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WIKO 2024 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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Industrie und verarbeitendes Gewerbe sind die größten Arbeitgeber im Landkreis.<br />

burg schwächelte zwar die zuvor auf<br />

Kriegsproduktion ausgerichtete Leonische<br />

Industrie nach dem Ersten<br />

Weltkrieg. Sie konnte sich allerdings<br />

noch einige Zeit behaupten.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg litten<br />

jedoch auch viele Menschen, vor<br />

allem Arbeiter und Ungelernte, große<br />

Not. Die Massenarbeitslosigkeit<br />

traf redliche Menschen wie Karl<br />

Schmidt aus Mischelbach, der hier<br />

exemplarisch erwähnt sei. Als Gelernter<br />

Schuster fand er in seinem<br />

angestammten Beruf keine Arbeit<br />

mehr. Also verdingte er sich beim<br />

Straßenbau, in der Landwirtschaft,<br />

als Tagelöhner. Seine überlieferten<br />

Arbeitszeugnisse bescheinigen ihm<br />

allesamt Fleiß, Zuverlässigkeit und<br />

Geschick. Sie enden meist mit dem<br />

dahingeschriebenen Bedauern, man<br />

könne ihn „wegen fehlender Arbeit“<br />

nur leider nicht länger beschäftigen.<br />

Argwohn, nicht selten sogar Feindseligkeit<br />

mehr zähneknirschend akzeptiert,<br />

als wirklich aufgenommen<br />

worden. Dabei zeigte sich alsbald,<br />

„Als die Sakkos der<br />

Olympiamannschaft<br />

aus Weißenburg<br />

kamen„<br />

dass da sehr viele fleißige und kluge<br />

Menschen unter den Schlesiern,<br />

Sudetendeutschen oder Ostpreußen<br />

waren, die anzupacken verstanden.<br />

Allein in Weißenburg wuchs zwischen<br />

1939 und 1950 die Zahl der<br />

Einwohner von 8760 auf 13 800.<br />

Die Stadt profitierte auch davon,<br />

dass 1944 die Firma Dynamit Nobel<br />

vor den Bombenangriffen der<br />

Alliierten aus Köln weggezogen und<br />

in Weißenburg gelandet war. Im<br />

Lauf der Jahrzehnte richtete sich<br />

das Unternehmen immer mehr auf<br />

Kunststoff aus und etablierte sich<br />

vor allem mit seiner Stoßfänger-Fertigung<br />

als wichtiger Zulieferer der<br />

Automobilindustrie <strong>für</strong> großvolumige<br />

Teile. „Die Dynamit“, wie die<br />

Firma schlicht genannt wurde, schuf<br />

viele Arbeitsplätze. In Pappenheim<br />

eröffnete sie einen zweiten Standort;<br />

zusammen mit Weißenburg ist das<br />

über den Umweg des Faurecia-Konzerns<br />

inzwischen zur französischen<br />

Plastic-Omnium-Gruppe gehörende<br />

Unternehmen nach Angaben aus<br />

dem Landratsamt seit Langem der<br />

größte Arbeitgeber in Weißenburg-<br />

Gunzenhausen.<br />

Zusätzlich entstanden im Lauf der<br />

Nachkriegszeit weitere Industriezweige<br />

und boten Tausende Arbeitsplätze<br />

an. Beispiel Textilwirtschaft.<br />

In den 50er- und 60er-Jahren des vorigen<br />

Jahrhunderts erlebte sie ihren<br />

Höhepunkt; das Jubiläumsmagazin<br />

des Landkreises schreibt von 2000<br />

Arbeitsplätzen. Sie waren angesiedelt<br />

in Fabriken wie jener von Erich<br />

Roth, dessen Firma 1964 sogar die<br />

deutsche Olympiamannschaft bei<br />

den Spielen in Tokio mit Sakkos ausstattete.<br />

Dann aber sank der Stern<br />

der Textiler; Nähfertigung und Massenproduktion<br />

waren in Asien konkurrenzlos<br />

billig. <strong>Das</strong> musste, wenn<br />

Der Zweite Weltkrieg veränderte<br />

alles. Flucht und Vertreibung nach<br />

dem von Hitler und seinen Schergen<br />

in Gang gesetzten Massensterben<br />

verschlugen sehr viele Heimatvertriebene<br />

vornehmlich nach Weißenburg,<br />

aber auch in andere Städte<br />

und Gemeinden des heutigen Landkreises.<br />

Sie sollten in den folgenden<br />

Jahrzehnten wichtige wirtschaftliche<br />

Impulse setzen und zahlreiche<br />

Arbeitsplätze schaffen. Dabei waren<br />

sie von den Einheimischen mit<br />

Die Bekleidungsindustrie (hier die Fa. Edelstein in Weißenburg 1963) war in der Nachkriegszeit<br />

ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.<br />

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<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2024</strong>

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