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Rio+20 Report - Terre des Hommes

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Jens Martens | Rio + 20<br />

die jeweiligen Parlamente, notwendig. Dies wäre zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt allein schon wegen <strong>des</strong> Widerstands im<br />

US-Kongress nicht zu realisieren.<br />

Als realistische Optionen bleiben die Aufwertung der CSD zu<br />

einem Rat für Nachhaltige Entwicklung nach dem Vorbild <strong>des</strong><br />

UN-Menschenrechtsrates oder die Umwandlung <strong>des</strong> ECOSOC<br />

zu einem solchen Nachhaltigkeitsrat. 120<br />

Nach den Worten der brasilianischen Regierung wär der<br />

ECOSOC der natürliche Platz, um über Reformen im Bereich<br />

der Governance nachhaltiger Entwicklung nachzudenken. Sie<br />

schlägt vor:<br />

“<strong>Rio+20</strong> could launch a process to reform the ECOSOC so<br />

that the council could become the central forum for sustainable<br />

development discussions, treating the social, environmental<br />

and economic dimensions of the issue with an even<br />

hand and enjoying enough political backing to enable it to offer<br />

guidance and coordination to all the UN system’s actions<br />

in the field of sustainable development.“ 121<br />

Die G77 erwähnt dagegen in ihrer gemeinsamen Stellungnahme<br />

den Vorschlag eines Nachhaltigkeitsrates nicht, sondern<br />

belässt es bei dem üblichen Appell, ECOSOC und Generalversammlung<br />

als zentrale UN-Gremien anzuerkennen und<br />

zu stärken – ein Appell, der schon in der Vergangenheit wirkungslos<br />

blieb.<br />

Die USA beschränken ihre Forderungen, wie schon in Bezug<br />

auf UNEP, darauf, bestehende Institutionen zu stärken. Sie<br />

lehnen daher auch die Gründung eines neuen Nachhaltigkeitsrates<br />

ab. Es bleibt allerdings eine Interpretationsfrage,<br />

ob es sich bei einem Council on Sustainable Development um<br />

eine Neugründung oder lediglich die Weiterentwicklung von<br />

CSD bzw. ECOSOC handelte.<br />

Die EU legt sich in ihrer Position zu einem Nachhaltigkeitsrat<br />

nicht fest, sondern erklärt, dass sie in dieser Frage offen<br />

sei. Ihre endgültige Positionierung wird vom Verlauf der Verhandlungen<br />

bis zur <strong>Rio+20</strong>-Konferenz abhängen. Immerhin<br />

schließt sie die Schaffung eines solchen Rates nicht kategorisch<br />

aus.<br />

120 Wie ein solcher Rat aussehen und organisiert werden könnte, beschreiben<br />

Beisheim/Lode/Simon (2011).<br />

121 Vgl. Brazilian Government (2011).<br />

28<br />

Anders als die drei zentralen Verhandlungsakteure EU, G77<br />

und USA unterstützen einzelne Regierungen aus allen Regionen<br />

der Welt das Modell eines Nachhaltigkeitsrates. So<br />

sprechen sich beispielsweise die Regierungen Norwegens und<br />

Boliviens für einen solchen Rat als Ersatz für die jetzige CSD<br />

aus. Auch das Nachhaltigkeitspanel <strong>des</strong> UN-Generalsekretärs<br />

unter finnisch-südafrikanischem Vorsitz unterstützt diesen<br />

Vorschlag. Der neue Rat sollte die jetzige CSD ersetzen und<br />

direkt der UN-Generalversammlung als Nebenorgan unterstellt<br />

werden. Er sollte einen „Peer Review“-Mechanismus<br />

entwickeln, mit dem Regierungen wechselseitig ihre Nachhaltigkeitspolitik<br />

und die Einhaltung ihrer international eingegangenen<br />

Verpflichtungen überprüfen. 122<br />

Auch unter zivilgesellschaftlichen Organisationen gibt es breite<br />

Unterstützung für das Modell eines globalen Nachhaltigkeitsrates.<br />

So betont die Reflection Group on Global Development<br />

Perspectives (vgl. Kasten 4):<br />

“Adopting sustainable development as an overarching concept<br />

requires an apex institution that subsumes all other notions<br />

of development and can infuse the essence of rights and<br />

sustainability into the agenda of all developmental and environmental<br />

bodies. This institutional configuration of sustainable<br />

development must guide the work of global institutions<br />

in integrated decision-making, policy action, implementation<br />

and review. It cannot be left to ECOSOC. Many recommend<br />

a Sustainable Development Council directly reporting to the<br />

General Assembly on the lines of the Human Rights Council.<br />

(…) The new Sustainable Development Council should be<br />

equipped with a Universal Periodic Review mechanism so that<br />

all countries report on measures to achieve sustainable development,<br />

covering all relevant issues linked to human rights,<br />

trade, macroeconomic policy, the environment, financing and<br />

political participation. The UPR concept should be enhanced<br />

to consider information provided not only by governments,<br />

but also by other stakeholders, such as civil society and the<br />

private sector.“ 123<br />

Für das South Centre wäre eine starke UN-Organisation für<br />

nachhaltige Entwicklung das optimale Modell, aber in den<br />

nächsten zwanzig Jahren kaum durchsetzbar. Daher unterstützt<br />

auch der Think Tank der G77 als „Zwischenlösung” die<br />

Einrichtung eines UN-Nachhaltigkeitsrates neben dem weiterbestehenden<br />

ECOSOC, mit dem eine klare Arbeitsteilung<br />

vereinbart werden müsste. 124<br />

122 Vgl. United Nations Secretary-General’s High-level Panel on Global<br />

Sustainability (2012), Empfehlung 52 und 53.<br />

123 Reflection Group on Global Development Perspectives (2011), Pkt. 36–37.<br />

124 Vgl. South Centre (2011).

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