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Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums

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Waren die Assyrer grausam?<br />

Schicksal <strong>in</strong> Bälde teilen zu müssen – identifizierte sich selbstverständlich<br />

nicht mit den dargestellten Opfern, sondern erstrebte Gewissheit darüber<br />

zu erlangen, dass der Tribut, den der künftige Oberherr im Anschluss an<br />

se<strong>in</strong>e Hilfeleistung unvermeidlich verlangen würde, nicht etwa an e<strong>in</strong>en<br />

Schwachen <strong>und</strong> Unwürdigen verschwendet sei. Für sie waren die <strong>Bild</strong>er<br />

<strong>von</strong> Krieg <strong>und</strong> H<strong>in</strong>richtung nicht Abschreckung, sondern Reklame, dazu<br />

geeignet, etwa noch vorhandene Befürchtungen zu zerstreuen. Die <strong>von</strong><br />

den Greuelbildern vermittelte Botschaft war <strong>in</strong> ihrem Falle ganz <strong>und</strong> gar<br />

positiv <strong>und</strong> ließe sich vielleicht folgendermaßen <strong>in</strong> Worte fassen: Das ist<br />

doch mal e<strong>in</strong> Herrscher, der die Se<strong>in</strong>en zu schützen weiß! Sieh doch nur,<br />

wie der mit se<strong>in</strong>en Fe<strong>in</strong>den umspr<strong>in</strong>gt! Wenn auch Du erst e<strong>in</strong>mal unter<br />

se<strong>in</strong>em Schutz stehst, dann wird er mit all denen, die Dich jetzt bedrängen,<br />

auf genau dieselbe Weise kurzen Prozess machen! Da ist das bisschen<br />

Tribut, dass Du ihm als Gegenleistung zu entrichten hast, doch nun wirklich<br />

nicht zuviel verlangt!<br />

Im Ergebnis hat sich die aus unserem heutigen Empf<strong>in</strong>den getroffene Feststellung,<br />

die Assyrer seien grausam gewesen, als durchaus zutreffend erwiesen.<br />

Aber wir haben gute Gründe anzunehmen, dass uns die assyrischen<br />

Könige <strong>und</strong> deren Untertanen <strong>in</strong> diesem Punkt vehement widersprochen<br />

hätten. Sie würden dabei wohl auf die Legitimität ihres Handelns <strong>und</strong> auf<br />

die Notwendigkeit h<strong>in</strong>gewiesen haben, die königliche Macht zum Wohle<br />

der Welt durchsetzen zu müssen. Und sie hätten vielleicht auch damit argumentiert,<br />

dass an ihren Methoden ganz <strong>und</strong> gar nichts Außergewöhnliches<br />

sei, dass man sich ihrer vielmehr überall bediene, <strong>und</strong> dass der Gegensatz<br />

zwischen ihnen <strong>und</strong> ihren fe<strong>in</strong>dlichen Nachbarn doch schlicht <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>fach dar<strong>in</strong> bestünde, dass sich ihnen aufgr<strong>und</strong> der schier unermesslichen<br />

Machtfülle ihres Herrschers eben viel häufiger Gelegenheit biete,<br />

Verbrecher zur Verantwortung ziehen zu können, als dies schwächeren<br />

Königen möglich sei. Vollends verblüfft, ja befremdet aber wären sie über<br />

die Vorstellung gewesen, jemand könne ihre Art <strong>und</strong> Weise, mit Gesetzesbrechern,<br />

Fe<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Rebellen zu verfahren, gr<strong>und</strong>sätzlich verdammen,<br />

h<strong>in</strong>gen sie selbst doch der festen Überzeugung an, dass solche Leute sich<br />

selber <strong>in</strong>s Unrecht setzten <strong>und</strong> ihnen folglich nur das zuteilwurde, was sie<br />

verdienten. Wäre es <strong>des</strong>halb gerechtfertigt, die Assyrer als unmenschlich,<br />

viehisch bzw. bestialisch zu beschimpfen? Wohl nicht, denn erstens gibt<br />

es ke<strong>in</strong> Tier, das zu Handlungen wie den oben beschriebenen fähig wäre,<br />

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