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Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums

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Waren die Assyrer grausam?<br />

selbst die absur<strong>des</strong>ten Anmaßungen zu allseits <strong>von</strong> den Untertanen gebetsartig<br />

beteuerter Wahrheit <strong>und</strong> Gewissheit zu werden. Der assyrische<br />

König wurde nicht vergöttlicht <strong>und</strong> sah sich nicht als Gott. Er konnte Leben<br />

weder erschaffen noch verlängern, selbst se<strong>in</strong> eigenes nicht. Aber er<br />

hatte die Macht, die Existenz anderer Lebewesen zu vernichten, er konnte<br />

töten. Diese Fähigkeit <strong>des</strong> Königs zu töten ist es, die wie e<strong>in</strong> blutroter Faden<br />

alle assyrischen Erfolgsberichte durchzieht, auf sie wird beständig h<strong>in</strong>gewiesen,<br />

an sie wird er<strong>in</strong>nert, sie wird verherrlicht. 37<br />

Der König wird mit dem Löwen verglichen, 38 doch <strong>in</strong>dem er auf se<strong>in</strong>en<br />

Hofjagden dieses gefährlichste <strong>und</strong> größte Raubtier zur Strecke br<strong>in</strong>gt,<br />

stellt er unter Beweis, dass er selbst noch viel größer <strong>und</strong> gefährlicher ist. 39<br />

Der König ist das tödlichste aller Geschöpfe, er alle<strong>in</strong> entscheidet über die<br />

Menge der Opfer <strong>und</strong> die Art ihres To<strong>des</strong>. Er tötet Menschen im Krieg,<br />

Tiere auf der Jagd <strong>und</strong> sogar Pflanzen <strong>in</strong> dem er im Fe<strong>in</strong><strong>des</strong>land Ernte,<br />

Palmenha<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Wälder vernichten lässt. 40 Die Fähigkeit zu töten war<br />

die eigentliche <strong>und</strong> sehr persönlich gedachte Gr<strong>und</strong>lage der königlichen<br />

Macht. Wer sich e<strong>in</strong>em Menschen gegenübersieht, den es nicht mehr als<br />

e<strong>in</strong>e lässige Handbewegung kostet, um die entsetzlichsten To<strong>des</strong>strafen zu<br />

verhängen, wird sich wohl hüten, die göttliche Erwähltheit se<strong>in</strong>es Gegenübers<br />

<strong>in</strong> Zweifel zu ziehen, zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t, solange er sich <strong>in</strong> <strong>des</strong>sen Reichweite<br />

bef<strong>in</strong>det.<br />

Die Götter legitimierten die Handlungen <strong>des</strong> Herrschers, doch entschied<br />

über die Methoden alle<strong>in</strong> er. Nirgendwo verlautet etwas <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em direkten<br />

Befehl der Götter, jemanden zu pfählen oder zu häuten. Und nirgendwo<br />

f<strong>in</strong>den wir, dass die Götter e<strong>in</strong> To<strong>des</strong>urteil aufgehoben hätten:<br />

Strafe <strong>und</strong> Gnade gehen alle<strong>in</strong> vom König aus, die Götter schmälern se<strong>in</strong>e<br />

Fähigkeit zu töten nicht.<br />

37 In den eigentlichen Epitheta wird sie jedoch selten explizit angesprochen, e<strong>in</strong> Beispiel bietet<br />

allenfalls A. Liv<strong>in</strong>gstone [1989] <strong>Text</strong> 25 S. 58r. I, 3’–4’, wo Assurbanipal angesprochen wird als »der<br />

mächtige König der Länder, [<strong>des</strong>sen] Berührung (den) Tod (bedeutet).«<br />

38 C. E. Watanabe [2002] S. 42ff.<br />

39 Auch das neuassyrische Königssiegel zeigt den Herrscher als Löwen tötenden Helden, siehe<br />

S. M. Maul [1995].<br />

40 Siehe H. D. Galter [1989] S. 237–241.<br />

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