NaturschutzReport - LBV-München
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Arbeitskreis Saatkrähe<br />
Die überwiegende Zahl der Saatkrähenkolonien im<br />
Großraum <strong>München</strong> findet sich im Siedlungsbereich.<br />
Nur drei Kolonien konnte ich in der Feldflur feststellen,<br />
jeweils in verhältnismäßig kleinen Gehölzen.<br />
Zwei davon liegen weit abseits der nächsten Bebauung:<br />
die eine im Naturschutzgebiet Mallertshofer<br />
Holz mit Heiden (Pfarrhölzl), die andere in der Feldflur<br />
zwischen Feldkirchen, Ottendichl und der A 99.<br />
Eine dritte ist wegen der regen Bautätigkeit der<br />
benachbarten Ortschaft inzwischen schon sehr nahe<br />
an den Bebauungsrand gerückt und kaum mehr als<br />
Feldflur-Kolonie einzustufen. Die Saatkrähen dieser<br />
Kolonie zogen auch 2006 ihre Jungen erfolgreich auf.<br />
In den beiden Feldflur-Kolonien im Mallertshofer<br />
Holz mit Heiden und bei Feldkirchen dagegen blieb<br />
der Bruterfolg 2006 vollständig aus. Bei meinen Beobachtungen<br />
konnte ich keinen einzigen Jungvogel feststellen.<br />
Im Verlauf der Brutzeit nahm auch die Zahl<br />
der Altvögel stark ab.<br />
Nennenswerte Veränderungen<br />
im Landschaftsbild<br />
konnte ich im Umfeld<br />
der beiden erfolglosen<br />
Kolonien nicht feststellen.<br />
Auch der strenge Winter<br />
dürfte nicht der Grund für<br />
den fehlenden Bruterfolg<br />
sein. Zwar führte er auch<br />
in anderen Kolonien zu<br />
geringeren Jungenzahlen,<br />
doch nicht zu einem Totalausfall.<br />
Natürliche Feinde<br />
wie der Habicht sind<br />
ebenfalls unwahrscheinlich,<br />
da mit ihnen die beiden<br />
jetzt erfolglosen Saatkrähenkolonien<br />
stets gut<br />
zurechtkamen. Eher dürften<br />
gezielte Störungen<br />
durch den Menschen das<br />
Abwandern der Krähen<br />
verursacht haben. Die<br />
Kolonie bei Feldkirchen<br />
kenne ich seit 2004. Den<br />
dort durch Vorurteile entstandenen<br />
Ärger über<br />
diese Kolonie bekam ich<br />
genau mit. Durch verschiedene<br />
Maßnahmen –<br />
zum Beispiel verteilte ich<br />
die vom Landesamt für<br />
Umweltschutz herausgegebeneSaatkrähenbroschüre<br />
– konnte ich<br />
damals die Kolonie retten,<br />
doch leider nur für zwei<br />
Jahre.<br />
Fehlgeschlagene<br />
Bemühungen<br />
Traurig ist, dass im<br />
Mallertshofer Holz mit<br />
Heiden, wo ich seit 2000<br />
Aufzeichnungen führe,<br />
keine Saatkrähen mehr<br />
gebrütet haben. Hier hatte<br />
sich der Heideflächenverein<br />
vor über einem Jahr<br />
die Mühe gemacht, an der<br />
Kolonie im Pfarrhölzl eine<br />
Informationstafel anzubringen,<br />
die über die Saatkrähe<br />
sowie über die dort<br />
brütenden Feldlerchen<br />
und Rebhühner informiert;<br />
leider half dies der<br />
Saatkrähe nicht. Etwa die<br />
Hälfte des oberbayerischenSaatkrähenbrutbestandes<br />
konzentriert sich<br />
auf sechs Kolonien in<br />
<strong>München</strong> und dem östlichen<br />
und nördlichen<br />
Umland. In Feldgehölzen<br />
brütende Saatkrähen können<br />
nicht in Konflikt mit<br />
Anwohnern geraten (die<br />
zwar den lautesten Ver-<br />
1/ 2007<br />
Geringer Bruterfolg bei Saatkrähenkolonien<br />
in Feldgehölzen<br />
kehrslärm das ganze Jahr<br />
lang klaglos ertragen,<br />
doch vier Monate, in<br />
denen die Kontaktrufe der<br />
Vögel zu hören sind, als<br />
unzumutbar empfinden).<br />
Kolonien in Feldgehölzen<br />
bieten der Saatkrähe<br />
außerdem eine bessere<br />
Nahrungsgrundlage als<br />
Kolonien im Siedlungsbereich.<br />
Aus diesen Gründen<br />
liegt dem Arbeitskreis<br />
Saatkrähe der Schutz der<br />
Feldflur-Kolonien<br />
besonders am Herzen.<br />
Vorurteile<br />
Ich kann verstehen,<br />
dass es manchmal im<br />
Siedlungsbereich Probleme<br />
mit den lautstarken<br />
Vögeln gibt. Aber ich kann<br />
nicht verstehen, dass es<br />
abseits von Bebauung<br />
oder gar in Schutzgebieten<br />
nicht möglich sein soll,<br />
geschützte Vögel in Ruhe<br />
brüten zu lassen. Vor<br />
allem deshalb nicht, weil<br />
sich die Vorurteile gegenüber<br />
der Saatkrähe leicht<br />
entkräften lassen. Eines<br />
der Vorurteile lautet, die<br />
Saatkrähe sei ein Nesträuber.<br />
Dies ist falsch, denn<br />
die Saatkrähe ernährt sich<br />
27<br />
Brütende Saatkrähe in einem Feldgehölz<br />
Foto: Alfred Limbrunner<br />
von Würmern, Insekten,<br />
Sämereien und ähnlicher<br />
Kost. Ein anderes Vorurteil<br />
besagt, die Saatkrähe<br />
sei schädlich, da sie Saatgut<br />
und Keimlinge frisst.<br />
Tatsache jedoch ist, dass<br />
die Saatkrähe den Landwirten<br />
mehr Nutzen als<br />
Schaden bringt, denn sie<br />
frisst zahlreiche Tiere,<br />
die als Landwirtschafts-<br />
Schädlinge gelten. Es<br />
wäre zu wünschen, dass<br />
die Saatkrähe in Zukunft<br />
sachlicher beurteilt wird.<br />
An alle Aktiven im <strong>LBV</strong><br />
hätte ich die Bitte, verstärkt<br />
Aufklärungsarbeit<br />
zu leisten. Die meisten<br />
unserer Mitmenschen<br />
kennen nicht den Unterschied<br />
zwischen Rabenund<br />
Saatkrähe und wissen<br />
nicht, dass die Saatkrähe<br />
unseren Schutz braucht.<br />
Weitere Informationen finden<br />
sich im Internet unter<br />
www.lbv-muenchen.de<br />
(Rubrik „Arbeitskreis<br />
Saatkrähe“) oder in der<br />
Saatkrähenbroschüre,<br />
die beim Landesamt für<br />
Umweltschutz angefordert<br />
werden kann.<br />
Robert Reisinger