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MAGNIFICAT Mai 2024

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Unter die Lupe genommen 364<br />

ich strikt atheistisch und fand die Welt täglich absurder.“ Wenige<br />

Jahre später hielt sie in ihren Notizen fest, dass Gott tot sei, und<br />

zog daraus die Konsequenz: „Weil das wahr ist, muss man auch<br />

ehrlich genug sein, nicht mehr so zu leben, als ob er lebte.“ Mit<br />

einem bloßen Verblassen Gottes sind solche Sätze kaum zu erklären,<br />

vielmehr zeugen sie von einer intensiven Auseinandersetzung<br />

mit der Frage nach Gott. Ist es dieses ehrliche und intensive<br />

Ringen, selbst wenn es (zunächst) in eine atheistische Haltung<br />

führte, das heute noch anzieht und überzeugt?<br />

Suche und Bekehrung<br />

In Paris studierte Delbrêl Kunst und Philosophie, und sie lernte<br />

Jean Maydieu kennen. Mit dem jungen Mann verband sie ein inniges<br />

Verhältnis – doch er verließ sie, überraschend, um ein Jahr<br />

später in den Dominikanerorden einzutreten. Zur gleichen Zeit<br />

erblindete ihr Vater. Beide Ereignisse stürzten die junge Frau in<br />

eine Krise. Besonders mit Blick auf Jean stellte sich ihr die Frage,<br />

wie Gott für einen Menschen existieren, ja lebensentscheidend<br />

sein konnte, während er für einen anderen ein Hirngespinst war.<br />

Ihr begegneten Menschen, für die Christus eine bestimmende<br />

Wirklichkeit war. Sie erhielt den Rat, der heiligen Teresa von Avila<br />

zu folgen und täglich fünf Minuten still an Gott zu denken. Diese<br />

schlichte Art des Betens führte zu ihrer Bekehrung. Lesend und<br />

nachdenkend habe sie Gott gefunden, aber „betend habe ich geglaubt,<br />

dass Gott mich gefunden hat“. Ist es diese schlichte Form<br />

des Betens und die dadurch gewonnene Offenheit für Gott, die<br />

noch heute eine große Faszination ausübt?<br />

Christlich leben<br />

Nachdem Gott sie gefunden hatte, suchte Delbrêl einen Weg, dieses<br />

Gefunden-Sein zu leben. Sie dachte darüber nach, in den Karmel<br />

einzutreten, doch die Sorge um ihre Familie nahm sie sehr in

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