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Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums

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Andreas Fuchs<br />

Hier gilt es darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass wir den Großteil unserer Informationen<br />

aus den offiziellen Inschriften der Könige ziehen. Diese beschreiben<br />

nicht die Geschichte <strong>des</strong> assyrischen Reiches oder der Dynastie, <strong>und</strong> auch<br />

nicht die Geschichte <strong>des</strong> assyrischen Volkes. Ihr ganzer S<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Zweck<br />

besteht dar<strong>in</strong>, den gerade regierenden Herrscher, se<strong>in</strong>e Taten <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Macht zu rühmen. Abgesehen da<strong>von</strong>, dass die assyrische Gesellschaft<br />

Vergewaltigung nicht als Heldentat bewertete, gehörte dies zur Kategorie<br />

nicht autorisierter, eigenmächtiger Handlungen, <strong>und</strong> ihre Erwähnung<br />

musste schon <strong>des</strong>halb unterbleiben, weil die <strong>Text</strong>e stets bemüht s<strong>in</strong>d, die<br />

Fiktion der totalen Kontrolle <strong>des</strong> Herrschers über Reich <strong>und</strong> Heer aufrechtzuerhalten.<br />

Wir sehen vermittels dieser Quellen eben nur jenen Ausschnitt<br />

<strong>des</strong> Geschehens, den wir sehen sollen, der als überliefernswert galt.<br />

E<strong>in</strong> getreuliches Abbild der Wirklichkeit zu bieten, lag niemals <strong>in</strong> der Intention<br />

der Verfasser.<br />

E<strong>in</strong> Gesamtkatalog der <strong>in</strong>schriftlich belegbaren Greuelszenen wäre aus<br />

diesen Gründen zwangsläufig unvollständig. Das tatsächliche Ausmaß<br />

der assyrischen Untaten quantitativ auch nur annähernd bestimmen zu<br />

wollen, ist s<strong>in</strong>nlos. Wir dürfen aber festhalten, dass die Assyrer gar nicht<br />

so schlimm waren, wie sie sich selber dargestellt haben – sie waren höchst<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich noch weit schlimmer.<br />

Was die praktizierten Methoden anlangt, so wies die Grausamkeit der Assyrer<br />

e<strong>in</strong>e vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Variationsbreite auf. Von wenigen Ausnahmen<br />

abgesehen, überwiegen <strong>in</strong> den assyrischen Inschriften vor allem<br />

zwei H<strong>in</strong>richtungsarten, nämlich das Pfählen <strong>und</strong> das Sch<strong>in</strong>den, d. h. das<br />

bereits erwähnte Abziehen der Haut. 12 Häufig ist auch vom Abschneiden<br />

<strong>von</strong> Köpfen die Rede, doch wird man <strong>in</strong> den allermeisten Fällen im Unklaren<br />

darüber gelassen, ob damit die eigentliche To<strong>des</strong>ursache geme<strong>in</strong>t ist,<br />

denn das assyrische Militär hatte die Angewohnheit, die Köpfe der getöteten<br />

Gegner als Trophäen zu sammeln. 13 Als tatsächliche H<strong>in</strong>richtungs-<br />

12 Entsprechend den jeweiligen besonderen Schwierigkeiten bei der bildlichen Umsetzung ist<br />

auf Reliefdarstellungen im Falle <strong>des</strong> Pfählens stets nur das Ergebnis, jedoch nie der Vorgang, im<br />

Falle <strong>des</strong> Häutens stets nur der Vorgang, aber nie das Endprodukt zu sehen.<br />

13 Zur Darstellung abgeschlagener Köpfe<strong>in</strong> der Kunst <strong>des</strong> Alten Orients siehe R. Dolce<br />

[2003].<br />

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