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WIKO 2024 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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Verwöhnte<br />

Wohlstandskinder<br />

Warum Uwe Ritzer von<br />

der „Gen Z“ wenig hält<br />

Gut, dann bin ich eben ein alter, weißer<br />

Mann. Zumindest in den Augen<br />

der sogenannten „Gen Z“, der zwischen<br />

1995 und 2010 Geborenen. Ein<br />

Spießer, der davon überzeugt ist, dass<br />

Fleiß, Können und Ehrgeiz gut sind<br />

und Voraussetzung <strong>für</strong> Erfolg. Die<br />

Gen Z sieht das anders, auch wenn<br />

man nie eine ganze Altersgruppe über<br />

den sprichwörtlichen Kamm scheren<br />

darf. Ihre Werte: Frei-zeit statt (beruflicher)<br />

Ehrgeiz, Work-Life-Balance,<br />

keine Überstunden, keine Statussymbole,<br />

da<strong>für</strong> privates Idyll. Hauptsache,<br />

es geht einem selbst gut. Kann man so<br />

Wohlstand bewahren? Ist das die richtige<br />

Einstellung? Ich meine: nein.<br />

„Samstags gehört<br />

Vati mir!“,<br />

propagierten<br />

die Gewerkschaften<br />

in den<br />

1950er und<br />

1960er-Jahren.<br />

Mit der Forderung<br />

aus vermeintlichem<br />

Kindermund kämpften<br />

sie hart und mit großer Ausdauer <strong>für</strong><br />

die Fünf-Tage-Woche mit 40 Arbeitsstunden.<br />

Bis dahin waren 48 Stunden<br />

und sechs Arbeitstage die Regel. Der<br />

Wiederaufbau des kriegszerstörten<br />

Landes war einigermaßen erledigt, die<br />

Wirtschaft brummte, der gesellschaftliche<br />

Wohlstand wuchs. Es war Zeit<br />

<strong>für</strong> mehr Freizeit und Lebensqualität<br />

<strong>für</strong> alle.<br />

Vermutlich langweilen solche Exkurse<br />

in die Geschichte die Zettler. Sie<br />

gerieren sich, als hätten sie die Work-<br />

Life-Balance erfunden. Dabei ist die<br />

35-Stunden-Woche fast überall die<br />

Regel und es wird über die Vier-Tage-<br />

Arbeitswoche diskutiert. <strong>Das</strong> ist allein<br />

der Erfolg der Gewerkschaften, die<br />

um ein verträglicheres Maß zwischen<br />

Arbeit und Freizeit kämpfen.<br />

„Ein Spießer, der<br />

davon überzeugt ist,<br />

dass Fleiß, Können und<br />

Ehrgeiz gut sind„<br />

Die Selbstgerechtigkeit der Gen Z<br />

nervt, was an sich nicht weiter schlimm<br />

wäre, denn jede junge Generation ist<br />

selbstgerecht. <strong>Das</strong>s die Zettler <strong>für</strong> sich<br />

beanspruchen, altes Denken und überkommene<br />

Rollen aufzubrechen und<br />

nebenbei auch noch die Welt zu verbessern<br />

<strong>–</strong> geschenkt. Sie blenden völlig<br />

aus, dass sie sich leichter als jede Generation<br />

vor ihnen tun, wenn sie Überstunden<br />

ablehnen, Karrierestreben<br />

entsagen und über Statussymbole<br />

aus dem Arbeitsleben heraus die<br />

Nase rümpfen. Denn sie sind die<br />

erste Generation, die nicht mehr darauf<br />

angewiesen ist, sich Wohlstand<br />

selbst zu erarbeiten. Zettler können<br />

sich lässig auf dem ausruhen, was ihre<br />

Eltern, Großeltern an Werten geschaffen<br />

haben.<br />

Wer auch ohne großes, eigenes<br />

Zutun gut leben kann,<br />

weil daheim Vermögen<br />

ist, muss sich nicht plagen<br />

und kann leicht<br />

über die Ehrgeizigen<br />

und Fleißigen die<br />

Nase rümpfen.<br />

Zumal in Zeiten,<br />

in denen<br />

der Fachkräftemangel<br />

Arbeitgeber<br />

zwingt, auch<br />

faule Kompromisse mit Bewerberinnen<br />

und Bewerbern zu schließen. Wie<br />

keine vor ihr macht es sich die Gen Z<br />

bequem. Warum? Weil sie es (sich leisten)<br />

kann.<br />

Die Genz Z ist in weiten Teilen eine<br />

Ansammlung betüdelter und saturierter<br />

Wohlstandskinder, die es schlichtweg<br />

nicht mehr nötig haben, sich<br />

reinzuhängen. Eine neue Biedermeiergeneration,<br />

die hinsichtlich Bildung<br />

und Qualifikation die besten Voraussetzungen<br />

hat, daraus aber zu wenig<br />

<strong>für</strong> die Allgemeinheit macht. Sie pflegt<br />

eine neue Innerlichkeit, will es schön<br />

haben, abgesichert sein und ist vor allem<br />

mit sich selbst beschäftigt.<br />

Selbst ihr politisches Engagement ist<br />

schick und unverfänglich. Ganz anders<br />

als bei den Achtundsechzigern,<br />

der Anti-Atom- oder der Friedensbewegung.<br />

Ihrem Protest wohnte ein<br />

Aufbegehren inne, das mit Zerwürfnissen<br />

und schmerzlichen Erfahrungen<br />

verbunden war. Wenn hingegen die<br />

Gen Z die Schule schwänzt, um <strong>für</strong><br />

Klimaschutz zu demonstrieren, finden<br />

das ihre Lehrer und Eltern ganz toll.<br />

So wichtig Fridays for Future und die<br />

frühe Greta waren, um <strong>für</strong> das Thema<br />

Klimaschutz wachzurütteln, so unglaubwürdig<br />

ist der Protest in Teilen.<br />

Denn keine Altersgruppe hinterlässt<br />

einen größeren ökologischen Fußabdruck<br />

als die Gen Z.<br />

12<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2024</strong>

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