literatur & film - Auslandsösterreicher-Weltbund
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österreicher am ceRn<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
wissenschaft<br />
Bericht des Instituts für Hochenergiephysik, Österreichische Akademie der Wissenschaften<br />
und Technische Universität, Wien.<br />
ERN ist die Europäische Forschungs-<br />
C einrichtung für Elementarteilchenphysik.<br />
Sein „Forschungs-Campus“, vergleichbar<br />
mit einem Universitäts-Campus<br />
einer größeren amerikanischen Universität,<br />
liegt außerhalb von Genf, beiderseits<br />
der schweizerisch-französischen Grenze.<br />
Die riesigen Forschungsanlagen (siehe<br />
Abbildung) sind allerdings unsichtbar, da<br />
ca. 100 Meter unter der Erdoberfläche angelegt.<br />
Die 2.500 CERN-Angestellten haben<br />
hauptsächlich die Aufgabe, die für die<br />
Teilchenphysik notwendigen Forschungsanlagen<br />
(,Teilchenbeschleuniger‘ und Infrastrukturen,<br />
Rechenzentren, Werkstätten,<br />
Testanlagen …) zu entwickeln, aufzubauen<br />
und zu betreiben. Diese Forschungsanlagen<br />
werden von ca. 6.000 Physikern<br />
aus den 20 europäischen CERN-Mitgliedsstaaten<br />
sowie von mehr als 3.500<br />
Wissenschaftlern aus weiteren 40 Nationen<br />
benützt. Augenblicklich sind mehr als<br />
180 Österreicher an den CERN-Programmen<br />
beteiligt.<br />
Am CERN wird hauptsächlich „Grundlagenforschung“<br />
betrieben: Die bekannten<br />
Naturgesetze werden überprüft und auf<br />
neuen Anwendungen getestet. Der Aufbau<br />
der Materie, die Kräfte zwischen den<br />
Der Large Hadron<br />
Collider des europäischen<br />
Forschungszentrums<br />
CERN bei Genf. Der<br />
Teilchenbeschleuniger<br />
mit einem Umfang von<br />
27 km befindet sich rund<br />
100 Meter unter der Erde.<br />
An vier Punkten (ATLAS,<br />
ALICE, CMS, LHC-B)<br />
werden die Atomkerne von<br />
Wasserstoff oder Blei zum<br />
Zusammenprall gebracht,<br />
um neue Teilchen und<br />
Kräfte zu finden und zu<br />
untersuchen.<br />
kleinsten Bausteinen der Materie, werden<br />
untersucht: Der Mensch agiert als Forscher,<br />
als Entdecker. Darüber hinaus bildet<br />
Grundlagenforschung die notwendige<br />
Basis für angewandte Forschung und für<br />
technologische Entwicklung. So wurden<br />
z. B. in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
die Grundlagen der Physik der Atome, der<br />
Quantenphysik und des Verhaltens der<br />
Materie im Schwerefeld (Relativitätstheorie)<br />
erarbeitet. Darauf aufbauend entwickelten<br />
sich die Technologien von Computern,<br />
Mobiltelefonen, GPS und für moderne<br />
Arzneien.<br />
In wenigen Monaten wird der Large Hadron<br />
Collider (LHC) den Betrieb aufnehmen. Es<br />
ist dies die größte „Entdeckungsmaschine“,<br />
die je gebaut wurde. Wir erwarten grundlegende<br />
neue Erkenntnisse: Wie erhalten die<br />
Materie-Bausteine ihre Masse? Wir kennen<br />
nur 20 Prozent der Materie in unserem Universum.<br />
Woraus bestehen die restlichen 80<br />
Prozent? Mit welchem subtilen „Trick“ der<br />
Natur (der Schöpfung?) blieb aus der anfänglich<br />
zu gleichen Teilen vorhandenen<br />
Materie und Antimaterie ein winziger<br />
Bruchteil Materie übrig, aus dem Galaxien,<br />
Sterne, Planeten und Leben entstanden?<br />
Dies sind einige der Fragen, die wir mit<br />
Christian W. Fabjan<br />
LHC beantworten wollen und die unser<br />
Verständnis vom Kosmos, von den Anfängen<br />
unserer Existenz vertiefen werden.<br />
Diese Spitzenforschung benötigt neue<br />
Spitzentechnologie, die zusammen mit der<br />
europäischen Industrie entwickelt wird und<br />
häufig relativ schnell auch der Gesellschaft<br />
Nutzen bringt. Das World Wide Web wurde<br />
vor 20 Jahren am CERN entwickelt: zum<br />
Informationsaustausch zwischen Forscher-<br />
Teams. Heute ist das WWW nicht mehr<br />
aus unserem Leben und der Wirtschaft<br />
wegzudenken. Technologien der Teilchenphysik<br />
und der Beschleuniger finden Anwendungen<br />
in medizinischen Diagnostik-<br />
Apparaturen (Positron Emission und Kernspin-Tomographen).<br />
Ein österreichisches<br />
Team entwickelt, aufbauend auf CERN-<br />
Beschleunigertechnologie, den weltweit<br />
modernsten medizinischen Beschleuniger,<br />
den „MedAustron“, der ab 2014 bei Wr.<br />
Neustadt jährlich mehr als 1.000 Krebspatienten<br />
therapieren wird.<br />
CERN ist Europas größte Forschungsanlage,<br />
Brutstätte bahnbrechender neuer<br />
Technologien sowie Elite-Ausbildungsstätte<br />
in Physik und Technologien für den<br />
Nachwuchs. Seit 55 Jahren demonstriert<br />
CERN, wie Forschung Völker verbindet. �<br />
Zur Person<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.<br />
Christian W. Fabjan ist<br />
Professor für experimen-<br />
telle Teilchenphysik an<br />
der TU Wien. Nach sei-<br />
ner wissenschaftlichen<br />
Karriere am CERN hat er die Leitung des<br />
Institutes für Hochenergiephysik der Österr.<br />
Akademie der Wissenschaften übernom-<br />
men. Das Wiener Institut ist sowohl am<br />
CERN-LHC-Programm als auch am KEK in<br />
Japan führend beteiligt.<br />
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