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Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums

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Waren die Assyrer grausam?<br />

Assyrien zu ersparen 30 , oder wenn der fe<strong>in</strong>dliche Anführer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Angst<br />

schon <strong>von</strong> sich aus Selbstmord beg<strong>in</strong>g. 31<br />

Wer die entsprechende Gefühllosigkeit besaß, konnte aber auch noch auf<br />

andere Weise se<strong>in</strong>e eigenen Leute auf Kosten <strong>des</strong> Gegners schonen. Damals<br />

wie zu allen Zeiten galt, dass sich die physische Niederr<strong>in</strong>gung <strong>des</strong><br />

Gegners erübrigt, wenn es auf andere Weise gel<strong>in</strong>gt, ihn entweder <strong>von</strong> der<br />

Aussichtslosigkeit weiteren Widerstan<strong>des</strong> zu überzeugen oder eben da<strong>von</strong>,<br />

dass <strong>des</strong>sen Fortsetzung e<strong>in</strong>en allzu hohen Preis fordern werde. Der<br />

unmittelbare Nutzen exzessiver Grausamkeit kann dar<strong>in</strong> bestehen, eben<br />

diesen Preis <strong>in</strong> unerträgliche Höhen h<strong>in</strong>aufzutreiben.<br />

In assyrischen Quellen wird sehr oft beschrieben <strong>und</strong> ist im <strong>Bild</strong> zu sehen,<br />

dass Untertanen <strong>des</strong> Gegners vor <strong>des</strong>sen Festung oder Stadt gepfählt<br />

wurden. Würde man dabei zunächst an nachträgliche Bestrafungen im<br />

Anschluss an die bereits geglückte Eroberung denken, so liegt doch der<br />

Verdacht nahe, dass es sich dabei ebensogut um die Auswirkungen e<strong>in</strong>er<br />

Methode handeln könnte, die schon während der Belagerung selbst zum<br />

E<strong>in</strong>satz kam <strong>und</strong> dazu verhelfen sollte, diese zu beschleunigen. 32 Das<br />

Vorgehen ließe sich folgendermaßen rekonstruieren: Beim Erreichen der<br />

fe<strong>in</strong>dlichen Stadt oder Festung fange man alles Volk zusammen, das sich<br />

nicht rechtzeitig h<strong>in</strong>ter den Mauern <strong>in</strong> Sicherheit hat br<strong>in</strong>gen können,<br />

<strong>und</strong> hoffe darauf, dass sich unter den Gefangenen nur ja recht viele Verwandte<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e der Verteidiger bef<strong>in</strong>den. Als dann kündige man an,<br />

dass bei Fortsetzung <strong>des</strong> Widerstan<strong>des</strong> jeden Tag e<strong>in</strong>e Gruppe willkürlich<br />

ausgesuchter Gefangener vor den Augen der Verteidiger gepfählt werde –<br />

nicht alle auf e<strong>in</strong>mal, denn damit würde sich der Erpresser ja se<strong>in</strong>es Druckmittels<br />

berauben, sondern nach <strong>und</strong> nach – dass man jedoch im gleichen<br />

30 S. Yamada [2000] S. 366 bzw. S. 377 Appendix D ii, 78–80; A. Fuchs [1994] S. 324 Ann. 210–<br />

213.<br />

31 A. Fuchs [1994] S. 291 Zyl. 27 bzw. S. 322 Ann. 164f.; R. Borger [1996] S. 235 A § 40 A IV,<br />

57–58, S. 242f. A § 62.<br />

32 Der Bericht über die Belagerung <strong>von</strong> Uppumu durch Asarhaddon bietet e<strong>in</strong> Beispiel dafür,<br />

dass man mit Pfählungen nicht erst im Anschluss an den erfolgreichen Abschluss <strong>von</strong> Kampfhandlungen<br />

begann. In diesem Falle hat man die gefangenen Krieger, die den Assyrern während e<strong>in</strong>es<br />

misslungenen Ausfalles <strong>in</strong> die Hände geraten waren, noch vor dem ersten eigenen Sturmversuch<br />

um die Stadt herum gepfählt (R. Borger [1967] S. 104 II, 11).<br />

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