Elbufer Rundschau: Erinnerungen - Himmel und Hölle in der Bäckerei

Hitzacker
Reges Treiben in Hitzacker vor 4000 Jahren
Im Archäologischen Zentrum wird das Leben der Menschen in der Bronzezeit anschaulich
Langhaus III und Totenhaus
Schon von der Straße aus zu sehen sind die langen geduckten
Gebäude, die mit ihren Strohdächern an große
Schafställe erinnern. Wir sind bei Deutschlands erstem
bronzezeitlichen Freilichtmuseum angekommen.
Der Morgen ist kühl am 13. April 2023. Immerhin
scheint nach einigen verregneten Tagen mal wieder
die Sonne. Wir sind mit der Leiterin des Archäologischen
Zentrums, Ulrike Braun, verabredet. Denn wir
möchten einiges erfahren über dieses einzigartige Projekt
und dazu einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Wir freuen uns, dass wir unseren Termin so kurzfristig
erhalten konnten. Dazu beigetragen hat vielleicht
auch, dass bei den niedrigen Temperaturen heute noch
keine Touristenströme zu erwarten sind.
Nachdem wir uns vorgestellt haben, schlägt Frau
Braun vor, dass wir uns in den „Sozialraum“ hinter der
Kasse setzen. „Wir werden leider nicht ungestört sitzen
können“, bedauert sie. „Es werden immer mal Mitarbeiter
durchgehen oder mir Fragen stellen.“
Aber das ist für uns gar nicht schlimm, denn wir möchten
auch ein wenig verstehen, wie so ein Team funktioniert
und womit sich die Mitarbeiter des Museums im
Alltag beschäftigen oder rumschlagen müssen.
Sensationelle Funde gab es seit 1969
Zu Anfang unseres Gesprächs bitten wir Frau Braun
darum, uns ein wenig über die Vorgeschichte des Archäologischen
Zentrums Hitzacker zu erzählen.
„Begonnen hat die Geschichte“, so Ulrike Braun, „im
Jahre 1969, da wurden Erdarbeiten im Bereich der ehemaligen
Kläranlage vorgenommen. Es ahnte niemand,
auf welche Sensation man da zubaggerte, bis erste
Keramikscherben und Erdverfärbungen zutage traten.
Doch schnell wurde deutlich: Schon vor Tausenden
von Jahren haben an dieser Stelle Menschen gesiedelt.
Man entdeckte einen mehr als 3000 Jahre alten Hausgrundriss.
1987 wurden mit dem Fundplatz insgesamt
16 Hektar umliegendes Areal unter Grabungsschutz
gestellt.
Und die Archäologen entdeckten dann weitere Spuren
der Siedlung, die ältesten wurden auf die Zeit um 2200
vor Christus datiert.“
Im Jahre 1990 fiel der Startschuss für das Archäologische
Zentrum Hitzacker (AZH). Frau Braun schildert
uns, wie zwischen 1990 und 2010 im Laufe der Jahre
vier bronzezeitliche Langhäuser errichtet wurden.
Über Karl May zur Archäologie
Es interessiert uns auch die persönliche Geschichte der
Menschen, die hier engagiert arbeiten: „Wie lange sind
Sie selbst bei diesem spannenden Projekt dabei? Und
wie sind Sie überhaupt zur Archäologie gekommen?“
Ulrike Braun schmunzelt: „Über Karl May. Seine Bücher
über Winnetou habe ich als Kind verschlungen. Irgendwann
stellte ich mir die Frage: Gibt es auch in Europa
Völker, die anders leben oder gelebt haben? Wie war
das früher? So kam ich irgendwann zur Ur- und Frühgeschichte.
Schon 1990 war ich als Studentin hier in Hitzacker, Anfang
der 2000er Jahre dann als ABM-Kraft. Als solche
habe ich erste Projekte übernommen. 2003 wurde ich
Assistentin von Dr. Lucke, dem Gründer des Projekts
und ersten Museumsleiter. Seit 2007 schließlich leite
ich selbst dieses Freilichtmuseum.“
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