2010 Jahresbericht - Diakonisches Werk Hessen-Nassau
2010 Jahresbericht - Diakonisches Werk Hessen-Nassau
2010 Jahresbericht - Diakonisches Werk Hessen-Nassau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10 <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> Vorstand<br />
Wir haben um der Menschen und um des<br />
Auftrags willen keine Wahl. Wir schütteln das<br />
Leid der Menschen nicht einfach ab, als hätten<br />
wir nichts damit zu schaffen, sondern unsere<br />
Aufgabe ist und bleibt, es zu tragen und den<br />
Menschen in ihrer Not beizustehen. Nicht umsonst<br />
hat Martin Niemöller uns die rhetorische<br />
Frage hinterlassen: Was bedeutet es, dass das<br />
Kreuz Jesu Christi auf Golgatha mitten in der Welt<br />
steht? Ja, die Situation der Krise ist die Stunde<br />
der diakonischen Kirche. Wir können Fragen der<br />
sozialen Verantwortung nicht wegdele gieren,<br />
nicht einmal an den Staat. Auch nicht, wenn die<br />
Refinanzierung fehlt. Das biblische Zeugnis stünde<br />
gegen uns.<br />
Die soziale Frage ist neu gestellt<br />
Das bedeutet aber zugleich: Wir stehen zur<br />
Diakonie und ihrer Verantwortung im Sozialstaat.<br />
Als Anwalt für Menschen in Not haben wir<br />
eine Zwischenstellung, weil wir weder staatlichhoheitlich<br />
noch nur unternehmerisch sind. Die<br />
Präsenz der Diakonie im Sozialstaat und auf dem<br />
Sozialmarkt gibt uns die Legitimation, das So -<br />
ziale als Kernstück unserer demokratischen Ge -<br />
sellschaft einzuklagen – und gegen Widerstände<br />
zu verteidigen. Barmherzigkeit drängt auf Ge -<br />
rech tigkeit – dieses Motto des Wirtschafts- und<br />
Sozialwortes von 1997 zeigt, dass beides unsere<br />
Aufgabe ist: spontan und wirkungsvoll handeln<br />
an der Seite von hilfebedürftigen Menschen und<br />
öffentlich und nachhaltig für den sozialen Ausgleich<br />
eintreten.<br />
Unsere Gesellschaft braucht mehr denn je<br />
das Zusammenspiel von Demokratie, Zivilgesell -<br />
schaft und Sozialstaat. Deswegen ist Dia konie<br />
nicht nur Brückenbauer, sondern auch ein ge -<br />
sellschaftspolitisches Widerlager, wo immer der<br />
Umbau des Sozialstaates die Armutsrisiken erhöht.<br />
Wir müssen gerade jetzt hörbare Stimme<br />
derer sein, die sich nicht wehren können oder<br />
schon längst aufgegeben haben. Weil die Stärke<br />
unserer Gesellschaft sich am Wohl der Schwa -<br />
chen misst. Weil wir nur gemeinsam leben können.<br />
Weil es keine demokratische Alternative<br />
gibt zum sozialen Frieden.<br />
Es geht schließlich auch in unseren Kirchen<br />
um eine neue Bekehrung zur Diakonie. Wir brau -<br />
chen eine neue Bewegung, in der die Not der<br />
Menschen zur Not der Kirche wird: eine heilsame<br />
und zukunftsweisende Bewegung, in der die<br />
Ängste und Befürchtungen, aber auch die Hoffnungen<br />
der Menschen zu den Ängsten und Be-