NaturschutzReport - LBV-München
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Greifvögel<br />
Jungen flogen erfolgreich<br />
aus. Offenbar nimmt die<br />
Scheu allmählich ab.<br />
Bilanz<br />
Im Arten- und Naturschutz<br />
überwiegen<br />
zumeist die negativen<br />
Befunde. Doch wenn wir<br />
die heutige Lage betrachten,<br />
so kann mit Fug und<br />
Recht festgestellt werden,<br />
dass sich die Bemühungen<br />
des Vogelschutzes um<br />
eine Vollschonung und<br />
um eine andere Grundhaltung<br />
zu den Greifvögeln<br />
auch in <strong>München</strong> gelohnt<br />
haben. „Fast nicht vorhanden“,<br />
hätte der Befund<br />
vor 100 und auch noch<br />
vor 50 Jahren lauten müssen.<br />
Inzwischen kommen<br />
jedoch mehrere Greifvögel<br />
wieder in normaler Häufigkeit<br />
vor. „Normal“<br />
bedeutet, dass sie von der<br />
Verfügbarkeit ihrer Beute<br />
oder von günstigen/<br />
ungünstigen Jahren und<br />
nicht mehr von Abschuss<br />
und Fang abhängen und<br />
dass die Bestände entsprechend<br />
schwanken.<br />
Die selteneren Arten<br />
nehmen hingegen noch<br />
deutlich zu. Die Frequenz,<br />
mit der im Stadtgebiet<br />
Greifvögel der verschiedenen<br />
ökologischen Typen<br />
auftreten, drückt auch<br />
aus, dass es hier Kleinvögel,<br />
Mäuse und auch größere<br />
Insekten in entsprechenden<br />
Mengen gibt. Der<br />
mit Einzelabschuss-<br />
Genehmigungen immer<br />
noch – und eher schon<br />
wieder verstärkt – verfolgte<br />
Habicht findet in<br />
der Stadt offenbar einen<br />
Schutzraum, der es ihm<br />
erlaubt, seine große Scheu<br />
abzubauen. Dann wird er<br />
sich an der innerstädtischen<br />
Taubenjagd beteiligen<br />
und sich auch die eine<br />
oder andere Stockente im<br />
Park holen können.<br />
Zum Abschluss ist ein<br />
Vergleich mit der Zahl der<br />
Greifvögel im Natur-<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Abb. 6<br />
schutzgebiet Isarauen<br />
südlich von <strong>München</strong> aufschlussreich.<br />
82 mindestens<br />
halbtägige Exkursionen<br />
in zwei Jahren ergaben<br />
dort 76 Greifvögel in<br />
fünf Arten oder 38 pro<br />
Jahr. Absolut häufigste Art<br />
war der Mäusebussard<br />
mit 31 pro Jahr. Verglichen<br />
mit <strong>München</strong> ist das mehr<br />
als das Zweieinhalbfache.<br />
Aber nur sieben Sperber,<br />
vier Habichte, zwei Wanderfalken<br />
und ein Baumfalke<br />
(Turmfalke kam gar<br />
keiner vor) in zwei Jahren<br />
liegen erheblich unter der<br />
Frequenz dieser Arten in<br />
<strong>München</strong>. Das beweist<br />
wohl hinlänglich, dass für<br />
eine ganze Reihe von<br />
Greifvogelarten die Großstadt<br />
durchaus ein geeigneter<br />
Lebensraum ist und<br />
1/ 2007<br />
Greifvogelarten im Bereich M-West<br />
(Großraum <strong>München</strong> zum Vergleich; volle Säulen = Zahl brütender Arten)<br />
Arten<br />
Hellerer Wüst<br />
1890 1926 - 1973 1986 - 1999 1986 - 2006 <strong>München</strong><br />
Verletzte<br />
Fledermäuse<br />
sich Hilfsmaßnahmen,<br />
zum Beispiel Nistkästen,<br />
unbedingt lohnen. Die<br />
abnehmende Scheu der<br />
Greifvögel vor dem Menschen<br />
wird ihnen weitere<br />
Lebensmöglichkeiten in<br />
den Städten eröffnen. Wir<br />
dürfen „unsere“ Münchner<br />
Wanderfalken daher<br />
als Symbol für diese positive<br />
Entwicklung betrachten.<br />
Literatur<br />
HELLERER, J. (1890):<br />
Die Vogelwelt im Schlosspark<br />
(Hofgarten) zu Nymphenburg.<br />
– Orn. Mschr.<br />
15: 43 – 49.<br />
KLAFS, G. & J. STÜBS<br />
(1977): Die Vogelwelt<br />
Mecklenburgs. – VEB<br />
Gustav Fischer, Jena.<br />
Dabei sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen:<br />
Reichholf<br />
11<br />
KURTH, D. (1970): Der<br />
Turmfalke (Falco tinnunculus)<br />
im Münchner<br />
Stadtgebiet. – Anzeiger<br />
Ornithol. Ges. Bayern 9:<br />
2–12.<br />
LUY, M. (2004): Die<br />
Brutvögel <strong>München</strong>s – ein<br />
Statusreport. – <strong>NaturschutzReport</strong><br />
1/04: 3 – 9.<br />
WÜST, W. (1973): Die<br />
Vogelwelt des Nymphenburger<br />
Parks <strong>München</strong>. –<br />
Verlag D. Kurth, Barmstedt.<br />
WÜST, W. (1992): Neue<br />
Vögel des Nymphenburger<br />
Parks. – Ornithol.<br />
Anzeiger 31: 57 – 61.<br />
Prof. Dr. Josef H. Reichholf,<br />
Zoologische Staatssammlung<br />
<strong>München</strong><br />
E-Mail: Reichholf.<br />
Ornithologie@zsm.mwn.de<br />
Bitte melden Sie uns,<br />
wenn Sie Fledermausquartiere kennen<br />
oder auch, wenn Sie schwache, verletzte oder tote Tiere auffinden.<br />
<strong>München</strong>-Nord: Dr. Irene Frey-Mann,<br />
Bandelstraße 6, 80638 <strong>München</strong>, Tel. 0 89 / 15 97 05 90<br />
<strong>München</strong>-Süd: Margarete Kistler,<br />
Arnpeckstraße 7, 81545 <strong>München</strong>, Tel. 0 89 / 6 42 27 56