04.01.2013 Aufrufe

Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums

Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums

Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Andreas Fuchs<br />

Auch Nabû-šumu-ēreš hatte diesen Eid geleistet, <strong>und</strong> da er ihn gebrochen<br />

hatte, war es nur folgerichtig, das Wort <strong>in</strong> die Tat umzusetzen. 102<br />

Ungewöhnlich <strong>in</strong> der Beschreibung, aber gleichfalls nicht neu war die<br />

H<strong>in</strong>richtungsart, die das Martyrium <strong>des</strong> Dunanu beendete:<br />

<strong>Text</strong> 11) Dunanu, den Sohn <strong>des</strong> Bēl-iqīša <strong>von</strong> Gambulu, der an<br />

me<strong>in</strong>er königlichen Macht gerüttelt hatte, schlachtete ich wie e<strong>in</strong><br />

Schaf auf der Schlachtbank (na.tbāhu) <strong>und</strong> schnitt ihm se<strong>in</strong>e Gliedmaßen<br />

ab. 103<br />

Der Vergleich der H<strong>in</strong>richtung mit dem Schlachten e<strong>in</strong>es Schafes ist e<strong>in</strong>deutliches<br />

Indiz dafür, dass hier wiederum e<strong>in</strong> Eidbruch geahndet worden<br />

ist, <strong>in</strong>dem man erneut e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>stere, für den Fall <strong>des</strong> Eidbruches ausgesprochene<br />

Verwünschung wörtlich umgesetzt hat. Derselbe Vertragstext, der<br />

Eidbrüchigen nebst anderem auch das Mahlen der Knochen durch die<br />

eigenen K<strong>in</strong>der androhte, welches Schicksal, wie wir gesehen haben, die<br />

Söhne <strong>des</strong> Nabû-šumu-ēreš ereilte, enthält auch die folgende Passage, die<br />

jede Unklarheit darüber beseitigt, was man sich konkret darunter vorzustellen<br />

hat, wenn jemand ›wie e<strong>in</strong> Schaf‹ geschlachtet wurde. Demnach<br />

ist Dunanu wohl ausgedärmt worden, denn die Drohung lautet:<br />

<strong>Text</strong> 12) So wie man jungen Schafböcken <strong>und</strong> Schafen, männlichen<br />

<strong>und</strong> weiblichen Lämmern (den Bauch) aufschlitzt, so dass sich ihre<br />

Gedärme um ihre Füße schl<strong>in</strong>gen – genau so sollen sich Eure Gedärme<br />

<strong>und</strong> die Gedärme Eurer Söhne <strong>und</strong> Töchter um Eure Füße<br />

schl<strong>in</strong>gen! 104<br />

102 R. Borger [1996] S. 223 B § 29 B IV, 62–71 (Vorgeschichte mit H<strong>in</strong>weis auf den gebrochenen<br />

Eid <strong>und</strong> den Umstand, dass der vorzeitige Tod <strong>des</strong> Eidbrüchigen nicht ausgereicht hatte, den<br />

Zorn der Götter zu besänftigen), S. 228 F § 15 mit A III, 62–64 (Überführung der Söhne nebst der<br />

Gebe<strong>in</strong>e nach Assyrien), B § 41 B VI, 93–VII, 2 (Durchführung der Strafe). Die Szene ist auf e<strong>in</strong>em<br />

Relief <strong>des</strong> Saales 33 <strong>des</strong> Südwestpalastes zusehen, siehe O. Kael<strong>in</strong> [1999] Übersicht 1 Szene 4 bzw.<br />

R. D. Barnett et al. [1998] Pl. 289 oben <strong>und</strong> J. M. Russell [1999] S. 177 Fig. 60.<br />

103 R. Borger [1996] S. 303f. Nr. 29 bzw. O. Kael<strong>in</strong> [1999] S. 119 TD A1 19. Siehe auch R. Borger<br />

[1996] S. 108 G3 I’ 7’ <strong>und</strong> unten <strong>Text</strong> 14.<br />

104 S. Parpola, K. Watanabe [1988] Nr. 6 S. 52 § 70.<br />

106

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!