TOPFIT Herbst 2023
Bescheid wissen - gesund leben
Bescheid wissen - gesund leben
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Thema aktuell 5<br />
Ich bin gegen Hühnereiweiß allergisch. Gibt<br />
es einen Grippeimpfstoff, der trotzdem für<br />
mich infrage kommt?<br />
Der Grippeimpfstoff kann Spuren von Hühnereiweiß<br />
enthalten. Deshalb: Ist eine schwerwiegende<br />
Hühnereiweißallergie bekannt, sollte<br />
man dies unbedingt vorab mit der Ärztin oder<br />
dem Arzt besprechen. Inzwischen gibt es einen<br />
hühnereiweißfreien, in Zellkulturen hergestellten<br />
Grippeimpfstoff, der für Hühnereiweiß-Allergiker<br />
(ab einem Lebensalter von 2 Jahren) geeignet<br />
ist.<br />
Ich gehöre keiner Risikogruppe an, soll ich<br />
mich trotzdem impfen lassen?<br />
Generell steht es jedem frei, sich gegen Influenza<br />
impfen zu lassen. Allerdings: Zwar bescheinigen<br />
viele Erfahrungsberichte der Grippeimpfung<br />
eine vorbeugende Wirkung und eine gute<br />
Verträglichkeit. Es gibt jedoch noch keine aussagekräftigen<br />
wissenschaftlichen Belege dafür,<br />
dass gesunde Menschen unter 60 Jahren und<br />
ohne Risikofaktoren wie chronische Atemwegsoder<br />
Stoffwechselerkrankungen von der Impfung<br />
profitieren.<br />
Kann gleichzeitig gegen Grippe und Corona<br />
geimpft werden?<br />
Laut STIKO kann eine Grippeimpfung gleichzeitig<br />
mit einer Coronaimpfung bzw. mit dem<br />
Boostern stattfinden. Ein Abstand von 14 Tagen,<br />
wie früher empfohlen, muss nicht mehr<br />
eingehalten werden. Es kann allerdings passieren,<br />
dass die Impfreaktionen, also leichte Nebenwirkungen,<br />
etwas stärker ausfallen.<br />
Und wie sieht es mit einer gleichzeitigen<br />
Impfung gegen Grippe und Gürtelrose aus?<br />
Auch in diesem Fall hat die STIKO keine Bedenken.<br />
Derzeit wird jedoch dazu geraten, dass<br />
die Gürtelroseimpfung mit dem empfohlenen<br />
Totimpfstoff nur in Kombination mit einem<br />
inaktivierten Standard-Grippeimpfstoff ohne<br />
Wirkverstärker (Adjuvanz) gegeben werden<br />
sollte. Zur zeitgleichen Impfung mit anderen<br />
Impfstoffen, etwa dem für Personen ab 60 Jahre<br />
empfohlenen Hochdosis-Impfstoff gegen Grippe,<br />
liegen nämlich bislang keine Studienergebnisse<br />
vor.<br />
Echte Grippe –<br />
kein Vergleich mit einem<br />
grippalen Infekt!<br />
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
an einer »echten« Grippe zu<br />
erkranken?<br />
Influenzaviren sind hoch ansteckend,<br />
sodass bereits geringe Virusmengen<br />
eine Infektion auslösen. Jedes Jahr<br />
gibt es Grippewellen, im Extremfall<br />
kann sich auch eine Pandemie entwickeln.<br />
Die höchsten Erkrankungsraten<br />
findet man bei Kindern und<br />
Jugendlichen.<br />
Wie wird die Erkrankung<br />
übertragen?<br />
Übertragen wird Influenza durch erregerhaltige<br />
Sekrettröpfchen, die beim<br />
Sprechen, Husten oder Niesen abgegeben<br />
und dann eingeatmet werden<br />
(Tröpfcheninfektion).<br />
Wann treten die ersten<br />
Symptome auf?<br />
Die Zeit zwischen der Infektion und<br />
dem Beginn der Symptome beträgt ein<br />
bis drei Tage.<br />
Welche Symptome sind typisch?<br />
Die Influenza geht mit plötzlich auftretendem<br />
hohen Fieber (> 38, 5 °C),<br />
Schüttelfrost und Schweißausbrüchen<br />
sowie mit Erkältungssymptomen wie<br />
trockenem Husten, (mäßiger) Schnupfen,<br />
Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen<br />
einher; außerdem besteht ein starkes<br />
