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WIKO 2024 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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„Wer seine Arbeit<br />

richtig gemacht hat,<br />

hatte ein gutes<br />

Leben“<br />

Von Selina Yildiz<br />

Drei Gunzenhäuser Senioren<br />

erzählen von ihrem<br />

Berufsleben. Zwei waren<br />

angestellt, einer selbstständig.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Altmühlfranken</strong>,<br />

das sie erlebten, war<br />

ein anderes, genau wie<br />

die Bedeutung von Arbeit.<br />

Heute blicken sie zurück.<br />

Gunzenhausen Anfang der 1960er-<br />

Jahre: Die Kriegsschäden sind weitgehend<br />

beseitigt, seit ein paar Jahren<br />

geht es industriell aufwärts. Im Zuge<br />

der Gebietsreform werden nacheinander<br />

14 Stadtteile in die Stadt eingegliedert.<br />

Eine moderne Kläranlage und<br />

ein Hallenbad entstehen, drei Schulen<br />

werden unter der Stadtführung von<br />

Bürgermeister Friedrich Wust saniert.<br />

Direkt unter der Berufsschule wird ein<br />

atombombensicheres Bunkerhospital<br />

gebaut. An allen Ecken und Enden der<br />

Stadt spüren die Gunzenhäuser, dass<br />

es vorangeht, besonders spürbar wird<br />

das im Gewerbegelände im Osten der<br />

Stadt.<br />

Dort siedelt sich 1960 eine Firma an,<br />

deren Hauptsitz in Stuttgart liegt. Sie<br />

bringt Hunderte neue Arbeitsplätze<br />

nach <strong>Altmühlfranken</strong>. Es ist der Technologiekonzern<br />

Alcatel SEL. Verantwortlich<br />

<strong>für</strong> Nachrichtentechnik und<br />

Telekommunikationsausrüstung ist die<br />

weitgehend SEL genannte Firma bis in<br />

die 1980er-Jahre eines der größten und<br />

ein bedeutendes deutsches Unternehmen,<br />

ein Hauptzulieferer <strong>für</strong> Telekom.<br />

Johanna Engel (87) und Karl Lechner<br />

(85) haben die Gunzenhäuser Industrie<br />

in diesen Jahren von innen gesehen.<br />

Heute sitzen sie gemeinsam<br />

an einem Holztisch im Speisesaal des<br />

Burkhard-von-Seckendorff-Seniorenheims<br />

in Gunzenhausen. Lechner trägt<br />

eine Kappe und führt einen großen<br />

Regenschirm mit sich, den er wie einen<br />

Gehstock schwingt. Er trägt eine Brille<br />

und Lachfalten in seinem Gesicht. Johanna<br />

Engel hat weiße Locken. Beide<br />

leben in Wohnungen im Gebäudekomplex<br />

des Seniorenheims, in denen sie<br />

sich selbst versorgen. Früher waren sie<br />

Kollegen in der SEL. <strong>Das</strong>s sie sich im<br />

Seniorenheim wiedersehen, das hätten<br />

sie nicht gedacht, lachen sie.<br />

Zur Arbeit <strong>für</strong> die SEL kommen beide<br />

in den 1960er-Jahren. Engel stammt<br />

aus der DDR und siedelt im Jahr 1953<br />

in den Westen über. In der Nürnberger<br />

Gegend lernt sie ihren späteren<br />

Ehemann kennen. Er ist Elektriker,<br />

sie hat zuvor im Finanzamt und in der<br />

Metallbaukastenfirma Trix gearbeitet.<br />

Viele kleine Bauernbetriebe werden zu<br />

dieser Zeit aufgelöst, besonders Frauen<br />

suchen händeringend Arbeit. In dieser<br />

Zeit geht es den Menschen nicht darum,<br />

den idealen Job zu finden, sondern<br />

darum, einen zu haben.<br />

26<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2024</strong>

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