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Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums

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Andreas Fuchs<br />

überdies, dass der König <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> Grausamkeit ausschließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

legitimen, <strong>von</strong> den Göttern gebilligten Rahmen angewendet habe, <strong>und</strong><br />

dass diejenigen, die es getroffen habe, die ihnen zugefügten Qualen verdientermaßen<br />

erlitten.<br />

Zeigen die abgebildeten <strong>Gewalt</strong>szenen der Reliefs somit nichts anderes als<br />

die ordnungsgemäße Bestrafung <strong>von</strong> Verbrechern, so durfte der Auftraggeber<br />

vom zeitgenössischen Betrachter – <strong>und</strong> alle<strong>in</strong> <strong>des</strong>sen Empf<strong>in</strong>den<br />

konnte ja Berücksichtigung f<strong>in</strong>den – nichts anderes als ungeteilte Zustimmung<br />

erwarten. Die ausdrücklich beanspruchte Legitimität der Vorgänge<br />

zeigt außerdem, dass die Strafen, so sehr sie den heutigen Leser oder Betrachter<br />

abstoßen mögen, nach Art <strong>und</strong> Maß <strong>von</strong> den Zeitgenossen nicht<br />

als übermäßige Exzesse empf<strong>und</strong>en worden se<strong>in</strong> können, denn das hätte<br />

den gewünschten E<strong>in</strong>druck der Rechtmäßigkeit sofort zunichte machen<br />

müssen. Mith<strong>in</strong> verraten also die assyrischen Reliefs ebenso wie die erzählenden<br />

Inschriften sehr viel über die E<strong>in</strong>stellung der erwarteten Betrachter<br />

bzw. Leser, denn sie waren offensichtlich für Menschen gedacht, deren<br />

Mitleid nicht gr<strong>und</strong>sätzlich jedem leidenden Mitmenschen zuteil wurde,<br />

sondern bestimmte Personen- bzw. Täterkreise ausdrücklich ausnahm.<br />

Nach den obigen Ausführungen zur Rechtspflege kann das nicht weiter<br />

überraschen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist auch die Vermutung zurückzuweisen, die Könige<br />

hätten ihre Paläste vor allem <strong>des</strong>halb mit Kampf- <strong>und</strong> H<strong>in</strong>richtungsszenen<br />

geschmückt, um zu Besuch weilenden abhängigen Fürsten <strong>und</strong> ausländischen<br />

Gesandten e<strong>in</strong>en Schrecken e<strong>in</strong>zujagen, so dass diese aus Angst<br />

gefügig blieben. Wenn überhaupt, so kann dies allenfalls e<strong>in</strong> nachrangiger<br />

oder nebensächlicher Effekt gewesen se<strong>in</strong>. Wenn man die mögliche Wirkung<br />

gewaltträchtiger Reliefbilder auf auswärtige Besucher erwägt, so ist<br />

dabei viel eher an die sehr wichtige Gruppe derjenigen zu denken, die an<br />

den Hof kamen, weil sie den Schutz e<strong>in</strong>es Mächtigen suchten <strong>und</strong> nun<br />

hofften, im assyrischen König den geeigneten Beschützer gef<strong>und</strong>en zu<br />

haben.<br />

Diese Gruppe der Schutz- <strong>und</strong> Hilfesuchenden, seien es Herrscher, die<br />

ihr Reich bereits an Fe<strong>in</strong>de oder Rivalen verloren hatten oder Gesandte<br />

solcher Könige, die sich <strong>in</strong> der Gefahr sahen, alle<strong>in</strong> auf sich gestellt dieses<br />

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