faktor Herbst 2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
unternehmen<br />
krank. Da die Zimmer des Hospizes an der Lutter sehr<br />
gut belegt sind, standen die Patienten meist einige Zeit<br />
auf der Anfrageliste – oft auch auf Anfragelisten anderer<br />
Einrichtungen. Aus der Anzahl der Pflegekräfte pro<br />
Schicht und der Gästezahl lässt sich leicht ableiten, wie<br />
viel mehr Zeit die Betreuer – auch mit zusätzlicher Unterstützung<br />
durch die ehrenamtlich Tätigen – pro Person<br />
zur Verfügung haben. Sympathie, Empathie und die individuelle<br />
Erfahrung spielen eine unabdingbare Rolle,<br />
um eine vor allem für die Gäste möglichst angenehme<br />
Aufenthaltszeit zu sicherzustellen. Dabei nehmen alle<br />
Beteiligten viel Rücksicht auf die jeweilige Situa tion des<br />
Gastes.<br />
ES GIBT KEINE WECKZEITEN ODER FESTE Termine.<br />
Jeder kann die Gemeinschaftsbereiche nutzen oder im<br />
eigenen Zimmer bleiben. In einem einladend mit Sofas,<br />
Esstheke, Tischen, Stühlen und technischen Me dien ausgerüsteten<br />
Raum finden gemeinsame Mahlzeiten und<br />
Veranstaltungen statt. Dazu gehört auch der auf viel Begeisterung<br />
stoßende Einsatz eines Therapiehundes – ein<br />
Spanischer Wasserhund, wie auch Daniel de Vasconcelos<br />
einen besitzt. Auch Konzerte und Predigten können zusammen<br />
angesehen oder neuerdings auch von hier in die<br />
mit WLAN ausgestatteten Zimmer der Gäste übertragen<br />
werden. „Neulich fand hier ein Konzert statt. Zwar<br />
konnten die meisten Gäste ihre Zimmer nicht verlassen,<br />
aber alle Türen standen offen. Es war für alle Beteiligten<br />
eine besondere Atmosphäre“, schildert de Vasconcelos<br />
diesen Gänsehautmoment.<br />
Vom Gemeinschaftsraum geht es über eine kleine<br />
Treppe auf die Terrasse. Sie eröffnet den Menschen den<br />
Blick auf den wunderschönen Garten mit seinem Teich<br />
und den darin schwimmenden Fischen oder auf die ehrfurchtgebietende,<br />
riesige Rotbuche an der Grundstücksgrenze.<br />
Wer nicht mehr zu Fuß unterwegs sein kann, hat<br />
die Möglichkeit, sich im eigenen Bett per Fahrstuhl in<br />
den von einer fest angestellten Gärtnerin gepflegten Gartenbereich<br />
bringen zu lassen. Hier finden sich auch viele<br />
Sitzgelegenheiten, auf denen sich die Gäste mit den Zugehörigen<br />
niederlassen können. Wer kann und mag, darf<br />
auch selbst im Garten Hand anlegen.<br />
BEIM LESEN DIESER ZEILEN stellt sich eventuell die<br />
Frage, wie das für die Patienten überhaupt bezahlbar<br />
sein soll. Doch keine Sorge: Die Krankenkassen tragen<br />
95 Prozent der Kosten, die restlichen fünf Prozent decken<br />
Spenden ab. Natürlich müssen hier und da auch<br />
harte Verhandlungen mit den Kostenträgern ausgefochten<br />
werden, doch de Vasconcelos sagt: „Wir merken<br />
schon, dass wir bei den Krankenkassen ein gutes Standing<br />
haben.“ Nichtsdestotrotz müssen jährlich auch<br />
etwa 300.000 Euro durch Spenden zusammenkommen,<br />
damit der Verein – denn als solcher ist das Hospiz organisiert<br />
– am Jahresende eine schwarze Null präsentieren<br />
KONTAKT<br />
Hospiz an der Lutter<br />
Humboldtallee 10<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 27072610<br />
www.hospiz-goettingen.de<br />
Stationäres Hospiz<br />
Tel. 0551 27072610<br />
stationaeres-hospiz@hospiz-goettingen.de<br />
Ambulantes Hospiz<br />
Tel. 0551 27072620<br />
ambulantes-hospiz@hospiz-goettingen.de<br />
Spendenkonto<br />
Sparkasse Göttingen<br />
IBAN: DE43 2605 0001 0056 0881 98<br />
BIC: NOLADE21GOE<br />
kann. Beruhigend zu hören, dass weder die Krisen der<br />
vergangenen Jahre noch der Fachkräftemangel zu große<br />
Lücken in die Geschäftsbilanz reißen. „Wir sind ein toller<br />
Arbeitgeber und froh, unsere offenen Stellen zeitnah<br />
und gut besetzen zu können“, sagt der Hospiz-Geschäftsführer<br />
entspannt. Offenbar motiviert die Aussicht,<br />
sich für die betreuten Personen viel Zeit nehmen<br />
zu können, genügend Fachkräfte.<br />
Wie finden die Gäste aber eigentlich zum Hospiz?<br />
Laut de Vasconcelos ist das unterschiedlich: Mal rufen<br />
die Betroffenen selbst an, mal die Angehörigen. Viele Informationen<br />
liefert die Homepage des Hospizes mit einem<br />
guten Überblick über die Einrichtung und einer<br />
Reihe von wichtigen Fragen zum Hospiz – und natürlich<br />
gibt es auch die passenden Antworten.<br />
Eine wichtige Unterstützung, denn immer ist es ein<br />
tiefgreifender Schritt für den Gast. Ein Schritt, den<br />
de Vasconcelos mit seinem Team gerne begleitet. Er hat<br />
hier seine Bestimmung gefunden und wird auch weiter<br />
alles dafür geben, „damit wir – auch, wenn es uns viel<br />
abverlangt – mit Professionalität die letzte Lebensphase<br />
unserer Gäste gut begleiten.“ƒ<br />
3 |<strong>2023</strong> 41