Golf und Business Magazin 02/2023

KOLUMNE
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Die G&B-Kolumne für ein inspiriertes Leben und Golfen
Leben wie ein Pro
Ich bin ja ein Tier-Narr. Alles, was bellt,
schnurrt oder fiept, hat mein Herz schnell
erobert. Was aber tun, wenn da ein Hund
mit einem lebt – und man ist Golfer? Ich
meine, das braucht ja schon Zeit, dieses
Hobby…die das Wauzerl eventuell nicht
gerne zu Hause bleibt.
Also: Beim Golf-Club nachgefragt, alles
klar, Hund kann mit, wenn er sich benimmt
und an der Leine ist. Wie toll! Ich sehe uns
als geschmeidiges Duo über den Platz fliegen.
In meinem Kopf höre ich das anerkennende
Raunen der Mit-Golfer angesichts
dieser Kombination aus Athletik, Präzision
und Verbundenheit. Stilles Einverständnis,
interspezifische Harmonie in voller Pracht.
Wo habe ich denn mein schwarz-weißes
Outfit, damit wir auch optisch perfekt harmonieren…?
Der Mann baut noch geschwind eine führende
Leinenkonstruktion aus einem
Teil, das eigentlich fürs Fahrrad gedacht
ist, aber super an das Bag passt – und los
geht's. Der Hund findet's insofern schon
mal schön, weil er gepflegte Grünanlagen
schätzt. Mit der wilden Wiese hat er's nicht
so. Insofern ist er auf dem Golfplatz absolut
richtig. Da ist es auch wesentlich angenehmer,
sein Geschäft zu erledigen. Ich
winke also bereits ab dem Aussteigen aus
dem Auto weithin sichtbar mit dem Hunde-Sackerl
(aka Kackbeutel), damit jeder
registriert, dass ich Hinterlassenschaften
sofort beseitige.
Für Bälle interessiert sich der Hund nicht,
ich höre allerdings von anderen Golfern,
dass deren Hund sich auf das Suchen verschwundener
Bälle spezialisiert hat. Schade,
meiner schielt eher beunruhigt auf den
Driver, als ich den aus der Tasche ziehe. Ich
schwinge also ganz sanft, damit der Hund
nicht erschrickt. Sonst zahle ich viel Geld
dafür, dass mir das jemand sagt: „Schwingen,
nicht schlagen, einfach schwingen…“
Mein Hund, mein Pro. Geht doch.
Die restliche Runde bin ich voll konzentriert
drauf, dass der Hund niemandem im
Weg ist, von keinen Bällen getroffen wird,
auf nichts rum kaut und nirgendwo hinmacht,
wo er nicht soll, beziehungsweise
darf. Ich lobe ihn nach jeder Bahn, denn
der Hund langweilt sich gelinde gesagt.
Ein wenig gehen, gucken, Frauchen fluchen
und verzweifeln hören, weitergehen – zum
Gähnen. Etwas neidisch schaue ich dem
Herrn im Cart hinterher, dessen Action-
Yorkshire-Terrier begeistert die Nase in den
Wind hält und sofort parat am Abschlag
sitzt. Nun ja, Vergleichen ist der sicherste
Weg ins Unglück. Wusste schon Buddha.
Wie meine Runde war? Ich habe keine Ahnung.
Schön war sie auf jeden Fall, weil ich
kein schlechtes Gewissen hatte, den Hund
lange allein zu lassen. Weil wir zusammen
auf dem Golfplatz waren. Weil der Hund
sich aufs Leckerli und den Wassernapf danach
und ich mich auf einen Aperol Spritz
in der Sonne freue. Ich merke, dass ich mir
einbilde, der Hund hätte Golf gespielt. Und
natürlich war er großartig. Er ist überhaupt
ein ganz besonders intelligenter Hund. Ich
schiele leicht in der Gegend rum, ob mir das
jemand ansieht…man spinnt ja schon ein
bisschen mit allem, was das Wackerl angeht.
Auf dem Weg zum Auto denke ich mir so:
„Ich weiß gar nicht, warum auf manchen
Plätzen Hunde generell verboten sind“, da
sehe ich rechts einen unangeleinten Hund
einem Golfer hinterherrennen, bellend und
so gar nicht nach einem „Der-Tut-Nix“ aussehen.
Sein Herrchen? Rief sehr laut mehrfach
und ungehört den Namen des Rüpels.
Ohne Erfolg. Ich drehe mich empört nach
links, liegt doch da ein ordentlich stinkender
und sehr frischer Haufen – ein paar
Meter weiter weg läuft ein betont fröhlicher
und angeblich von nichts wissender Wanderer
mit seinem Schnuffi. Ich drehe mich
zu meinem Hund und sage: „Unmöglich,
dass die einfach so auf den Golfplatz dürfen.“
Der Hund stimmt zu. Keine Manieren
mehr heutzutage. Man sollte das verbieten.
Isabel Lasthaus
zur Person Isabel Lasthaus
zur Person Isabel Lasthaus
Nach dem Studium war Isabel Lasthaus als Redakteurin für die
„Nürnberger Zeitung“ tätig, bevor sie sich 2008 als Yogalehrerin
selbstständig machte. Sie bildet seit zehn Jahren bundesweit
Yogalehrerinnen und Yogalehrer aus. Ihr Schwerpunkt liegt mittlerweile
auf Coaching (nach Tony Robbins) und Hypno-Coaching
(nach Marisa Peer), was auch im Sport viel Anwendung findet.
2019 machte sie ihre Platzreife und pflügt seitdem den Rasen
im Golfclub Gerhelm. Ab und an erfreut sie ihre Pro. Hält meist
nicht lange an.
www.shantissima.de
instagram: isabel.sangha.lasthaus