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Für den gemeinnützigen Wohnungsbau<br />
gibt es auf Bundesebene Fördermassnahmen.<br />
Der Fonds de roulement bietet zinsgünstige<br />
Darlehen mit einer Laufzeit von<br />
bis zu 25 Jahren. Der Beitrag pro Wohnung<br />
liegt bei maximal 50 000 CHF.<br />
Die Hypothekar-Bürgschaftsgenossenschaft<br />
schweizerischer Bau- und Wohngenossenschaften<br />
(HBG) ermöglicht günstigere<br />
Zinsen und eine höhere Belehnung<br />
genossenschaftlicher Projekte, indem sie<br />
Baukredite gemeinnütziger Bauträger verbürgt.<br />
Die Bürgschaften ersetzen die eigenen<br />
Mittel und decken bis zu 90% der Anlagekosten.<br />
Die Emissionszentrale für gemeinnützige<br />
Wohnbauträger (EGW) beschafft für<br />
ihre Mitglieder Gelder, indem sie Anleihen<br />
platziert. Das tut sie in eigenem Namen,<br />
aber in Auftrag und auf Rechnung der<br />
einzelnen Genossenschafter. Das Resultat<br />
ist eine günstige, langfristige Finanzierung<br />
der Projekte.<br />
Auf kantonaler Ebene bieten zudem die<br />
Kantone Basel-Landschaft, Basel-Stadt,<br />
Genf, Neuenburg, Nidwalden, Waadt, Wallis,<br />
Zug und Zürich Förderprogramme.<br />
LAND ALS MITTEL ZUM ZWECK<br />
Die rätoromanische Gemeinde Lantsch/<br />
Lenz bei Lenzerheide nutzte diese Möglichkeiten.<br />
Laut Amt für Wirtschaft und<br />
Tourismus Graubünden (Stand 2021) bewohnt<br />
die Bevölkerung – dies sind rund<br />
548 Personen – 273 von 990 Wohnungen.<br />
Um die 72% sind Zweitwohnungen. Der<br />
Wohnraum ist knapp und die Preise sind<br />
hoch. Die Gemeinde entschied sich für eine<br />
aktive Bodenpolitik. Sie gab Einheimischen<br />
Land und fünf Personen gründeten<br />
daraufhin eine Wohnbaugenossenschaft,<br />
welche die Parzelle im Baurecht für wenig<br />
Zins bekam.<br />
Für die Finanzierung des Bauvorhabens<br />
stellte der Fonds de roulement 240 000 CHF<br />
zur Verfügung. Die Gemeinde erliess die Anschlussgebühren<br />
von 165 000 CHF und kaufte<br />
dafür Anteilscheine. Die Bündner Kantonalbank<br />
gewährte einen Kredit und die EGW<br />
eine langfristige Finanzierung von 1,2 Mio.<br />
CHF. Die Stiftung Solinvest von Wohnbaugenossenschaften<br />
Schweiz leistete ebenfalls<br />
einen Zustupf und zeichnete Anteilscheine.<br />
Das Projekt schluckte 3,4 Mio. CHF. Die<br />
acht Wohnungen mit 2,5 bis 4,5 Zimmern<br />
kosten zwischen 950 und 1600 CHF pro Monat.<br />
Die Gemeinde hat der Genossenschaft<br />
zwei weitere Parzellen im Baurecht abgetreten.<br />
Darauf sollen 20 Wohnungen für rund<br />
12 Mio. CHF entstehen.<br />
Ein Brunnen wurde<br />
im Tessiner Dorf<br />
Monte zu einer<br />
Bank, auf der man<br />
die Ruhe geniesst,<br />
andere beobachtet<br />
oder sich trifft.<br />
BILD: SVEN HÖGGER<br />
KLEINE SCHRITTE MIT GROSSER<br />
WIRKUNG<br />
Für einen bescheideneren Weg entschied<br />
sich das Tessiner Dorf Monte, das<br />
108 Einwohner zählt (Stand 2021). Es liegt<br />
im malerischen Muggiotal und gehört zur<br />
Gemeinde Castel San Pietro, die am Eingang<br />
des Tals liegt. Die Gemeinde wandte<br />
sich an das Planungsbüro LISS (Laboratorio<br />
di Ingegneria dello Sviluppo Schürch),<br />
das soziale und interdisziplinäre Ansätze<br />
anwendet. Ziel war es, Monte seniorenfreundlicher<br />
zu gestalten.<br />
Was als Ergänzung von Alltagswegen<br />
und Treppen durch Bänke und Handläufe<br />
begann, wurde zum Dialog zwischen den<br />
Generationen. Entscheidend waren geschulte<br />
Freiwillige, die mit den Senioren<br />
ein Nachbarschaftskonzept entwickelten.<br />
Das kleine Lebensmittelgeschäft wurde so<br />
zum Treffpunkt, Laden und Erste-Hilfe-<br />
Gesundheitszentrum in einem. Die vielen<br />
kleinen Massnahmen führten zu weiteren<br />
Schritten. Heute gibt es einen Kindergarten,<br />
und Kinder und Ältere entscheiden<br />
gemeinsam, wie sie den Aussenraum<br />
gestalten. Möglich machte dies die Zusammenarbeit<br />
mit Pro Juventute.<br />
Die Stiftung Generationplus zeichnete<br />
das Projekt aus und der Bund förderte es als<br />
Modellvorhaben für nachhaltige Raumentwicklung.<br />
Diese Form der Unterstützung<br />
geht an innovative Projekte, die einen Beitrag<br />
zur Lebensqualität und Wettbewerbsfähigkeit<br />
einer Gemeinde oder Region leisten.<br />
Sie sollen Vorbild für weitere Projekte<br />
sein. So war es auch im Fall des kleinen Dorfes<br />
im Muggiotal. Nur wenige Kilometer<br />
talwärts übernimmt das Dorf Morbio Superiore<br />
das Konzept.<br />
ATTRAKTIVES WOHNEN IN<br />
BERGGEBIETEN.<br />
EIN LEITFADEN FÜR GEMEINDEN<br />
Herausgegeben vom Bundesamt für Wohnungswesen<br />
BWO in Zusammenarbeit mit der<br />
Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die<br />
Berggebiete SAB, 2022. Auf Deutsch,<br />
Französisch und Italienisch veröffentlicht.<br />
*CLAUDIA WAGNER<br />
Die Autorin ist Redaktorin bei<br />
der Zeitschrift Immobilia und<br />
freiberufliche Übersetzerin.<br />
IMMOBILIA / Juni <strong>2023</strong> 23