WIKO 2024 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

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Steinbrüche, Sandgruben, Sakkohersteller Von Uwe Ritzer Wo arbeiteten die Menschen unserer Region früher, wo arbeiten sie heute? Und was haben die Eisenbahn und die Industrie damit zu tun? Eine Zeitreise. Wo sonst ließe sich diese Zeitreise in unserer Region spektakulärer beginnen als in der Langenaltheimer Haardt? In dieser archaischen Kraterlandschaft, die sich als Kulisse für Science-Fiction- Filme genauso eignen würde wie für solche, die im Mittelalter oder in Straflagern spielen. Oder aber ganz banal von harter, handwerklicher Arbeit handeln. Und darum soll es in diesem Text schließlich gehen; von der Geschichte des Arbeitens in diesem Landstrich, der bekanntlich erst seit 1972 Weißenburg-Gunzenhausen heißt und sich selbst gerne Altmühlfranken nennt. Die Steinbrüche im südlichen Landkreis um Solnhofen, Langenaltheim, 42 WIKO Ausgabe 2024
Pappenheim bis nach Treuchtlingen oder hinüber ins angrenzende Oberbayerische sind eines der wenigen wirtschaftlichen Alleinstellungsmerkmale dieses Landkreises. Dass dort über Jahrhunderte hart gearbeitet wurde, „Solnhofener Platten waren ein Exportschlager, als man diesen Begriff noch gar nicht kannte„ steht außer Zweifel. Jahrhundertelang verkauften sich die Jurakalksteine und Solnhofener Platten prächtig. Sie waren ein Exportschlager, als man diesen Begriff noch gar nicht kannte. Die Erfindung des Steindrucks zu Beginn des 19. Jahrhunderts, der Lithografie also, durch Alois Senefelder gab nicht nur dem Buchdruck enorme Impulse, sondern befeuerte auch die Geschäfte der „Steinbarone“ und der Hackstockmeister und ihrer Helfer in den Brüchen. In der Langenaltheimer Haardt entfaltete sich eine ganz eigene Arbeitswelt, die beispielsweise Kneipen einschloss, in denen nur die Steinbruchgemeinde verkehrte. Historisch betrachtet ist die Frage, womit die Menschen in diesem heutigen Landkreis ihren Lebensunterhalt bestritten, relativ einfach zu beantworten: Es gibt nicht die eine Branche, die alle anderen überlagert, weil vor allem sie den Menschen Arbeit, Lohn und Brot garantierte. Das heutige Weißenburg-Gunzenhausen zeichnete sich immer schon durch große Vielfalt aus – bis heute. Abgesehen von den Steinbrüchen im Süden waren eine sehr, sehr lange Zeit vor allem die Landwirtschaft und in den Städten die Handwerker die wichtigsten Arbeitgeber. Die ältesten, nachgewiesenen Siedlungen existierten dort, wo es die ertragreichsten Böden gab. Der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Landkreises ist zu entnehmen, dass diese Böden vor allem in der Region Dittenheim-Ehlheim-Alesheim zu finden seien. Jahrhundertelang handelte es sich um eine bäuerliche Selbstversorgung, die abgesehen von Dittenheim-Ehlheim-Alesheim hinaus vor allem entlang von Altmühl und Rezat gedieh. In den Städten, allen Die leonische Industrie und die Tressenfertigung haben eine lange Tradition. voran in der lange Freien Reichsstadt Weißenburg, blühte das Handwerk in allen Facetten, zu dem im Rückblick auffallend viele Brauereien samt dazugehöriger Wirtshäuser gehörten. Eine wichtige Entwicklungsachse war auch die heutige B2, die, bevor sie als solche geschaffen wurde, bereits eine wichtige Handelsroute zwischen Nürnberg und Augsburg war. Zwei Entwicklungen änderten das Arbeiten fundamental. Zum einen entwickelte sich ab dem späten 16. Jahrhundert die Leonische Industrie, die aus ihrer Heimat vertriebene französische Hugenotten nach Franken brachten. Im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert wurde die Fertigung von Drahtgestricken und Uniformtressen (CHK) in Weißenburg ansässig. Ebenso in Treuchtlingen, das damals noch ein Marktflecken war, der allerdings Ruf und Tradition als Herstellungsort von Keramikgeschirr aufzuweisen hatte. Die Hafner verkauften ihre Waren in das weite Umland. „Vor allem Treuchtlingen profitierte von der Erfindung der Eisenbahn„ Die Industrialisierung mit der damit verbundenen Massenfertigung und der Arbeitsteilung revolutionierte die Produktion in ganz Europa. Die Notwendigkeit, Güter auch über längere Strecken zu transportieren, wurde immer größer. Das Prinzip der Selbstversorgung brach auf. Vor allem Treuchtlingen profitierte von der Erfindung der Eisenbahn. Sie kam 1849 in den heutigen Landkreis, als die staatliche Ludwig-Süd-Nord-Bahn die Verbindung zwischen Pleinfeld-Gunzenhausen und Nördlingen eröffnete. Von Ansbach her erreichte die Eisenbahn 1869 Treuchtlingen. Die Stadt wurde, was sie heute noch ist: ein für Bayern wichtiger Schienenknotenpunkt. Fortan war die Eisenbahn für Generationen der wichtigste Arbeitgeber für Treuchtlingen und die Treuchtlinger. 1898 wurde der Markt zur Stadt erhoben. Die Eisenbahn brachte vor allem Treuchtlingen mit Volldampf voran. Auch Pleinfeld, wo es lokale Verbindungen aus dem großen Sandabbaugebiet entlang der Mühlstraße zum örtlichen Bahnhof gab und wo sich der Schienenstrang von Nürnberg her Richtung Weißenburg/Treuchtlingen und Gunzenhausen gabelt, profitierte vom Anschluss als Haltepunkt an das neue Bahnnetz. Damit einher entwickelte sich Industrie in den Städten. Ihre Anziehungskraft wuchs; immer häufiger verließen Menschen ihre Dörfer, um in den Fabriken zu arbeiten. In Gunzenhausen gründete der Unternehmer Theodor Loos ein Eisenwerk, das später zu einem führenden Kesselhersteller wurde, der heute wiederum zum Bosch-Konzern gehört. In Weißen- Wirtschaftsmagazin WIKO 43
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