TOPFIT Herbst 2023
Bescheid wissen - gesund leben
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Diagnose & Therapie<br />
23<br />
Fingerbruch beim Volleyball<br />
»Ohne meine Schiene hätte ich nicht so<br />
schnell wieder einsteigen können!«<br />
Amelie Quintar gehört zu den großen Talenten im deutschen Hallenvolleyball und Beachvolleyball:<br />
Ende Juni hat sie sich im Beachvolleyball den Bayerischen Meistertitel U18 und damit auch die<br />
Qualifikation für die Deutsche Jugendmeisterschaft gesichert. Eine tolle Leistung – und dies obwohl<br />
sie drei Monate zuvor eine schwere Fingerverletzung erlitten hatte und deshalb mit Fingerschiene<br />
spielte. Für sie kein Handicap, sondern im Gegenteil ein gutes Hilfsmittel, dank dem sie ihr ganzes<br />
Können abrufen konnte.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Fotos: © privat / Orthoforum<br />
Volleyball ist ein extrem schneller Sport:<br />
Schnelle Antritte im Wechsel mit ebenso<br />
schnellen Stopps prägen das Spiel. Ebenso sind<br />
Denkschnelligkeit und blitzschnelles Reaktionsvermögen<br />
gefragt. Aber auch die Bälle erreichen<br />
enorm hohe Geschwindigkeiten – und immer<br />
sind es die Hände und Finger, die im Zentrum<br />
des Geschehens stehen: beim oberen oder unteren<br />
Zuspiel, dem Pritschen oder Baggern, wie<br />
es im Volleyballsport heißt, aber auch beim Angriffsschlag,<br />
Blocken oder Aufschlag.<br />
Volleyball ist vor allem harte<br />
Handarbeit<br />
Kein Wunder, dass im Volleyball eine der häufigsten<br />
Verletzungen die Finger betrifft. Prallt<br />
der Ball z. B. mit Wucht auf die ausgestreckten<br />
Finger, kann die Strecksehne des Fingers reißen<br />
oder ein Knochen brechen. Letzteres ist der<br />
17-jährigen Hallenvolley- und Beachvolleyballerin<br />
Amelie Quintar im März dieses Jahres passiert:<br />
Während einer Abwehrhandlung traf der<br />
Ball so ungünstig auf den gestreckten kleinen<br />
Finger, dass es knackte. Sich vorzeitig auswechseln<br />
zu lassen, kam für sie nicht infrage. Stattdessen<br />
spielte die talentierte Nachwuchsleistungssportlerin<br />
vom Verein TSV Turnerbund<br />
München e.V. (TBM) weiter. »Wie schmerzhaft<br />
die Verletzung eigentlich ist, spürte ich erst später«,<br />
sagt Amelie Quintar.<br />
Auch in den folgenden Tagen ließen die Schmerzen<br />
nicht nach, deshalb führte der Weg schließlich<br />
ins Krankenhaus, um den Finger genauer<br />
untersuchen zu lassen. Im Röntgenbild zeigte<br />
sich dann das ganze Ausmaß der Verletzung:<br />
Der kleine Finger war gebrochen und zwar so,<br />
dass es keine Alternative zu einem operativen<br />
Eingriff gab. »Es wurde empfohlen, die Fingerfraktur<br />
mit zwei Schrauben zu stabilisieren«, erinnert<br />
sich Amelie Quintar.<br />
Auch wenn sich die Zwangspause etwas länger<br />
hinzog als ursprünglich gedacht: Schon bald<br />
standen Ergotherapie und moderates Kraft- und<br />
Athletiktraining auf dem Programm, um dem<br />
Finger nach und nach seine Kraft und Beweglichkeit<br />
zurückzugeben und die gewohnte körperliche<br />
Fitness zurückzuerlangen. Das erklärte<br />
Ziel: So rasch wie möglich wieder aufs Spielfeld<br />
zu kommen. Letztendlich reichte die Zeit<br />
jedoch nicht aus, um wie geplant mit der Bayernauswahl<br />
am großen Bundespokal teilzunehmen<br />
– ein Ausfall, den auch ihre Trainer sehr<br />
bedauerten.<br />
Triumpf im Beachvolleyball<br />
Eine Variante des Volleyballs ist Beachvolleyball.<br />
Im Gegensatz zum Hallenvolleyball wird<br />
ausschließlich auf Sandplätzen und meist unter<br />
freiem Himmel gespielt. Zudem ist das Spielfeld<br />
kleiner, denn eine Mannschaft besteht nicht, wie<br />
beim Hallenvolleyball aus sechs, sondern nur<br />
aus zwei Spielern. Im Juni fanden die Bayerischen<br />
Meisterschaften der verschiedenen Nachwuchsjahrgänge<br />
statt, Amelie Quintar trat bei<br />
der Bayerischen Meisterschaft der U18 an und<br />
Mit der maßgefertigten Fingerschiene zu spielen, stört<br />
das 17-jährige Volleyballtalent kein bisschen –<br />
im Gegenteil.<br />
Volleyballerin Amelie Quintar ist dieses Jahr<br />
Bayerische Meisterin U18 geworden.<br />
zeigte mit ihrer Vereinskollegin eine außergewöhnliche<br />
Leistung: Nach sechs umkämpften<br />
Spielen sicherten sich die beiden den Meistertitel<br />
der Bayerischen U18 und damit die Teilnahme<br />
an der Deutschen Meisterschaft. Während des<br />
Turniers hatte die 17-Jährige eine spezielle Schiene<br />
getragen, die Orthopädietechnikermeister<br />
Franz Scherzl von Orthoforum Orthopädietechnik<br />
für sie nach Maß gefertigt hatte. Die Schiene<br />
schützt ihren Finger, ohne die Beweglichkeit der<br />
Hand zu beeinträchtigen: »Ich spüre die Schiene<br />
praktisch nicht und sie schränkt mich auch<br />
nicht ein«, erklärt Amelie Quintar.<br />
Nächste Herausforderung:<br />
2. Bundesliga<br />
Seit September liegt ihr Fokus wieder mehr auf<br />
dem Hallenvolleyball. Denn die Damen 1 des<br />
TSV Turnerbunds München ist in die 2. Bundesliga<br />
Süd aufgestiegen – nach nur einem Jahr<br />
in der 3. Bundesliga. Diagonalspielerin Amelie<br />
Quintar freut sich schon sehr auf die neue Herausforderung.<br />
Längst hat sie ihr altes Leistungsniveau<br />
erreicht und auch die Verletzung ist gut<br />
ausgeheilt: Der Fingerknochen ist wieder vollständig<br />
zusammengewachsen. Aus medizinischer<br />
Sicht müsste Amelie Quintar deshalb eigentlich<br />
keine Schiene mehr tragen. Doch noch<br />
zögert sie, ganz auf die Orthese zu verzichten<br />
– das sei aber vor allem eine »Kopfsache«, wie<br />
sie erklärt: »Es macht mich noch etwas sicherer,<br />
wenn ich weiß, dass der Finger gut geschützt ist.«<br />
<strong>TOPFIT</strong> 3 / <strong>2023</strong>