Vollständige Aktuelle Ausgabe Nr. 2/2005 - Deutsche ...
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lagen des modernen Paläomagnetismus theoretisch<br />
und experimentell besser abzusichern. Er<br />
war einer der ersten, der in Deutschland paläomagnetisch<br />
gearbeitet hat und damit wichtige<br />
Beiträge zur Geodynamik, speziell der Platten-<br />
und Mikroplattentektonik des Mittelmeerraumes,<br />
geleistet hat. Die Rotation Italiens im<br />
Tertiär um 50° gegen den Uhrzeigersinn war<br />
eines seiner frühen Ergebnisse, die Aufsehen<br />
erregt haben.<br />
Die von Prof. Soffel aufgebaute Arbeitsgruppe<br />
für Gesteins- und Paläomagnetismus gehört<br />
heute zu den führenden Gruppen auf ihrem<br />
Fachgebiet. Dazu hat der konsequent betriebene<br />
Ausbau der Außenstelle für Gesteins- und<br />
Paläomagnetismus in Niederlippach bei Landshut<br />
beigetragen, ein Labor, welches auch immer<br />
wieder renommierte ausländische Gastwissenschaftler<br />
anzieht, aber mehr noch der persönliche<br />
Führungsstil von Prof. Soffel, der darauf<br />
bedacht ist, gute Mitarbeiter zur Realisierung<br />
eigener Ideen zu ermutigen, und dabei<br />
doch auch stets die übergeordneten Ziele im<br />
Auge behält.<br />
Mit Weitsicht hat H. Soffel auch als einer der<br />
ersten erkannt, welche Bedeutung den geomagnetischen<br />
Methoden für die Prospektion<br />
und die Altersdatierung in der Archäologie<br />
zukommt. Seine Initiativen auf diesem Gebiet<br />
führten dazu, dass sich eigenständige Arbeitsgruppen<br />
entwickeln konnten, die jetzt sehr erfolgreich<br />
an außeruniversitären Institutionen,<br />
wie z.B. dem Bayerischen Landesamt für<br />
Denkmalpflege, tätig sind. Man darf feststellen:<br />
über den Archäomagnetismus wurde ein neues<br />
Berufsfeld für Geophysiker erschlossen.<br />
Besonders hervorzuheben ist Prof. Soffels herausragender<br />
Beitrag zum „Kontinentalen Tiefbohrprogramm<br />
KTB der Bundesrepublik<br />
Deutschland“. Hier hat er mit seinem Institut<br />
nicht nur wesentliche Beiträge zur Vorerkundung<br />
der Bohrlokation in der Oberpfalz geleistet,<br />
sondern auch in hohem Maße Verantwortung<br />
getragen für die Entwicklung neuartiger<br />
Messgeräte für das KTB-Feldlabor sowie für<br />
die Durchführung und Auswertung gesteinsphysikalischer<br />
Untersuchungen an Bohrkernen<br />
und Bohrklein. In vielfältigen Kooperationen<br />
mit anderen Arbeitsgruppen ist so eine weltweit<br />
einmalige Datenbasis entstanden, die noch<br />
lange als Referenz und Fundus für neue Forschungsarbeiten<br />
der Gesteinsphysik dienen<br />
kann.<br />
Als Hochschullehrer ist Herr Soffel nach wie<br />
vor aktiv, und dies nicht nur in München. Immer<br />
bereit zu helfen, wenn sich personelle<br />
Engpässe auftun, hat er gerade in diesen Tagen<br />
wieder an einem Blockkurs „Angewandte Geophysik“<br />
für die Studierenden der Geologie in<br />
Erlangen mitgewirkt, nicht zuletzt aus der Überzeugung<br />
und Erfahrung heraus, dass solche<br />
Lehrexporte durch starke Institute besser geeignet<br />
sind, die Stabilität des Faches Geophysik<br />
zu sichern, als ihre Zersplitterung in kleine<br />
Abteilungen an vielen Standorten.<br />
Mit mehreren Projekten ist Prof. Soffel auch<br />
weiterhin in der Forschung aktiv, insbesondere<br />
im Rahmen des von ihm gemeinsam mit Prof.<br />
Glaßmeier, Braunschweig, initiierten und koordinierten<br />
DFG-Schwerpunktprogramms<br />
„Erdmagnetische Variationen“.<br />
Beim Stichwort DFG darf nun ein weiteres<br />
Verdienst von Prof. Soffel nicht unerwähnt<br />
bleiben; es ist das des gewählten langjährigen<br />
Fachgutachters der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />
für das Fach Geophysik und des<br />
Abschlussgutachters für die Fächer Geophysik<br />
und Geodäsie. Von 1980 bis 2000 hat Prof.<br />
Soffel diese arbeitsreichen und verantwortungsvollen<br />
Ehrenämter wahrgenommen und<br />
dafür große Teile seiner knapp bemessenen<br />
Freizeit geopfert. Die Wissenschaftsgemeinde<br />
hat es ihm in der ihr eigenen Art gedankt:<br />
durch mehrfache Wiederwahl sowie durch Bestellung<br />
in weitere hochrangige Gutachter-,<br />
Beratungs- und Evaluierungsgremien. In diesem<br />
Zusammenhang darf gerade hier in Graz<br />
auch Prof. Soffels Gutachtertätigkeit für den<br />
österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen<br />
Forschung FWF und seine von<br />
den österreichischen Kollegen hochgeschätzte<br />
Unterstützung beim Aufbau des Paläomagnetik-Labors<br />
Gams der Montanuniversität Leoben<br />
erwähnt werden.<br />
Für seine Mitarbeiter und Kollegen war und ist<br />
es immer wieder verblüffend, mit welcher<br />
Selbstverständlichkeit Prof. Soffel sein enormes<br />
Arbeitspensum bewältigte. Dazu kamen ja<br />
noch seine Tätigkeiten als Institutsleiter und<br />
über viele Jahre als Dekan sowie als Prorektor<br />
der Universität München. Soffel kommentierte<br />
DGG Mittlg. 2/<strong>2005</strong> 15