2010 Jahresbericht - Diakonisches Werk Hessen-Nassau
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„Ein schönes Angebot“, findet Hartmut S. Das Tanzcafé<br />
bringt Ablenkung. Gesellschaftliche Ereignisse sind selten geworden.<br />
„Demenz ist auch in den sozialen Folgen sehr belastend“,<br />
das mussten Hartmut S. und seine Frau erfahren. Als<br />
Karin plötzlich die Orientierung verlor, sogar vertraute Menschen<br />
nicht mehr erkannte und sich an viele Dinge beim besten<br />
Willen nicht erinnern konnte, zogen sich auch Freunde<br />
zurück. „Sie waren überfordert, ängstlich. Aber war ich das<br />
nicht auch?“, fragt Hartmut S. Er erwartet keine Antwort. Vorwürfe<br />
will er niemandem machen. „Wer weiß, wie ich mich<br />
verhalten würde, wenn ich nicht direkt betroffen wäre?“ Trotzdem: Isolation tut weh. Er musste<br />
lernen, sich das Zusammenleben mit seiner Frau neu einzurichten. Sie singen viel gemeinsam, wöchentlich<br />
bringt er seine Frau in die Betreuungsnachmittage der Diakonie in Wiesbaden. Dann<br />
hat er zwei, drei Stunden für sich. Auch eine betreute Urlaubsreise der Diakonie haben die Eheleute<br />
vor einigen Monaten mitgemacht.<br />
„Jetzt wieder gemeinsam zu tanzen, das tut gut“, sagt Hartmut S. Seine Frau vollzieht<br />
Schritt folgen nach, vor Jahrzehnten erlernt. Beim Tanz trainiert sie ihren Körper und ihr Erinnerungsvermögen.<br />
Noch wichtiger ist vielleicht die emotionale Komponente: „Tanzen ist Gefühl und<br />
Gefühle werden nicht dement“, sagt Gabriele Hofmann vom Diakonischen <strong>Werk</strong> Wiesbaden. Sie<br />
begleitet das Tanzcafé, das zunächst viermal im Jahr als spezieller Ort der Begegnung angeboten<br />
werden soll. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln der Stiftung DiaDem. Das Tanzcafé ist auf<br />
drei Jahre angelegt. Für die Mitarbeit gewann die Diakonie den Tanzclub Blau-Orange. Die Auftaktveranstaltung<br />
ist ein Erfolg. Auf der Tanzfläche sind viele Frauen, Männer sind zurückhaltender.<br />
„Tanze mit mir in den Morgen, tanze mit mir in das Glück“, singt ein Musiker. Karin S. singt<br />
ein bisschen mit und tanzt dabei mit geschlossenen Augen.<br />
Stefan Weiller<br />
Regionale Diakonische <strong>Werk</strong>e <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> 49