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BAU & HAUS<br />
ZUSAMMENARBEITSMODELLE<br />
MODELL ENTSCHEI-<br />
DET ÜBER ERFOLG<br />
Das Amt für Grundstücke und Gebäude<br />
des Kantons Bern (AGG) verantwortet<br />
die Entwicklung und Werterhaltung<br />
des eigenen Immobilienportfolios.<br />
Ob Baupojekte ein Erfolg werden,<br />
hängt auch von der Wahl des<br />
richtigen Zusammenarbeitsmodells<br />
ab. TEXT— MICHAEL FRUTIG & STEPHAN LANTER*<br />
Visualisierung des<br />
neuen Polizeizentrums<br />
in Niederwangen.<br />
BILD: MAAARS ARCHITEKTUR<br />
ENTSCHEIDUNG MÖGLICHST<br />
FRÜH TREFFEN<br />
Das Zusammenarbeitsmodell bestimmt<br />
in erster Linie, wie und durch wen ein Bauprojekt<br />
geplant und realisiert und welche<br />
vertraglichen Regelungen dabei gelten sollen.<br />
Es dreht sich also zentral um die Frage<br />
der Planungs- und Realisierungspartner<br />
sowie deren Beschaffung.<br />
Die Wahl des Zusammenarbeitsmodells<br />
stellt eine der zentralen Weichenstellungen<br />
in einem Bauprojekt dar und ist<br />
möglichst früh zu fällen, damit die Projektphasen<br />
von Beginn weg optimal auf das gewählte<br />
Modell abgestimmt werden können.<br />
Das Zusammenarbeitsmodell sollte somit<br />
vor der Auslösung der Projektierung zumindest<br />
in den wesentlichen Grundzügen<br />
festgelegt sein. Bei einer späteren Bestimmung<br />
besteht das Risiko, dass Vorleistungen<br />
nicht optimal genutzt werden können<br />
oder gewisse Modelle aufgrund bereits eingegangener<br />
Verpflichtungen nicht mehr<br />
zur Auswahl stehen.<br />
Vereinfacht betrachtet, werden am<br />
Markt fünf gängige Zusammenarbeitsmodelle<br />
angeboten. Zusammen mit den möglichen<br />
Vertrags- und Vergütungsregelungen<br />
ergibt sich eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten.<br />
Dies wäre nicht der Fall,<br />
wenn nicht jedes der Modelle seine spezifische<br />
Berechtigung hätte. Es geht somit<br />
weniger darum, das beste Realisierungsmodell<br />
generell zu küren, sondern für die<br />
spezifische Aufgabenstellung die bestmögliche<br />
Wahl zu treffen.<br />
PROJEKTFORTSCHRITT<br />
BESTIMMT WAHLFREIHEIT<br />
Ein wichtiger Bestandteil der Charakteristik<br />
von Zusammenarbeitsmodellen<br />
ist der Verlauf des Freiheitsgrades (der<br />
Bauherrschaft) in Abhängigkeit zur Projektdauer.<br />
Modelle mit einem rasch abnehmenden<br />
Freiheitsgrad erfordern von der<br />
Bauherrschaft eine frühzeitige und stabile<br />
Auftragsdefinition. Diese muss zumindest<br />
in grossen Teilen funktional formuliert<br />
werden können, da aufgrund der frühen<br />
Projektphase noch keine projektspezifischen<br />
Erkenntnisse gewonnen werden<br />
konnten.<br />
Eine frühzeitige Einschätzung der fachlichen<br />
und inhaltlichen Komplexität des<br />
Bauvorhabens hilft bei der Fragestellung,<br />
wann und in welcher Form im Projektablauf<br />
die Projektanforderungen in angemessener<br />
Tiefe zur Verfügung stehen und<br />
gegenüber Partnern (Planung/Realisierung)<br />
kommuniziert werden können. Dabei<br />
ist insbesondere zu beachten, wann<br />
die Nutzerbedürfnisse in der notwendigen<br />
Detaillierung für die Ausschreibung<br />
von Planungs- und Realisierungsleistungen<br />
verbindlich und beständig formuliert<br />
werden können und ob eine frühzeitige<br />
funktionale Beschreibung überhaupt infrage<br />
kommt. Aber auch, wann und in welcher<br />
Form vom Know-how der beteiligten<br />
Planer und Unternehmer profitiert werden<br />
kann oder welcher Handlungsspielraum<br />
der Bauherr noch haben sollte.<br />
Die Flexibilität innerhalb eines Projektes<br />
ist also gekoppelt an den Freiheitsgrad<br />
im Projektverlauf. Ein geringer Freiheitsgrad<br />
bedeutet eine tiefere Flexibilität hinsichtlich<br />
der Veränderung des Auftrags im<br />
Projektverlauf.<br />
PROJEKTANFORDERUNGEN<br />
SIND ENTSCHEIDEND<br />
Ein Projekterfolg stellt sich dann ein,<br />
wenn die Projektziele erreicht sind. Es gilt<br />
somit in einer frühen Phase, die Projektziele<br />
klar festzulegen, die konkreten Projektanforderungen<br />
zu definieren und die kritischen<br />
Erfolgsfaktoren zu identifizieren.<br />
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IMMOBILIA / Juni <strong>2023</strong>