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Beschaffung aktuell 01-02.2024

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Welches sind Ihre wichtigsten Einkaufsmärkte?<br />

Unsere Lieferanten sitzen hauptsächlich in Mitteleuropa,<br />

vor allem in Deutschland, Italien und Tschechien.<br />

Das hat uns in den letzten Jahren durchaus<br />

geholfen, wir waren beispielsweise von den Schließungen<br />

chinesischer Häfen kaum betroffen. Vorprodukte<br />

kommen aus Asien, keine Frage. Die Lieferketten<br />

wurden teilweise sehr transparent, und wenn irgendwo<br />

in Deutschland noch ein oder zwei Lieferanten<br />

Ware liegen hatten, konnte das schon den entscheidenden<br />

Unterschied machen. Wir haben in der<br />

Zeit auch unsere Lagerhaltung massiv ausgebaut.<br />

Bild: Kaeser<br />

Und wo liegt der Fokus nun?<br />

In den letzten Jahren ging es vor allem darum, die<br />

Produktion sicherzustellen. Die Jahre 2<strong>01</strong>8 und 2<strong>01</strong>9<br />

waren mehr oder weniger der Normalzustand. Dann<br />

kam Corona mit abgerissenen Supply Chains, Chaos,<br />

explodierten Preisen etc. Die große Frage ist nun, wie<br />

sich das Ganze entwickeln wird. Wie wird die „neue<br />

Normalität“ aussehen? So wirklich klar lässt sich das<br />

noch nicht sagen. Die Lieferketten werden langsam<br />

wieder stabiler, sind allerdings noch nicht wieder auf<br />

dem Niveau wie vor Corona. Preise sind ein großes<br />

Thema, Inflation und die Marktverschiebungen zwischen<br />

Europa, Asien und den USA. Diese volkswirtschaftlichen<br />

Parameter zeigen sich erst allmählich,<br />

und sie werden sicher anders aussehen als vor drei<br />

oder vier Jahren. Das „neue Normal“ wird also definitiv<br />

nicht wie das alte sein. Wie das Neue aussieht<br />

und wie man sich darauf einstellen kann, das ist jetzt<br />

die spannende Frage. Und je schneller man versteht,<br />

was das neue Normal ist, desto besser steht das Unternehmen<br />

natürlich wirtschaftlich da.<br />

Das hieße, man muss so flexibel und gleichzeitig so<br />

vorbereitet sein wie nur möglich …<br />

Das ist schwer zu sagen, denn vorbereitet zu sein kostet<br />

immer Geld, und die Frage ist doch, ob sich der Investitionsaufwand<br />

im Verhältnis zum Erfolg lohnt<br />

oder nicht. Die Lagerbestände, die wir in den letzten<br />

Jahren aufgebaut haben, werden wir sicher nicht auf<br />

dem gleichen Niveau weiterführen können, das wäre<br />

viel zu teuer. Also müssen wir uns die Preise ansehen<br />

und vor allem mit unseren Lieferanten reden. Trotzdem<br />

kann jederzeit etwas Unvorhergesehenes passieren<br />

und viele Fragen lassen sich derzeit einfach nicht<br />

beantworten: Was macht China, wie entwickelt sich<br />

die Versorgung mit Vormaterial von dort, was passiert<br />

im Bereich Elektronik und bei Seltenen Erden? Und in<br />

Deutschland: Wie geht es mit den Energiepreisen<br />

weiter? Das sind viele spannende Fragen, auf die man<br />

sich nur bedingt vorbereiten kann. Was wir tun, ist,<br />

unsere Lieferantenbasis zu diversifizieren. Wir haben<br />

zum Beispiel unsere Gießereien bisher alle in Mitteleuropa<br />

gehabt, da werden jetzt der Energiepreis und<br />

vor allem die Versorgungssicherheit zum Thema. Deshalb<br />

suchen wir nach Alternativen, nicht in China,<br />

sondern in der Türkei, in Spanien und auch in Indien.<br />

So verbreitern wir unsere Lieferantenbasis, nicht global,<br />

sondern sehr bewusst mit Blick auf die Risiken,<br />

die wir <strong>aktuell</strong> erkennen können.<br />

Binden Sie Ihre Lieferanten auch in die Entwicklung<br />

neuer Produkte mit ein?<br />

Ja, wir binden sie sogar sehr intensiv mit ein. Die<br />

meisten unserer Lieferanten kennen wir seit vielen<br />

Jahren und sie kennen uns und unsere Anforderungen<br />

sehr genau. Vielleicht ist das nicht immer die<br />

Jörg Hülsmann hat als<br />

CPO in den vergangenen<br />

Jahren die<br />

Einkaufs strategie bei<br />

Kaeser Kompressoren<br />

bestimmt.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 1-2 | 2024 25

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