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Elbufer Rundschau: Erinnerungen - Himmel und Hölle in der Bäckerei

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Die Eier <strong>der</strong> Rotbauchunke<br />

Auge mit Herzpupille<br />

Bauch <strong>der</strong> Rotbauchunke<br />

Rufendes Männchen<br />

Die Rotbauchunke<br />

Die Rotbauchunke kam bis vor kurzem <strong>in</strong>nerhalb Nie<strong>der</strong>sachsens<br />

nur noch im Biosphärenreservat Nie<strong>der</strong>sächsische<br />

Elbtalaue vor. Es liegt daher an <strong>der</strong> Seltenheit<br />

<strong>der</strong> Unke, dass nur wenige Nie<strong>der</strong>sächs<strong>in</strong>nen schon<br />

mal e<strong>in</strong>e gesehen haben. Ja aber wen <strong>in</strong>teressiert das?<br />

Immerh<strong>in</strong> die EU. Denn die Rotbauchunke wird <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

europäischen FFH-Richtl<strong>in</strong>ie im Anhang II <strong>und</strong> IV aufgeführt<br />

<strong>und</strong> zählt somit zu den <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU am strengsten<br />

geschützten Arten, über <strong>der</strong>en Erhaltungszustand die<br />

EU-Mitgliedstaaten alle 6 Jahre nach Brüssel berichten<br />

müssen. Das heißt zum e<strong>in</strong>en, dass man Schutzgebiete<br />

für diese Art e<strong>in</strong>richten <strong>und</strong> so betreuen muss, dass die<br />

ökologischen Bedürfnisse <strong>der</strong> Art erfüllt s<strong>in</strong>d.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus darf man auch außerhalb <strong>der</strong> Schutzgebiete<br />

eigentlich nichts tun, was die Population <strong>der</strong><br />

Rotbauchunke gefährdet – aber wie genau dieser Paragraph<br />

auszulegen bzw. umzusetzen ist, würde den Rahmen<br />

dieses Artikels sprengen.<br />

Nun zurück zu <strong>der</strong> Rotbauchunke <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen. Es<br />

gibt auch Nie<strong>der</strong>sachsen, die nicht an <strong>der</strong> schönen Elbe<br />

wohnen, sich aber für die Rotbauchunke <strong>in</strong>teressieren.<br />

Früher war das Amphib bei uns weit verbreitet, <strong>in</strong> den<br />

Flußtälern entlang Aller <strong>und</strong> Oker, o<strong>der</strong> im Landkreis<br />

Uelzen. Und dort gibt <strong>und</strong> gab es Bestrebungen, die Rotbauchunke<br />

wie<strong>der</strong> anzusiedeln. Und da die EU an dem<br />

Schutz <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Rotbauchunke starkes<br />

Interesse hat, gibt es e<strong>in</strong> von <strong>der</strong> EU f<strong>in</strong>anziertes Projekt<br />

zur Stärkung <strong>der</strong> Rotbauchunke <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Amphibien<br />

<strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen (wer mehr darüber wissen möchte<br />

kann im Internet unter dem Stichwort „EU Projekt LIFE<br />

Auenamphibien" nachlesen). Teil des Projektes ist es, die<br />

Rotbauchunken von <strong>der</strong> Elbe <strong>in</strong> die an<strong>der</strong>en Gebiete zu<br />

br<strong>in</strong>gen. Natürlich nicht e<strong>in</strong>fach so. Dazu werden Eier<br />

<strong>in</strong> den Gewässern gesammelt <strong>und</strong> unter geschützten<br />

Bed<strong>in</strong>gungen bis zum Abschluss <strong>der</strong> Metamorphose gehalten<br />

– so erreichen 90–95% statt 5–10% das Stadium<br />

<strong>der</strong> Metamorphose <strong>und</strong> es steht sozusagen e<strong>in</strong> Überschuss<br />

von r<strong>und</strong> 80% zur Wie<strong>der</strong>ansiedlung <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

nie<strong>der</strong>sächsischen Gebieten zur Verfügung. So schafften<br />

es unsere Elbe-Unken <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> die<br />

Landkreise Uelzen, Gifhorn, Celle <strong>und</strong> Region Hannover.<br />

Falls ich nun Ihr Interesse wecken konnte <strong>und</strong> Sie auf die<br />

Suche nach e<strong>in</strong>er Rotbauchunke gehen wollen, folgende<br />

H<strong>in</strong>weise:<br />

Charakteristisch für den relativ kle<strong>in</strong>en Froschlurch<br />

(ke<strong>in</strong>e Kröte, ke<strong>in</strong> Frosch – e<strong>in</strong> Scheibenzüngler) ist die<br />

rotgefleckte Bauchunterseite. Diesen sieht man natürlich<br />

nur, wenn man sie fängt <strong>und</strong> umdreht, was nicht so<br />

e<strong>in</strong>fach ist <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus auch nicht erlaubt. Man<br />

f<strong>in</strong>det sie fast den ganzen Sommer über an fischfreien,<br />

flachen, nicht zu stark zugewachsenen, besonnten <strong>und</strong><br />

eher großen Gewässern. Dort fällt sie – wie die meisten<br />

Amphibien (außer dem lauten Wasserfrosch) – nicht<br />

beson<strong>der</strong>s auf. Erkennen kann man sie dann vor allem<br />

an ihren schönen Unkenrufen, die man fast mit dem<br />

Kuckuck verwechseln kann <strong>und</strong> die ihr <strong>in</strong> Dänemark den<br />

schönen Namen Glockenfrosch e<strong>in</strong>brachten.<br />

Sie kommt nur im Flachland vor – das höchstgelegene<br />

Vorkommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen Elbtalaue liegt<br />

bei 48m üNN bei Gartow. Sie liebt offene Weidelandschaften<br />

mit vielen Insekten. Beson<strong>der</strong>s gut hören kann<br />

man sie <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> den späten Nachmittags- <strong>und</strong> frühen<br />

Abendst<strong>und</strong>en gegenüber von Hitzacker – von <strong>der</strong> Fähre<br />

Hitzacker etwa 3 km Richtung Darchau o<strong>der</strong> auch<br />

zwischen <strong>der</strong> Dömitzer Eisenbahnbrücke <strong>und</strong> Brandleben<br />

– vom Deich aus.<br />

Sonst hat sie sich doch <strong>in</strong> eher nicht so gut e<strong>in</strong>sehbare,<br />

ausgedehnte Weideflächen zurückgezogen – mit<br />

<strong>der</strong> Ausnahme des Dömitzer Burggrabens –, auch dort<br />

werden bald nie<strong>der</strong>sächsische Unken e<strong>in</strong>ziehen <strong>und</strong> die<br />

dortigen nur noch wenigen Unken verstärken.<br />

Die Rotbauchunke <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sächsischen Elbtalaue –<br />

e<strong>in</strong> Exportschlager.<br />

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Text: Ute Thiergärtner - Bil<strong>der</strong>: Florian Bibelriether

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