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aufs Amt gegangen sei, um zu fragen, ob sie das Zürcher<br />

Bürgerrecht nicht doch behalten könne, habe sie<br />

der Beamte getröstet: «Immerhin sind doch die Farben<br />

der Wappen Zürich und Luzern die gleichen – blau und<br />

weiss.» Die Rechnung Bürgerrecht verloren, aber Herbert<br />

Mattle gewonnen, schien für Fabienne aufzugehen, wie<br />

43 Ehejahre beweisen: «Meine Frau ist wie ein Vulkan»,<br />

gesteht der bewährte Ehegatte schmunzelnd. Da könne<br />

es schon mal passieren, dass sie beim Einkaufen aneinandergeraten,<br />

weil er sich traue anzumerken, dass sie<br />

dies oder jenes nicht bräuchten. Die beiden haben sich<br />

auf einem Parkplatz kennengelernt und nach drei Monaten<br />

geheiratet. Nach der Heirat beschlossen sie: «Ich mache<br />

Karriere, du kümmerst dich um die Kinder und den Haushalt»,<br />

erzählt Herbert Mattle. Dann bricht wieder der Gourmet<br />

in ihm durch: «Meine Frau kocht gut und probiert viel<br />

aus. Was schmeckt, kommt in ihr Repertoire, was nicht<br />

schmeckt, wird gestrichen.» An ihrem Wohnort in Ascona<br />

verbringt das Ehepaar seine Ferien und Freizeit, da seien<br />

sie ja fast an der Mittelmeerküste. Kein Wunder liegt hier<br />

auch ihr Boot «True Love» im Hafen. Am Lago Maggiore<br />

gäbe es auch mal einen Branzino in Sale, schwärmt der<br />

Mann und versichert: «Ich esse alles und besuche nie ein<br />

falsches Restaurant.» Den ganzen Winter über zieht es das<br />

Paar samt ihren Hunden Obelix, Russel und Santana nach<br />

Grächen ins Wallis. Im exquisiten Restaurant Walliserkanne<br />

sind sie Stammgäste und geniessen dort traditionelle<br />

und regionale Küche auf hohem Niveau.<br />

«Ich bin nicht im Ruhestand!»<br />

Auf die Frage, was er denn mit all seiner freien Zeit mache,<br />

die auf ihn zukomme, reagiert der 71-Jährige fast<br />

empört: «Ich bin nicht im Ruhestand!» Denn er werde<br />

weiter Mandate haben und Präsident des Trägervereins<br />

der Prüfungen bleiben. Er sei früher sehr viel geflogen<br />

von Sitzung zu Sitzung, heute brauche er das nicht mehr.<br />

Die Pandemie habe auch etwas Gutes gehabt. Seit dem<br />

Zoom-Boom hätten die Leute kapiert, dass man vieles<br />

auch online kommunizieren könne. Er sei erleichtert, den<br />

Präsidentenposten in die Hände von Dieter Pfaff legen zu<br />

dürfen. Die freie Zeit, die jetzt entsteht, nutzt er für neue<br />

Projekte, die er noch nicht kennt – noch nicht! Dann stehe<br />

auch seine umfangreiche Langspielplatten-Sammlung aus<br />

den 60er- und 70er-Jahren an, die er unbedingt digitalisieren<br />

will. Auf Frank Zappa habe er aber keinen Bock<br />

mehr, schwenkt der Musikliebhaber auf seine bevorzugten<br />

Stile um. Auch Free-Jazz gehöre nicht mehr in sein Leben.<br />

Dafür schwärmt er von klassischen Jazzkonzerten im Cat<br />

Jazz Club in Ascona. Jedenfalls wolle er jetzt bei solchen<br />

Anlässen sitzen. Er fände es nur blöd, dass man in der<br />

Tonhalle nicht klatschen dürfe, wenn ihm danach sei ...<br />

Etwas spitzbübisch packt er lächelnd eine Anekdote aus<br />

seinem Leben aus. Er habe vor seiner Ehe ein paar Monate<br />

in London verbracht, um eine Sprachschule zu besuchen<br />

und dort in der Buchhaltung des grössten Diamantenkonzerns<br />

zu arbeiten. Die Bewertungsfrage war übrigens<br />

einfach gelöst: 1 Karat = 1 USD. «Ich hatte gerade etwas<br />

Stress mit Freundinnen». Da sei er froh gewesen nach<br />

England abhauen zu können. «Ich habe gelebt und lebe<br />

gerne!» stellt Mattle fest. Er findet es schlicht unakzeptabel,<br />

irgendwann sterben zu müssen: «Sollen doch andere<br />

gehen. Ich nicht.»<br />

Text: Christina Burghagen<br />

54 I rechnungswesen & controlling 2 I <strong>2023</strong> Porträt

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