Beschaffung aktuell 01-02.2024
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ENERGIE «<br />
kunft ist hingegen mit einem größeren Risiko, mehr<br />
finanziellem Aufwand und gestiegenen Finanzierungskosten<br />
behaftet. Daraus folgen erheblich gestiegene<br />
Aufschläge der Energieversorger, die sich<br />
beim Endverbraucher deutlich bemerkbar machten.<br />
Die gesetzlich geregelte Energiepreisbremse, die Unternehmen<br />
entlasten sollte, führte auf Seiten der<br />
Energieversorger dazu, dass weniger Personalkapazität<br />
im Vertrieb spürbar war. Der Wettbewerb bei Ausschreibungen<br />
flaute dementsprechend ab, was sich<br />
auf die Energiepreise zusätzlich auswirkte. Die Bonität<br />
spielte eine große Rolle und bei größeren Energiemengen<br />
war eine Zurückhaltung auf Seiten der<br />
Versorger zu verzeichnen. Zum Jahresende 2023<br />
zeigte sich, dass der Markt mit wesentlich kleinteiligeren<br />
Produkten (Spotmarktkomponenten und vertikale<br />
Tranchen) agierte und sich Kunden sowie Versorger<br />
auf diese neue Situation einstimmen mussten.<br />
Wechsel der <strong>Beschaffung</strong>smodelle<br />
und notwendige Marktkenntnis<br />
Wer sich im Jahr 2024 mit der <strong>Beschaffung</strong> von Strom<br />
und Gas für die Folgejahre beschäftigt, sollte folgendes<br />
Erbe der letzten Marktjahre berücksichtigen:<br />
• Die Situation erfordert weiterhin schnelles und<br />
flexibles Handeln. Wer seine Energiedaten nicht<br />
jederzeit vollständig vorliegen hat, kann die am<br />
Markt auftauchenden Chancen schwer nutzen.<br />
• Das Handeln kleinteiliger Produkte und der häufige<br />
Wegfall von Toleranzbändern wird alle weiterhin<br />
begleiten. Auch für Unternehmen, die weniger<br />
als 5 Gigawattstunden pro Jahr verbrauchen, werden<br />
verschiedene <strong>Beschaffung</strong>smodelle von Energieversorgern<br />
angeboten. Daher ist die Kenntnis<br />
dieser (z. B. Festpreis, Tranche horizontal, Tranche<br />
vertikal, Spotmarkt, anteilig Spotmarkt oder reine<br />
Spotmarktbeschaffung) vonnöten. Wer dieses Wissen<br />
nicht besitzt, kann auf Plattformen mit Energieexperten<br />
zurückgreifen, die bei der Strategiefindung<br />
unterstützen.<br />
• Energieversorger werden sich ihre Kunden weiterhin<br />
akribisch aussuchen. Vollständige Energieverbrauchsdaten<br />
mit historischer Entwicklung sind<br />
hier klar im Vorteil. Gut aufgestellt ist dasjenige<br />
Unternehmen, das alle Energiedaten digitalisiert<br />
und die Verbräuche aller Abnahmestellen stets <strong>aktuell</strong><br />
vorliegen hat – idealerweise verknüpft mit<br />
öffentlichen Netzentgelten, Steuern , Umlagen oder<br />
Abgaben. Der Wandel von Excel-Tabellen zu digitalen,<br />
sich selbst automatisierbaren Daten ist heutzutage<br />
in wenigen Stunden vollzogen. Über digitale<br />
Marktplätze sind Ausschreibungen bei günstigen<br />
Börsenkursen jederzeit möglich.<br />
• Die letzten Jahre haben gezeigt, wie schnelllebig<br />
Tipps für den Energieeinkauf<br />
1. Bündeln und digitalisieren Sie Ihre Energiedaten aller<br />
Abnahmestellen auf einer Plattform und sorgen Sie ggf.<br />
dafür, dass sich die Energiedaten automatisch updaten.<br />
2. Verknüpfen Sie Ihre Energiedaten automatisch mit<br />
veröffentlichten Netzentgelten, Steuern, Umlagen und<br />
Abgaben. Über digitale Plattformen können Sie diese<br />
Daten verknüpfen, was schnelle Wirtschaftsprognosen<br />
und ein effizienteres Controlling ermöglicht.<br />
3. Lassen Sie täglich die Energiebörsenkurse beobachten<br />
und nutzen Sie günstige Einkaufszeitpunkte. Mit<br />
Plattformbetreibern lassen sich Börsenpreise auf Ihr<br />
Abnahme verhalten übertragen. Damit Sie informiert<br />
werden , wann Ihre Zielpreise erreicht werden.<br />
4. Nutzen Sie den Wettbewerb im Energiemarkt mit<br />
digitalen Energiemarktplätzen, um möglichst viele<br />
Energie preise miteinander vergleichen zu können.<br />
Wichtig : Für jedes Unternehmen erstellt ein Energieversorger<br />
einen individuellen Energiepreis, der abhängig ist<br />
von Größe, Renommee, Bonität und Verbrauchsprofil.<br />
5. Profitieren Sie von KI-gestützten Energiepreis -<br />
prognosen für Ihr individuelles Abnahmeverhalten, um<br />
Forecasts vornehmen und Kaufentscheidungen besser<br />
treffen zu können.<br />
6. Prüfen Sie Ihr Einkaufsmodell und passen Ihre<br />
<strong>Beschaffung</strong>s strategie an den Markt an. Mit dem kurz -<br />
fristigen Switchen des <strong>Beschaffung</strong>smodells können Sie<br />
auf die Anforderungen im Energiemarkt reagieren und<br />
Ihre Energiekosten optimieren.<br />
der Markt ist. Wer nicht permanent informiert ist,<br />
kann Chancen nicht ergreifen und Energiekosten<br />
nicht senken. Hier empfiehlt sich die Zusammenarbeit<br />
mit Netzwerken oder Dienstleistern, die den<br />
Energiemarkt und die Bedürfnisse von Unternehmen<br />
als auch von Energieversorgern gut kennen.<br />
Wenn die Entwicklungen des Energiemarktes eines<br />
gezeigt haben, dann: Mit umfassender Marktkenntnis<br />
oder der Zusammenarbeit mit Energieexperten<br />
sowie digitalen Energiedaten lassen sich die Herausforderungen<br />
gut meistern. Es liegt an den Einkaufsabteilungen,<br />
das Know-how auf Unternehmensseite<br />
so zu gewährleisten, dass sie den Marktanforderungen<br />
gerecht werden. Wer das verstanden hat, kann<br />
von Marktchancen profitieren und Erfolg in seine<br />
Energiebeschaffung bringen.<br />
Jan-Philipp Eckhoff, Justine Neumann und<br />
Wilfried Rademaker, enPortal GmbH<br />
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