Krankheitsgefühl.<br />
Warum treten relativ oft Komplikationen<br />
auf?<br />
Die durch die Viren geschädigte Atemwegsschleimhaut<br />
ist ein idealer Nährboden<br />
für Bakterien, die nun ungehindert<br />
eindringen und so ihrerseits eine<br />
Infektion hervorrufen können. Eine<br />
solche bakterielle Super- oder Sekundärinfektion<br />
verläuft dann oft sehr viel<br />
schwerer als die eigentliche Influenza.<br />
Häufigste bakteriell bedingte Komplikationen<br />
sind eine Nasennebenhöhlen-<br />
und/oder Mittelohrentzündung<br />
(vor allem bei Kindern) und vor allem<br />
eine Lungenentzündung. Diese sind<br />
besonders gefürchtet, weil sie einen<br />
lebensgefährlichen Verlauf nehmen<br />
und im Extremfall Abszesse in der<br />
Lunge verursachen können. Weitere<br />
Komplikationen können neben Herzrhythmusstörungen<br />
oder einer Herzschwäche<br />
auch eine Hirnhaut- oder<br />
Gehirnentzündung sein. Da das Influenza-Virus<br />
aber prinzipiell jedes Organ<br />
schädigen kann, sind auch Symptome<br />
wie Leberschwellung oder Magen-<br />
Darm-Erkrankungen möglich.<br />
Welche Behandlung kommt<br />
infrage?<br />
Medikamente, die eine virushemmende<br />
Wirkung haben und damit an der<br />
Ursache ansetzen, kommen nur dann<br />
infrage, wenn sie in den ersten 48 Stunden<br />
nach Krankheitsausbruch verabreicht<br />
werden – danach haben sie keinen<br />
therapeutischen Einfluss mehr auf<br />
den Krankheitsverlauf. Ansonsten kommen<br />
Maßnahmen zur Symptomlinderung<br />
in Betracht, etwa fiebersenkende<br />
oder schmerzstillende Medikamente<br />
(z. B. Paracetamol), ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />
oder hustenstillende Mittel;<br />
außerdem ist Bettruhe wichtig. Hat<br />
sich zusätzlich eine bakterielle Zweitinfektion<br />
entwickelt, werden Antibiotika<br />
eingesetzt.<br />
Kann ich durch die Impfung Influenza<br />
bekommen?<br />
Die übliche jährliche Grippeimpfung ist ein<br />
Totimpfstoff. Er enthält also keine vermehrungsfähigen<br />
Erreger und kann daher weder<br />
eine Erkrankung hervorrufen, noch können<br />
Impfviren an Dritte weitergegeben werden.<br />
Dass dennoch immer wieder der Verdacht geäußert<br />
wird, die Impfung könne auch die Erkrankung<br />
auslösen, hat im Wesentlichen zwei<br />
Gründe: Zum einen wird in der Erkältungssaison<br />
geimpft. So kann es passieren, dass Geimpfte<br />
zufällig zeitgleich eine Erkältung bekommen<br />
und die Impfung dafür verantwortlich<br />
machen. Zum anderen können nach der<br />
Impfung Allgemeinsymptome wie Frösteln,<br />
Müdigkeit, Übelkeit oder Muskelschmerzen<br />
auftreten. Solche Impfreaktionen klingen in<br />
der Regel jedoch nach ein bis zwei Tagen wieder<br />
ab.<br />
Etwas anders liegt der Fall bei der Verabreichung<br />
des Lebendimpfstoffs für Kinder und<br />
Jugendliche, der in die Nase gesprüht wird:<br />
Hier besteht ein, wenn auch sehr geringes Risiko<br />
der Übertragung von Impfviren auf stark<br />
immungeschwächte Personen.<br />
Schützt eine Grippeimpfung auch gegen<br />
Erkältungen?<br />
Nein, sie schützt nur vor einer Erkrankung<br />
durch Influenzaviren, nicht vor einem grippalen<br />
Infekt, der durch andere Erreger hervorgerufen<br />
wird. Meist handelt es sich bei einer<br />
»Erkältung« um virusbedingte Infekte, für die<br />
mehr als 200 verschiedene Erkältungsviren und<br />
ihre Subtypen infrage kommen.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 3 / <strong>2023</strong>