2010 Jahresbericht - Diakonisches Werk Hessen-Nassau
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66 <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> Mitglieder<br />
DIETRICH SCHNELLBACH<br />
ER STIFTET<br />
ZEIT UND<br />
WISSEN<br />
EHRENAMT<br />
Muss ein Christ Sozialist sein? Der<br />
evangelische Theologe Helmut Gollwitzer<br />
(1908 – 1993) stellte vor Jahrzehn<br />
ten diese Frage, die heute, in Zeiten<br />
zunehmender Armut, nichts von<br />
ihrer Brisanz verloren hat. Wer Dietrich<br />
Schnellbach, ehemaliger Landtags -<br />
direk tor und langjähriges Mitglied im<br />
Stiftungsrat der Diakoniegemeinschaft<br />
Paulinenstift, diese Frage stellt, erntet<br />
ein hintergründiges Lächeln und eine<br />
ebensolche Antwort: „Das Herz schlägt<br />
links.“<br />
Für den promovierten Juristen heißt das,<br />
sich mit der wachsenden Not in unserer Gesell -<br />
schaft nicht abzufinden. Zusätzlich zu seiner<br />
politischen Karriere im Hessischen Landtag hat<br />
der kirchennahe Sozialdemokrat auch ehren -<br />
amtliche Verantwortung nicht gescheut: 36<br />
Jahre lang wirkte er für die Diakoniegemeinschaft<br />
Paulinenstift in Wiesbaden. Schnellbach<br />
ist weder Gutmensch noch kopfloser Romantiker.<br />
Die wirtschaftliche Konsolidierung der Diakonie -<br />
gemeinschaft zählt zu seinen Verdiensten. Als<br />
Vorsitzender hat er auf eine neue Verfassung<br />
gedrungen. Der heute 72-Jährige gilt als einer<br />
der Wegbereiter von einer operativ tätigen hin zu<br />
einer Förderstiftung. „Es geht immer darum, die<br />
Schwachen zu stützen“ und sich „gegen den ge -<br />
sellschaftlichen Trend zu sozialer Kälte“ zu<br />
stellen, erklärt er und bringt den Fördergedanken<br />
auf den Punkt.<br />
Auch das Diakonische <strong>Werk</strong> in <strong>Hessen</strong> und<br />
<strong>Nassau</strong> (DWHN) durfte immer wieder auf die<br />
Unter stützung der sozialen Arbeit durch Stif tungs -<br />
mittel vertrauen. 16 Projekte des DWHN wur den<br />
seit dem Jahr 2000 mit über 571.000 Euro ge för -<br />
dert. Unter anderem investierte die Diakoniegemeinschaft<br />
Paulinenstift in das professionelle<br />
Fundraising der Landesgeschäfts stelle. „Wir finanzierten<br />
drei Jahre eine Fundrai sing stelle – eine<br />
gute Entscheidung“, sagt Schnell bach. Diakonie<br />
müsse immer auch Aufgaben erfüllen können,<br />
die jenseits der staatlichen Leistungen liegen.<br />
Dazu müssten zusätzliche Mittel eingeworben<br />
und Spenden akquiriert werden.<br />
Die Diakoniegemeinschaft Paulinenstift kann,<br />
so Schnellbach, regionale Bedürfnisse ausloten.<br />
Darin liegt die Stärke. Doch Schnellbach, der für<br />
seine Leistungen mit dem Goldenen Kronenkreuz<br />
der Diakonie ausgezeichnet wurde, sorgt sich um<br />
den Nachwuchs: „Diakonie ist eine Zukunftsaufgabe.<br />
Ich hoffe, es finden sich junge Menschen,<br />
die sich dieser Herausforderung ehrenamtlich<br />
stellen wollen.“ Im Jahr <strong>2010</strong> wurde er als Mitglied<br />
im Stiftungsrat verabschiedet. Mit 72 Jahren<br />
wird er alle seine Ehrenämter aus Altersgründen<br />
niederlegen und sich seiner Familie widmen.<br />
Seine Frau, die Kinder und Enkelkinder werden<br />
sich freuen. Aber ganz kann sich Schnellbach doch<br />
nicht zurückziehen: „Ich bin nicht aus der Welt<br />
und helfe, wenn ich gebraucht werde.“ So sozial<br />
will der Christ Schnellbach auf jeden Fall sein.<br />
Stefan Weiller