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Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums

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Andreas Fuchs<br />

schweigen vom Quellenbestand der neuassyrischen Epoche <strong>in</strong>sgesamt –<br />

die beiden e<strong>in</strong>zigen derart langen <strong>und</strong> detaillierten Schilderungen dieser<br />

Art dar. Die beiden folgenden <strong>Text</strong>e entsprechen eher dem Üblichen:<br />

<strong>Text</strong> 3. a) Nabû-ušabši, (den Herrscher) <strong>von</strong> Bīt-Šilāni, besiegte ich<br />

nahe bei se<strong>in</strong>er Stadt Sarrabanu, ich pfählte ihn vor dem Tor se<strong>in</strong>er<br />

Stadt <strong>und</strong> ließ se<strong>in</strong> Land dabei zusehen. 5<br />

<strong>Text</strong> 3. b) Ich zerstörte Bīt-Šilāni <strong>und</strong> Bīt-Sa‘alli vollständig. Ihre<br />

Könige Nabû-ušabši <strong>und</strong> Zaqiru nahm ich gefangen. 6<br />

Obwohl sich, verglichen mit den <strong>Text</strong>en 1 <strong>und</strong> 2, die Schlächterei hier noch<br />

vergleichsweise <strong>in</strong> Grenzen hält, zieht die Erwähnung e<strong>in</strong>er To<strong>des</strong>art wie<br />

der <strong>des</strong> Pfählens sofort <strong>und</strong> restlos die gesamte Aufmerksamkeit <strong>des</strong> modernen<br />

Lesers auf sich, zumal, wenn er mit derlei zum ersten Mal konfrontiert<br />

wird. Er wird fast unausweichlich zu dem Schluss gelangen, dass die<br />

eigentliche Botschaft e<strong>in</strong>es solchen <strong>Text</strong>abschnittes <strong>in</strong> der Mitteilung der<br />

H<strong>in</strong>richtungsart bestehe. Für die <strong>Text</strong>e 1 <strong>und</strong> 2 trifft dies zu, da deren Beschreibungen<br />

sehr lang <strong>und</strong> ausführlich s<strong>in</strong>d, nicht aber für <strong>Text</strong> 3. a. Aus<br />

dem Vergleich mit <strong>Text</strong> 3. b, der dasselbe Ereignis beschreibt, geht vielmehr<br />

hervor, dass <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Gefangennahme, d. h. die endgültige<br />

Ausschaltung <strong>des</strong> Gegners <strong>in</strong>teressierte. Dass dieser e<strong>in</strong>en schrecklichen<br />

Tod f<strong>in</strong>den würde, war <strong>von</strong> vornhere<strong>in</strong> klar <strong>und</strong> musste nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

mitgeteilt werden.<br />

Über die drei Jahrh<strong>und</strong>erte h<strong>in</strong>weg, <strong>in</strong> denen das neuassyrische Reich existierte,<br />

verteilen sich die Quellen sehr ungleichmäßig. Nicht jeder Herrscher<br />

kam dazu, sich zu verewigen <strong>und</strong> es ist natürlich auch vom Zufall abhängig,<br />

welche der e<strong>in</strong>st vorhandenen <strong>Text</strong>e <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>er erhalten geblieben<br />

<strong>und</strong> bislang aufgef<strong>und</strong>en worden s<strong>in</strong>d.<br />

Was Grausamkeit <strong>und</strong> ihre Darstellung anlangt, stechen zwei Könige ganz<br />

besonders hervor: Assurnasirpal II. (883–859 v. Chr.), dem wir die <strong>Text</strong>e<br />

1 <strong>und</strong> 2 verdanken, <strong>und</strong> Assurbanipal (669–631 v. Chr.), auf den weiter<br />

5 H. Tadmor [1994] S. 160 Summ. 7:15–16, vgl. S. 122 Summ. 1:9–10.<br />

6 H. Tadmor [1994] S. 194 Summ. 11:12.<br />

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