Rio+20 Report - Terre des Hommes
Rio+20 Report - Terre des Hommes
Rio+20 Report - Terre des Hommes
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
entgegenwirken und sie zum eindeutigen Maßstab ihrer<br />
politischen Entscheidungen machen.<br />
2. Unternehmensverantwortung verbindlich verankern.<br />
In Johannesburg hatten die Regierungen beschlossen,<br />
sowohl die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen<br />
(Corporate Social Responsibility, CSR) als auch<br />
ihre Rechenschaftspflicht (Corporate Accountability) u.a.<br />
„durch die volle Ausarbeitung und wirksame Umsetzung<br />
zwischenstaatlicher Übereinkünfte und Maßnahmen“ zu<br />
fördern. 174 Seitdem folgte die Politik fast ausnahmslos<br />
dem CSR-Pfad der freiwilligen Selbstverpflichtungen und<br />
Partnerschaften, während die zweite Komponente <strong>des</strong><br />
Johannesburg-Beschlusses sträflich vernachlässigt wurde.<br />
Regierungen sollten in Rio einen neuen Anlauf unternehmen,<br />
um Unternehmenspflichten international verbindlich<br />
zu kodifizieren. Dies schließt unter anderem Offenlegungs-<br />
und Berichtspflichten sowie ein umfassen<strong>des</strong><br />
internationales Haftungsrecht hinsichtlich ökologischer<br />
Schäden und Menschenrechtsverletzungen ein.<br />
3. Steuerkooperation zur Unterstützung öko-sozialer<br />
Fiskalreformen.<br />
Essentielle Grundlage für eine zukunftsgerechte Ökonomie<br />
(sustainable economy) ist ein faires und wirksames<br />
Steuersystem, das die richtigen Anreize für umweltverträgliches<br />
Wirtschaften setzt, der Ungleichverteilung<br />
von Einkommen und Vermögen entgegenwirkt, und dem<br />
Staat die notwendigen Mittel verschafft, um seine öffentlichen<br />
Aufgaben zu erfüllen. Voraussetzungen dafür ist<br />
die systematische Steuerkooperation aller Länder unter<br />
dem Dach der Vereinten Nationen zur konsequenten Bekämpfung<br />
<strong>des</strong> Steuerwettlaufs nach unten und der Steuerflucht<br />
in Schattenfinanzzentren sowie zur technischen<br />
Unterstützung von Regierungen bei der Umsetzung ökosozialer<br />
Fiskalreformen. Die Regierungen sollten dafür in<br />
Rio den institutionellen Rahmen schaffen.<br />
4. Abbau schädlicher Subventionen.<br />
Es besteht breiter Konsens unter Regierungen und Zivilgesellschaft,<br />
dass der Abbau ökologisch, sozial und wirtschaftspolitisch<br />
schädlicher Subventionen eine Grundvoraussetzung<br />
für eine zukunftsgerechte Entwicklung ist.<br />
Die Regierungen sollten sich in Rio auf einen Zeitplan<br />
zur Beseitigung aller Subventionen verpflichten, die zur<br />
Umweltschädigung beitragen oder die wirtschaftliche<br />
und soziale Entwicklung der ärmeren Länder behindern.<br />
Dies gilt insbesondere für die Subventionierung fossiler<br />
174 Vgl. Johannesburg Plan of Implementation, Pkt. 49 (www.un.org/esa/sustdev/<br />
documents/WSSD_POI_PD/English/POIChapter5.htm).<br />
Fazit<br />
Energieträger sowie der industriellen Landwirtschaft und<br />
Fischerei. Die eingesparten Mittel sollten für die staatliche<br />
Unterstützung einer zukunftsgerechten Ökonomie (z.B.<br />
erneuerbare Energien) sowie für soziale Ausgleichsmaßnahmen<br />
genutzt werden.<br />
5. Recht auf soziale Sicherung verbindlich verankern.<br />
Von Rio sollte das klare Signal ausgehen, dass die UN-<br />
Konferenz mehr als ein reiner Umweltgipfel ist. Die Regierungen<br />
sollten im Abschlussdokument <strong>des</strong> <strong>Rio+20</strong>-Gipfels<br />
unmissverständlich deutlich machen, dass soziale Gerechtigkeit<br />
ein elementarer Bestandteil zukunftsgerechter<br />
Entwicklung ist. Dies schließt die Verwirklichung <strong>des</strong><br />
Menschenrechts auf soziale Sicherung ein. Die Regierungen<br />
sollten in Rio vereinbaren, die Verwirklichung dieses<br />
Rechts zum Kernbestandteil ihrer Nachhaltigkeitsstrategien<br />
zu machen. In Anlehnung an das ILO-Konzept der<br />
universellen sozialen Grundsicherung (Universal Social<br />
Protection Floor) sollte jeder entsprechende Maßnahmenkatalog<br />
min<strong>des</strong>tens folgende vier Komponenten<br />
enthalten: 1.) Universeller Zugang zu öffentlicher Gesundheitsversorgung<br />
für Alle; 2.) Garantierte staatliche<br />
Min<strong>des</strong>tzuwendungen für je<strong>des</strong> Kind. Auf diese Weise<br />
soll für alle Kinder und Jugendlichen die Verwirklichung<br />
der Rechte auf Nahrung, Bildung und Wohnraum sichergestellt<br />
werden; 3.) Universelle staatliche Grundrente für<br />
alle alten Menschen und Menschen mit Behinderungen;<br />
4.) Garantierte staatliche Unterstützung für Arbeitslose<br />
und Unterbeschäftigte, die in Armut leben.<br />
6. CSD zum globalen Nachhaltigkeitsrat aufwerten.<br />
Die Regierungen sollten in Rio beschließen, die CSD in<br />
ihrer jetzigen Form aufzulösen und durch einen Rat für<br />
Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development<br />
Council) zu ersetzen, der als Nebenorgan direkt der UN-<br />
Generalversammlung unterstellt ist. Als Präzedenzfall für<br />
diese Reform kann der UN-Menschenrechtsrat dienen,<br />
der im Jahr 2006 aus der Menschenrechtskommission <strong>des</strong><br />
ECOSOC hervorgegangen ist. Von zentraler Bedeutung ist<br />
dabei, dass der neue Rat ein umfassen<strong>des</strong> Mandat erhält,<br />
um den Erfordernissen politischer Kohärenz, Koordination<br />
und Steuerung im Sinne einer zukunftsgerechten Entwicklung<br />
zu genügen.<br />
43