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WIKO 2024 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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Die Lösung?<br />

Weniger<br />

Gerechtigkeit!<br />

Von Jan Stephan<br />

Die Bauern sind sauer<br />

wie nie. Weil eine alte<br />

Welt unterzugehen droht<br />

und ein System an sich<br />

selbst verzweifelt. Die<br />

Ansätze <strong>für</strong> eine Lösung<br />

liegen in vielen Bereichen<br />

auf dem Tisch. Es<br />

fehlt an Mut, an Respekt<br />

und auch an Einsicht.<br />

Vielleicht ist ja an allem die Gerechtigkeit<br />

schuld. Dieser Gedanke kommt<br />

einem, nachdem man in wochenlanger<br />

Recherche versucht hat den Problemen<br />

der Landwirtschaft auf den<br />

Grund zu gehen. Also natürlich nicht<br />

die Gerechtigkeit selbst, sondern der<br />

scheiternde Versuch sie herzustellen.<br />

In der Landwirtschaft spielt sich ein<br />

epischer Kampf ab. Der Gesetzgeber<br />

schlägt mit dem Schwert der Verordnung<br />

einer Ungerechtigkeit den Kopf<br />

ab und umgehend wachsen zwei neue<br />

nach. Für die braucht es dann wieder<br />

neue Verordnungen, die neue Probleme<br />

schaffen, <strong>für</strong> die man erneut neue<br />

Verordnungen braucht … Ein e wiger<br />

Kreislauf.<br />

Über die Jahrzehnte hat man so ein<br />

Monster erschaffen. Eines, das aus<br />

purem guten Willen besteht und doch<br />

Verzweiflung sät. Eine Geschichte, als<br />

hätte man Goethes Faust, die antiken<br />

Heldensagen und den neuesten Marvel-Film<br />

zusammengeworfen. Nur<br />

dass man dabei das Happy End vergessen<br />

hat.<br />

Womit man beim Anlass dieser Geschichte<br />

wäre. Dem fehlenden Happy<br />

End. Als die Bundesregierung Ende<br />

2023 auf die Idee kam, Agrardiesel<br />

und Kfz-Steuervergünstigungen zu<br />

streichen, da war Schicht in der Scheune.<br />

Den Bauern ging sehr eindrucksvoll<br />

der Traktor durch. Auf dem Höhepunkt<br />

der Proteste standen mehr als<br />

1000 Schlepper in Gunzenhausen auf<br />

dem Volksfestplatz.<br />

„So eine Beteiligung, so eine Solidarität,<br />

die hatten wir noch nie“, sagt Erwin<br />

Auernhammer, der Kreisvorsitzende<br />

des Bauernverbands in Weißenburg-<br />

Gunzenhausen. „Ich muss sagen, da<br />

habe ich mir schon ein paar Tränen<br />

verdrücken müssen.“ Auernhammer<br />

ist Schweinehalter. Ein gestandener<br />

Bauer, auf der kargen Scholle des Weißenburger<br />

Jura, in Indernbuch groß<br />

geworden. Einer Gegend mit wenig<br />

Wasser, aber viel Stein im Acker. Auernhammer<br />

ist ein Mann, der sich selten<br />

Tränen verdrücken muss.<br />

<strong>Das</strong>s er dazu nun Anlass hatte, ist nachvollziehbar.<br />

Geklagt haben die Bauern<br />

schon immer, aber sie hatten noch nie<br />

so viel Rückenwind beim Jammern. Es<br />

gibt viele, die ihren Protesten Erfolg<br />

wünschen. Nur: Was wäre eigentlich<br />

ein Erfolg? Ein paar Rabatte mehr, ein<br />

Regierungswechsel?! Nach Wochen<br />

der Gespräche mit Menschen in, um<br />

und um die Landwirtschaft herum<br />

könnte man zu der verblüffenden Ansicht<br />

kommen, dass das System vor allem<br />

eines braucht: mehr Ungerechtigkeit!<br />

46<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2024</strong>

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