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ruc_2-2023

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Porträt Herbert Mattle<br />

Ein Genussmensch bringt es auf den Punkt<br />

Beim Blick auf ein erfolgreiches Leben stellt sich immer auch die<br />

Frage nach einem Erfolgsrezept. Herbert Mattle wuchs in Gastrobetrieben<br />

seiner Eltern in Luzern auf und beobachtete Menschen,<br />

die Arbeitsabläufe und deren Resultate. Mit diesen Eindrücken<br />

machte er sich von Kindesbeinen an auf den Weg an die Spitze.<br />

Wenn Herbert Mattle an einer Bäckerei vorbeikommt, hebt<br />

er geniesserisch den Kopf, um warmes Brot und frischen<br />

Kuchen zu erschnuppern. Es ist der Duft seiner Kindheit,<br />

denn sein Vater übernahm die Bäckerei seiner Eltern, die<br />

er zunächst weiterbetrieb. Schon bald kam ein Tea-Room<br />

dazu, wo sich die Gäste zu Kaffee, Kuchen und hausgemachtem<br />

Eis niederlassen konnten. Er fand es immer<br />

sehr beeind<strong>ruc</strong>kend, wenn 50 Tafeln Cailler-Schokolade<br />

geliefert wurde.<br />

Später kauften seine Eltern ein kleines Hotel mit Restaurant<br />

in der Altstadt in Luzern, um ganz in der Gastlichkeit<br />

aufzugehen. «Um mich als kleinen Jungen waren immer<br />

viele Menschen», erinnert sich Mattle gut. Restaurants<br />

seien sozusagen sein Spielplatz gewesen. «Ich habe die<br />

Serviertöchter immer geplagt, weil ich ihnen die Schleifen<br />

von ihren weissen Schürzen regelmässig aufgezogen<br />

habe», grinst er. Der bekannte Luzerner Künstler Poldi<br />

Häfliger bezahlte seine Rechnungen gerne mal mit Ölbildern:<br />

«Die hängen immer noch bei uns an der Wand.»<br />

am Herzen. Und es lässt eine Parallele zur Gastronomie<br />

und damit zu Mattles genialer Draufsicht auf die Dinge<br />

vermuten: «Wer sich zu wichtig für kleinere Arbeiten hält,<br />

ist meist zu klein für wichtige Aufgaben.»<br />

Er ist zwar ein Experte in Rechnungslegung und Controlling<br />

und Revisionsexperte – aber er habe das Gefühl,<br />

als Gastgeber geboren zu sein, erklärt Herbert Mattle.<br />

Auch als Gast eigne er sich aber ganz gut, schmunzelt der<br />

71-jährige Weinkenner munter: «Ich esse zu viel und trinke<br />

zu viel, doch alles nur vom Besten!» Er habe auch nicht<br />

vor, dies zu ändern: «Vor zwölf Jahren hatte ich Krebs. Als<br />

ich den überstanden hatte, nahm ich mir vor, mein Leben<br />

komplett umzukrempeln.» Doch dann winkt Herbert<br />

Mattle ab und sagt: «Das dauerte ein, zwei Monate, dann<br />

waren die Umkrempel-Pläne Geschichte.» Er vertraue auf<br />

Geniale Draufsicht auf die Dinge<br />

Der Sound seiner Kindheit hörte sich an wie eine Sinfonie<br />

aus klapperndem Geschirr, Sinatra-Hits aus dem Musikautomaten<br />

und Menschenstimmen aus allen Ländern.<br />

«Noch heute spüre ich sofort, wenn in einem Restaurant<br />

etwas nicht stimmt», erzählt Mattle, und er wisse auch<br />

ziemlich schnell, was man in einem Lokal bestellen sollte,<br />

und was nicht.<br />

Im Mikrokosmos der Gastronomie aufzuwachsen, schuf<br />

wohl eine entscheidende Grundlage dafür, warum Herbert<br />

Mattle Dinge treffsicher auf den Punkt bringen kann und<br />

kaum je den klaren Blick verliert. Eines seiner Lieblingszitate<br />

von Charles de Gaulle lautet: «Es ist besser, unvollkommene<br />

Entscheidungen zu treffen, als ständig nach<br />

vollkommenen Entscheidungen zu suchen, die es niemals<br />

gibt.» Auch ein Zitat von Jacques Tati liegt ihm besonders<br />

52 I rechnungswesen & controlling 2 I <strong>2023</strong> Porträt

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