My Factory 2024/03
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PRODUCTION EXCELLENCE<br />
DIE MTM-METHODE<br />
Methods-Time Measurement – Methodenzeit-Messung: Das heißt, die zur Verrichtung einer Arbeit benötigte Zeit hängt ab<br />
von der gewählten Methode. Den Grundstein für die Entwicklung der MTM-Methode legte Frank Bunker Gilbreth (1868 bis<br />
1924), Bauunternehmer und Pionier des Bewegungsstudiums. Bei der Optimierung der Arbeitsabläufe in seiner Firma ging<br />
es ihm neben der Steigerung der Arbeitsleistung vor allem um die optimale Arbeitsmethode, einen gut gestalteten Arbeitsplatz<br />
und kraftsparendes, belastungsarmes Arbeiten. Noch heute steht MTM als Methode und als Organisation für gut<br />
gestaltete menschliche Arbeit. Mit ‚Methods-Time Measurement’ lassen sich alle manuellen Tätigkeiten beschreiben,<br />
analysieren, bewerten und auch planen. Man kann die MTM-Methode sowohl mit Papier und Stift umsetzen als auch<br />
mit Software-Unterstützung – etwa mit der Software MTM-TiCon. Auch die Verknüpfung mit Motion Capture und Virtual<br />
Reality ist möglich. Wenn es etwa um die Optimierung eines bestehenden Arbeitsplatzes in der manuellen Montage geht,<br />
lässt sich für diesen auf Basis der Soll-Zeiten eine Bewertung vornehmen. Anhand dieses Vergleichs zeigen sich die<br />
Optimierungspotenziale. Noch besser ist es allerdings, die MTM-Methode bereits im Vorfeld anzuwenden, also bereits<br />
während der Planung von Montagearbeitsplätzen, was eindeutig Kosten einspart.<br />
KONKRETE AUSWIRKUNGEN AUCH<br />
AUF HERSTELLKOSTEN<br />
Merkel hat in seinem Berufsleben schon mehrfach erfahren, dass<br />
der Methodenstandard MTM den Unterschied macht. Bei einem<br />
vorherigen Arbeitgeber sollten ursprünglich drei neue Montagelinien<br />
bestellt werden. Merkels Analyse der Montageprozesse mit<br />
MTM-UAS hat jedoch nur einen Bedarf von 1,75 Linien ergeben.<br />
„Die Bestellung konnte noch rechtzeitig auf zwei Montagelinien<br />
angepasst und auch die im Produktionswerk benötigte Fläche<br />
konnte reduziert werden. Das hat sich positiv auf die Herstellkosten<br />
ausgewirkt“, beschreibt er.<br />
„MTM IST MEHR ALS ZEITERMITTLUNG“<br />
Der Methodenstandard MTM hat bei Sick einen hohen Stellenwert.<br />
„Sobald man erwähnt, dass MTM hinter den Zahlen steht,<br />
also nicht das Bauchgefühl, sondern Fakten, gibt es auch keine<br />
großen Diskussionen“, sagt der Industrial Engineer. Die MTM-<br />
Wie kann man effizienter mit bestehenden Montagelinien<br />
arbeiten? – Dieser und weiteren Fragen zur Optimierung<br />
der Fertigungsabläufe geht Sick mithilfe der MTM-Methodik nach<br />
Experten seien von der Methode überzeugt – auch wegen der<br />
Ergebnisse. „Kollegen berichten von Einsparpotenzialen in PEP-<br />
Projekten von bis zu fünf Minuten pro Baugruppe.“<br />
MTM soll aber nicht nur einem kleinen Expertenkreis ein<br />
Begriff sein. „Wir möchten die Methode auch außerhalb von Zeitstudien<br />
bzw. Vorgabezeiten hinaus im Unternehmen bekanntmachen,<br />
denn MTM ist mehr als Zeitermittlung.“ Dazu haben die<br />
MTM-Experten gemeinsam mit Merkels Mentor Andreas Wernet<br />
eine interne Marketing-Aktion gestartet. Ziel ist es, das MTM@<br />
Sick-Zielbild über ein gemeinsames Element zu visualisieren und<br />
zur Umsetzung zu bringen.<br />
Die Aktion trägt bereits Früchte. So hat sich z.B. eine kleine<br />
Gruppe zusammengefunden, die sich für das Thema Intralogistik<br />
begeistert und ein Pilotprojekt mit MTM-Logistikdaten<br />
gestartet hat.<br />
INTERNE MTM-PRAKTIKER-AUSBILDUNG<br />
Im 30. Jahr der MTM-Anwendung bei der Sick AG wurden auch<br />
erste interne MTM-Praktiker-Lehrgänge geplant. „Wir wollen gewährleisten,<br />
dass die MTM-Methode im Unternehmen richtig<br />
angewendet wird, dass die Regeln eingehalten werden. Dazu<br />
braucht es eine MTM-Praktiker-Ausbildung nach den Standards<br />
der MTM Association inklusive der notwendigen Anwendungspraxis“,<br />
so Merkel, der die Kurse durchführt.<br />
WEG VOM METHODEN-BLUMENSTRAUSS<br />
HIN ZU EINEM STANDARD<br />
Digital unterstützt wird die MTM-Anwendung bei Sick durch die<br />
Softwarelösungen TiCon Base, MTM-Easy und ein von Merkel<br />
entwickeltes Standard Time Monitoring (STM). Letzteres bietet<br />
eine Übersicht, zu welchem Anteil MTM in den einzelnen Sick-<br />
Produktionswerken bereits eingesetzt wird. „Da kann man dann<br />
fragen: Warum sind wir in diesem oder jenem Bereich nicht so<br />
gut unterwegs, wie wir es sein könnten – und was müssen wir<br />
tun?“ Das interne Benchmarking über STM helfe sehr gut, an den<br />
Themen zu arbeiten. „Wir wollen weg vom Methoden-Blumenstrauß<br />
und hin zu einem Standard. Unser Ziel ist es, den Anteil<br />
der MTM-Methode kontinuierlich zu steigern“, sagt Merkel.<br />
Zunächst in den deutschen Werken und dann an den Sick-Produktionsstandorten<br />
in Ungarn, Malaysia/Singapur und den USA.<br />
Bilder: MTM Association e.V., Sick AG<br />
www.mtm.org<br />
28 MY FACTORY <strong>2024</strong>/<strong>03</strong> www.myfactory-magazin.de