Rio+20 Report - Terre des Hommes
Rio+20 Report - Terre des Hommes
Rio+20 Report - Terre des Hommes
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Jens Martens | Rio + 20<br />
24<br />
Das hochrangige Panel zu globaler Nachhaltigkeit <strong>des</strong> UN-Generalsekretärs<br />
Kasten 3<br />
Im August 2010 rief der Generalsekretär der Vereinten Nationen das High Level Panel on Global Sustainability ins Leben.<br />
Es besteht aus 22 bedeutenden Persönlichkeiten – von Gro Harlem Brundtland über Gunilla Carlsson, der schwedischen<br />
Entwicklungsministerin, bis zu Luisa Dias Diogo, der Premierministerin von Mosambik. Den Vorsitz teilen sich Tarja Halonen,<br />
die Präsidentin Finnlands, und Jacob Zuma, der Präsident Südafrikas.<br />
Die ambitionierte Aufgabe <strong>des</strong> Panels lautete, eine „neue Blaupause“ für eine nachhaltige Zukunft unseres Planeten zu entwerfen.<br />
Klimawandel, Wasserknappheit, der Verlust an Biodiversität, die Zerstörung <strong>des</strong> Ökosystems sowie sich wandelnde<br />
Konsumgewohnheiten und Altersverteilungen erforderten neue Entwicklungsansätze. Diese Ansätze sollen auf einer Ökonomie<br />
aufbauen, die sich durch niedrigen CO 2 -Ausstoß, ökologische Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit auszeichnet.<br />
Am 30. Januar 2012 hat das Panel seinen Bericht vorgestellt. Dessen Ergebnisse sollen nun in zwischenstaatliche Prozesse<br />
eingespeist werden, unter anderem in die Vorbereitungen auf die <strong>Rio+20</strong>-Konferenz sowie die 18. Vertragsstaatenkonferenz<br />
der Klimarahmenkonvention Ende November 2012 in Doha, Katar.<br />
Der Bericht <strong>des</strong> Panels enthält neben einer Analyse der bestehenden Probleme konkrete Empfehlungen zu deren Behebung.<br />
Diese reichen von der Aufforderung, schädliche Subventionen abzubauen, bis hin zu Reformen der internationalen Institutionen.<br />
Dazu schlägt das Panel u.a. die Stärkung von UNEP und die Formulierung globaler Nachhaltigkeitsziele vor. Damit<br />
nimmt es einige der möglichen Ergebnisse der <strong>Rio+20</strong> Konferenz vorweg.<br />
Weitere Informationen: www.un.org/gsp<br />
2. Stärkung der globalen Institutionen für nachhaltige Entwicklung<br />
Während sich die Regierungen mit dem Begriff der Green<br />
Economy auf UN-Ebene erst im Vorbereitungsprozess zur<br />
<strong>Rio+20</strong>-Konferenz intensiver befassten, reichen ihre Auseinandersetzungen<br />
über den institutionellen Rahmen für nachhaltige<br />
Entwicklung min<strong>des</strong>tens bis zur ersten Rio-Konferenz<br />
1992 zurück. Substantielle Fortschritte sind seitdem allerdings<br />
kaum zu verzeichnen. Die diplomatischen Bemühungen um<br />
eine Stärkung der UN in den Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
waren von Fehlschlägen und politischen Blockaden geprägt.<br />
Umso mehr erstaunte es, dass die Regierungen dieses<br />
Thema unisono zum zweiten Schwerpunkt auf der <strong>Rio+20</strong>-<br />
Agenda erkoren. Die Unzufriedenheit mit den Schwächen und<br />
der Zersplitterung <strong>des</strong> Systems globaler Umweltgovernance<br />
hatte offensichtlich ein Ausmaß erreicht, das die Reformbereitschaft<br />
der Regierungen erhöhte.<br />
Die unendliche Reform-Geschichte der UN<br />
Die Chronologie der Bemühungen um eine Stärkung der UN<br />
im Umweltbereich reicht zurück bis in die 1970er und 1980er<br />
Jahre. Bereits damals gab es zahlreiche Vorschläge, UNEP politisch<br />
aufzuwerten und seinen Umweltfonds finanziell besser<br />
auszustatten. 100 Diese Bemühungen intensivierten sich im<br />
Vorfeld <strong>des</strong> Erdgipfels von Rio, führten dort aber nicht zum<br />
Durchbruch.<br />
Statt<strong>des</strong>sen einigten sich die Regierungen 1992 darauf, eine<br />
Kommission für nachhaltige Entwicklung (Commission on<br />
Sus tainable Development, CSD) als zentrales UN-Gremium<br />
zur Begleitung <strong>des</strong> Rio-Folgeprozesses zu gründen. 101 Sie<br />
war eine logische Konsequenz der Bemühungen, Umwelt-<br />
und Entwicklungsfragen in den Vereinten Nationen künftig<br />
integriert zu bearbeiten. Die ersten Jahrestagungen der CSD<br />
waren von Aufbruchstimmung, breiter Beteiligung zivilgesellschaftlicher<br />
Gruppen und hochrangigem politischen Engagement,<br />
etwa unter dem Vorsitz <strong>des</strong> damaligen Bun<strong>des</strong>umweltministers<br />
Klaus Töpfer 1994, geprägt.<br />
Rasch wurde jedoch deutlich, dass der politische Handlungsspielraum<br />
der CSD als funktionaler Kommission <strong>des</strong> schwachen<br />
Wirtschafts- und Sozialrates der UN (ECOSOC) gering<br />
blieb. Zudem verzettelte sich die Kommission im Rahmen ih-<br />
100 Vgl. z.B. die entsprechenden Vorschläge der Brundtland-Kommission in Hauff<br />
(1987), Kap. 12, 2.2.<br />
101 Vgl. www.un.org/esa/dsd/csd/csd_index.shtml.