MAGNIFICAT Mai 2024

Thema des Monats 360
Paulus – Verkündigung
Der griechische Name des Völkerapostels, „Paulos“, bedeutet
„klein, gering, wenig“. Mit vollem Namen hieß der große
Missionar und Verfasser bedeutender Briefe, die das Neue Testament
und den theologischen und christologischen Glaubensweg
des Christentums prägen sollten, „Saulus Paulus“ (Apg
13, 9). Den Brief als Medium der Verkündigung hat Paulus auf
seinen ausgedehnten Missionsreisen für sich entdeckt, erstmals
in Korinth. Weitere neutestamentliche Briefe, verfasst von Paulus-
Schülern oder von Schülern von Paulus-Schülern, berufen sich
auf seine Autorität. Über keine andere Gestalt der Bibel besitzen
wir so viele Informationen aus erster Hand wie über Paulus. Zudem
handelt die Apostelgeschichte ab dem 13. Kapitel fast ausschließlich
von ihm. Für die Rekonstruktion des Urchristentums
ist Paulus’ Lebensgeschichte von höchstem Wert. Wichtig ist,
dass nicht einzelne Sätze seiner Briefe aus ihrem lebens- und zeitgeschichtlichen
Zusammenhang gerissen werden, sondern in die
Lebensstationen und die gemeindlichen Aufgaben des großen jüdischen
Christus-Boten Paulus eingefügt werden. Paulus hat sich
frei gefühlt, als Judenchrist das Evangelium auch den Heiden zu
verkünden, auf der festen Grundlage der Schriften Israels.
Gesetzeslehrer und Zeltmacher
Saulus Paulus wird um die Zeitenwende in Kleinasien geboren
(Apg 21, 39). Er spricht griechisch und ist mit der hellenistischen
Kultur vertraut, ein Diasporajude aus dem Stamm Benjamin (Röm
11, 1). Paulus, der nach biblischem Zeugnis das römische Bürgerrecht
besaß (Apg 16, 37), wurde im jüdischen Glauben erzogen
und umfassend unterrichtet (Phil 3, 5 f.); später ließ er sich
in Jerusalem von Gamaliel I. zum pharisäischen Gesetzeslehrer
ausbilden (Apg 22, 3; Gal 1, 14). Paulus erlernte zudem, wie üblich
im Judentum der Zeit, einen handwerklichen Brotberuf und