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Zukunft Forschung 02/2023

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

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KURZMELDUNGEN<br />

FRÜHWARNSYSTEM<br />

FÜRS KLIMA<br />

Gletscherwände in Grönland geben Hinweise<br />

auf den Wandel des arktischen Klimas.<br />

Es gibt nur wenige Orte weltweit, an<br />

denen Gletscher an Land in Form<br />

eines Eiskliffs enden. An Land müssen<br />

ganz bestimmte Bedingungen existieren,<br />

um langfristig stabile Eismauern hervorzubringen.<br />

Der überwiegende Teil<br />

läuft in flacher werdenden Gletscherzungen<br />

aus, die beispielsweise auch für die<br />

Alpen typisch sind. Nur am Gipfel des<br />

Kilimandscharo, in den Trockentälern der<br />

Antarktis sowie in Nordwestgrönland<br />

und der kanadischen Arktis gibt es diese<br />

raren Eiskliffe an Land. Die Gletscherforscher<br />

Rainer Prinz von der Universität<br />

Inns bruck und Jakob Abermann von der<br />

Universität Graz wollen in einem vom<br />

Wissenschaftsfonds FWF finanzierten und<br />

vor Kurzem gestarteten Projekt die Eiswände<br />

in Grönland näher untersuchen.<br />

Ihr Ziel sind die bis zu 25 Meter hohen<br />

Red Rock Icecliffs, die Teil der Nunatarssuaq-Eiskappe<br />

im nördlichen Landesteil<br />

Avanersuaq sind. Die Wissenschaftler<br />

wollen die Formationen, die besonders<br />

sensibel auf die Veränderung von Umweltfaktoren<br />

reagieren, als Instrument benutzen,<br />

um das lokale grönländische Klima<br />

im Kontext der globalen Erderwärmung<br />

besser zu verstehen. „Veränderte<br />

Klimasignale wirken sich sehr schnell auf<br />

das Gleichgewicht der Gletscher aus“, erklärt<br />

Prinz. „Wenn wir verstehen, in welcher<br />

Weise das Eis auf Veränderungen der<br />

Umweltfaktoren reagiert, können wir<br />

Rückschlüsse auf eine aktuelle Entwicklung<br />

des lokalen Klimas ziehen.“<br />

WECHSELWIRKENDE<br />

QUASITEILCHEN<br />

Bewegt sich ein Elektron durch einen Festkörper,<br />

erzeugt es aufgrund seiner elektrischen<br />

Ladung in der Umgebung eine Polarisation.<br />

Der russische Physiker Lew etcLandau<br />

hat in seinen theoretischen Überlegungen<br />

die Beschreibung solcher Teilchen um deren<br />

Wechselwirkung mit der Umgebung erweitert<br />

und von Quasiteilchen gesprochen. Vor über<br />

zehn Jahren war es dem Team um Rudolf<br />

Grimm vom Institut für Experimentalphysik<br />

der Universität Inns bruck und vom Institut<br />

für Quantenoptik und Quanteninformation<br />

(IQQOI) der Österreichischen Akademie der<br />

Wissenschaften erstmals gelungen, solche<br />

Quasiteilchen in einem Quantengas sowohl<br />

bei attraktiver als auch repulsiver Wechselwirkung<br />

mit der Umgebung zu erzeugen.<br />

Dazu nutzen die Wissenschaftler:innen ein<br />

ultrakaltes Quantengas aus Lithium- und<br />

Kaliumatomen in einer Vakuumkammer. Mit<br />

Hilfe von magnetischen Feldern kontrollieren<br />

sie die Wechselwirkungen zwischen den Teilchen<br />

und mit Hochfrequenzpulsen drängen<br />

sie die Kaliumatome in einen Zustand, in dem<br />

diese die sie umgebenden Lithiumatome<br />

anziehen oder abstoßen. So simulieren die<br />

Forscher:innen einen komplexen Zustand,<br />

wie er im Festkörper durch ein freies Elektron<br />

erzeugt wird. Nun konnten die Forscher:innen<br />

um Grimm in dem Quantengas mehrere<br />

solche Quasiteilchen gleichzeitig erzeugen<br />

und deren Wechselwirkung untereinander<br />

beobachten.<br />

BIOMARKER FÜR ALTERSBEDINGTE KRANKHEITEN<br />

Objektive biologische Messwerte können helfen, den Alterungsprozess in individuellen Personen<br />

zu messen und das Risiko für altersbedingte Erkrankungen zu identifizieren. Da sich das Altern<br />

jedoch aus vielen verschiedenen Prozessen zusammensetzt, gab es bislang keine Übereinstimmung<br />

unter Expert:innen, wie solche Biomarker am besten zur Anwendung kommen könnten. Ein internationales<br />

Team um Chiara Herzog (im Bild) hat nun weltweit bestehende Rahmenstrukturen zur<br />

Biomarker-Erfassung systematisch angepasst und erweitert, um „Biomarker des Alterns“ und deren<br />

klinische Anwendungen zu definieren. Publiziert haben sie diese in der renommierten Fachzeitschrift<br />

Cell. „Die Alternsforschung hat das Potenzial, uns länger und gesünder leben zu lassen“,<br />

sagt Herzog. „Wir haben in dieser Arbeit erstmals eine Übereinstimmung zwischen internationalen<br />

Expert:innen herbeigeführt, wie wir Biomarker des Alterns untersuchen können.“<br />

Fotos: Rainer Prinz (1), Harald Ritsch(1), Patrick Saringer (1)<br />

zukunft forschung <strong>02</strong>/23 41

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