NaturschutzReport - LBV-München
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Artenschutz an Gebäuden<br />
1/ 2007<br />
Erfolge beim Schutz von<br />
Gebäudebrütern<br />
Wie schon im Vorjahr hielten uns auch in der Brutzeit<br />
2006 die Gebäudebrüter auf Trab. Ab Mai häuften<br />
sich Anrufe mit der Bitte um Hilfe. Die Problemschilderung<br />
ist meist recht kurz und hört sich in etwa so<br />
an: „Ein Gerüst wird aufgebaut, dahinter brüten<br />
wahrscheinlich Vögel!“ Dann ist schnelles Handeln<br />
erforderlich, um zu retten, was noch zu retten ist.<br />
Jeder Fall ist unterschiedlich und verlangt nach einer<br />
maßgeschneiderten Lösung.<br />
Manche Bauvorhaben<br />
ziehen sich über Jahre hin<br />
– und so lange beschäftigen<br />
sie letztlich auch uns<br />
vom <strong>LBV</strong>. Ein Beispiel<br />
dafür ist die Zahnklinik in<br />
der Goethestraße, siehe<br />
den gesonderten Artikel<br />
in diesem Heft. Andere<br />
Baustellen machen weniger<br />
Arbeit, nämlich dann,<br />
wenn wir tatkräftige Helfer<br />
an der Hand haben.<br />
Bei einem Berufsschulneubau<br />
in Milbertshofen etwa<br />
meldete sich bei uns Herr<br />
Trede vom Architekturbüro<br />
Weickenmeier, Kunz &<br />
Partner. Er sagte uns, dass<br />
im Rohbau, in einer Aussparung<br />
des Betonunterzugs,<br />
ein Hausrotschwanz<br />
seine Jungen aufzog. Der<br />
vogelfreundliche Bauleiter<br />
bot sich an, die Vorgänge<br />
im Nest persönlich zu<br />
überwachen und dafür zu<br />
sorgen, dass die Tiere<br />
ungestört bleiben. Zehn<br />
Tage später flogen die drei<br />
jungen Hausrotschwänze<br />
aus und gingen auf Entdeckungsreise<br />
im Rohbau<br />
des Obergeschoßes. Der<br />
Architekt möchte jetzt der<br />
Schuldirektorin vorschlagen,<br />
Nisthilfen für den<br />
Hausrotschwanz anzubieten.<br />
So viel Eigeninitiative<br />
ist eher selten. Meistens<br />
sind die Baubeteiligten<br />
zwar aufgeschlossen und<br />
erklären sich bereit, Ersatz<br />
zu schaffen. Damit aber im<br />
allgemeinen Bauablauf die<br />
für Gebäudebrüter entscheidenden<br />
Dinge nicht<br />
vergessen werden, muss<br />
der <strong>LBV</strong> immer am Ball<br />
bleiben. Gerade bei den<br />
größeren Sanierungsfällen,<br />
die sich über mehrere Bauabschnitte<br />
hinziehen, ist es<br />
wichtig, stets mit- und<br />
vorauszudenken.<br />
Aus den Augen,<br />
aus dem Sinn ...<br />
In der Au war für den<br />
zweiten Sanierungsabschnitt<br />
der Weilerblöcke<br />
vorgesehen, die Baugerüs-<br />
te schon vor der Rückkehr<br />
der Mauersegler zu<br />
errichten. Den Mauerseglern<br />
sollte der Zugang zu<br />
den Quartieren bewusst<br />
verwehrt bleiben, damit<br />
später keine Jungtiere hinter<br />
den mit Netzen zugehängten<br />
Gerüsten<br />
umkommen. Bereits im<br />
Frühjahr 2005 hatte es<br />
Probleme gegeben, als<br />
erstmals ein Gerüst aufgestellt<br />
werden sollte – ausgerechnet<br />
dann, als die<br />
dortigen Mauersegler mit<br />
dem Brüten beginnen<br />
wollten. Durch das<br />
schnelle Einschreiten des<br />
Arbeitskreises Mauersegler,<br />
besonders von Margarete<br />
Kistler, konnte der<br />
Gerüstaufbau beschleunigt<br />
werden. Ab Juni 2005<br />
betreute ich dann die laufende<br />
Baustelle. Ich kontrollierte<br />
nach Abschluss<br />
der Sanierungsarbeiten<br />
die Nistplätze der Mauersegler;<br />
sie waren wie<br />
19<br />
besprochen unverändert<br />
geblieben. Mit dem<br />
zuständigen Architekten<br />
besprach ich den Zeitplan<br />
für die Sanierung, die im<br />
Folgejahr stattfinden sollte.<br />
Obwohl eigentlich alles<br />
geregelt war, ließ sich<br />
Mitte April 2006 immer<br />
noch keinerlei Bautätigkeit<br />
erkennen. Nun wurde<br />
es aber eng! Ich telefonierte<br />
mit dem Architekten,<br />
und er konnte gerade<br />
noch rechtzeitig den<br />
Gerüstaufbau veranlassen.<br />
Der lange Winter<br />
hatte nicht nur den<br />
Beginn der Arbeiten verzögert,<br />
sondern auch die<br />
Gebäudebrüter aus dem<br />
Bewusstsein der Baubeteiligten<br />
verdrängt. Als Ende<br />
April die letzten Gerüstteile<br />
aufgebaut wurden,<br />
kreisten schon die ersten<br />
Segler über den Weilerblöcken.<br />
Das ging gerade<br />
noch einmal gut! Gewis-<br />
Brütet gern auf Baustellen: der Hausrotschwanz Foto: Alfred Limbrunner