<br />

der Projekte.<br />

Auf kantonaler Ebene bieten zudem die<br />

Kantone Basel-Landschaft, Basel-Stadt,<br />

Genf, Neuenburg, Nidwalden, Waadt, Wallis,<br />

Zug und Zürich Förderprogramme.<br />

LAND ALS MITTEL ZUM ZWECK<br />

Die rätoromanische Gemeinde Lantsch/<br />

Lenz bei Lenzerheide nutzte diese Möglichkeiten.<br />

Laut Amt für Wirtschaft und<br />

Tourismus Graubünden (Stand 2021) bewohnt<br />

die Bevölkerung – dies sind rund<br />

548 Personen – 273 von 990 Wohnungen.<br />

Um die 72% sind Zweitwohnungen. Der<br />

Wohnraum ist knapp und die Preise sind<br />

hoch. Die Gemeinde entschied sich für eine<br />

aktive Bodenpolitik. Sie gab Einheimischen<br />

Land und fünf Personen gründeten<br />

daraufhin eine Wohnbaugenossenschaft,<br />

welche die Parzelle im Baurecht für wenig<br />

Zins bekam.<br />

Für die Finanzierung des Bauvorhabens<br />

stellte der Fonds de roulement 240 000 CHF<br />

zur Verfügung. Die Gemeinde erliess die Anschlussgebühren<br />

von 165 000 CHF und kaufte<br />

dafür Anteilscheine. Die Bündner Kantonalbank<br />

gewährte einen Kredit und die EGW<br />

eine langfristige Finanzierung von 1,2 Mio.<br />

CHF. Die Stiftung Solinvest von Wohnbaugenossenschaften<br />

Schweiz leistete ebenfalls<br />

einen Zustupf und zeichnete Anteilscheine.<br />

Das Projekt schluckte 3,4 Mio. CHF. Die<br />

acht Wohnungen mit 2,5 bis 4,5 Zimmern<br />

kosten zwischen 950 und 1600 CHF pro Monat.<br />

Die Gemeinde hat der Genossenschaft<br />

zwei weitere Parzellen im Baurecht abgetreten.<br />

Darauf sollen 20 Wohnungen für rund<br />

12 Mio. CHF entstehen.<br />

Ein Brunnen wurde<br />

im Tessiner Dorf<br />

Monte zu einer<br />

Bank, auf der man<br />

die Ruhe geniesst,<br />

andere beobachtet<br />

oder sich trifft.<br />

BILD: SVEN HÖGGER<br />

KLEINE SCHRITTE MIT GROSSER<br />

WIRKUNG<br />

Für einen bescheideneren Weg entschied<br />

sich das Tessiner Dorf Monte, das<br />

108 Einwohner zählt (Stand 2021). Es liegt<br />

im malerischen Muggiotal und gehört zur<br />

Gemeinde Castel San Pietro, die am Eingang<br />

des Tals liegt. Die Gemeinde wandte<br />

sich an das Planungsbüro LISS (Laboratorio<br />

di Ingegneria dello Sviluppo Schürch),<br />

das soziale und interdisziplinäre Ansätze<br />

anwendet. Ziel war es, Monte seniorenfreundlicher<br />

zu gestalten.<br />

Was als Ergänzung von Alltagswegen<br />

und Treppen durch Bänke und Handläufe<br />

begann, wurde zum Dialog zwischen den<br />

Generationen. Entscheidend waren geschulte<br />

Freiwillige, die mit den Senioren<br />

ein Nachbarschaftskonzept entwickelten.<br />

Das kleine Lebensmittelgeschäft wurde so<br />

zum Treffpunkt, Laden und Erste-Hilfe-<br />

Gesundheitszentrum in einem. Die vielen<br />

kleinen Massnahmen führten zu weiteren<br />

Schritten. Heute gibt es einen Kindergarten,<br />

und Kinder und Ältere entscheiden<br />

gemeinsam, wie sie den Aussenraum<br />

gestalten. Möglich machte dies die Zusammenarbeit<br />

mit Pro Juventute.<br />

Die Stiftung Generationplus zeichnete<br />

das Projekt aus und der Bund förderte es als<br />

Modellvorhaben für nachhaltige Raumentwicklung.<br />

Diese Form der Unterstützung<br />

geht an innovative Projekte, die einen Beitrag<br />

zur Lebensqualität und Wettbewerbsfähigkeit<br />

einer Gemeinde oder Region leisten.<br />

Sie sollen Vorbild für weitere Projekte<br />

sein. So war es auch im Fall des kleinen Dorfes<br />

im Muggiotal. Nur wenige Kilometer<br />

talwärts übernimmt das Dorf Morbio Superiore<br />

das Konzept.<br />

ATTRAKTIVES WOHNEN IN<br />

BERGGEBIETEN.<br />

EIN LEITFADEN FÜR GEMEINDEN<br />

Herausgegeben vom Bundesamt für Wohnungswesen<br />

BWO in Zusammenarbeit mit der<br />

Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die<br />

Berggebiete SAB, 2022. Auf Deutsch,<br />

Französisch und Italienisch veröffentlicht.<br />

*CLAUDIA WAGNER<br />

Die Autorin ist Redaktorin bei<br />

der Zeitschrift Immobilia und<br />

freiberufliche Übersetzerin.<br />

IMMOBILIA / Juni <strong>2023</strong> 23

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