Rio+20 Report - Terre des Hommes
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Jens Martens | Rio + 20<br />
Vor der <strong>Rio+20</strong>-Konferenz lässt sich der Zustand <strong>des</strong> globalen<br />
Institutionengefüges im Bereich nachhaltiger Entwicklung<br />
somit folgendermaßen zusammenfassen:<br />
• Die CSD ist schwach und kann den Bedarf an globaler<br />
Koordination und politischer Steuerung in allen Bereichen<br />
nachhaltiger Entwicklung bei weitem nicht erfüllen.<br />
• UNEP bleibt als Nebenorgan der UN-Generalversammlung<br />
sowohl politisch wie finanziell den Weltorganisationen im<br />
Wirtschafts-, Finanz- und Sozialbereich, allen voran IWF,<br />
Weltbank und WTO, aber auch ILO und FAO, hoffnungslos<br />
unterlegen.<br />
• Die globale Umweltpolitik ist geprägt von einem immer<br />
dichteren Geflecht internationaler Abkommen, Fonds und<br />
Institutionen – und einem in der Folge davon zunehmenden<br />
Koordinations- und Steuerungsaufwand.<br />
Spiegelbildlich zu den Schwächen der gegenwärtigen UN-<br />
Institutionen im Bereich nachhaltiger Entwicklung konzentrieren<br />
sich die Diskussionen im Vorfeld der <strong>Rio+20</strong>-Konferenz im<br />
Kern auf zwei Themen:<br />
1. Die Aufwertung von UNEP<br />
2. Die Reform der CSD<br />
Vor allem zivilgesellschaftliche Gruppen brachten zusätzlich<br />
einige neue Ideen, wie z.B. die Einrichtung der Stelle einer<br />
Ombudsperson für zukünftige Generationen (siehe Kasten 5),<br />
in die Diskussion.<br />
UNEO vs. UNEP+<br />
Aktivste Befürworterin einer Umwandlung UNEPs zu einer<br />
UN-Sonderorganisation für Umweltfragen bleibt die Europäische<br />
Union. Die generelle Zielsetzung der neuen Organisation<br />
beschreibt die EU folgendermaßen:<br />
“It would be recognized as the leader on matters relevant to<br />
the environment and would perform a coordination function<br />
with regard to other UN bodies. It would represent ’the UN<br />
voice for the Environment’, and be a <strong>des</strong>ignated body with a<br />
strong mandate so that the UN response to the outstanding<br />
issues in the area of environment reflects the size of the challenges.“<br />
111<br />
111 EU (2011), Kap. III, Pkt. 21.<br />
26<br />
Auch die Bun<strong>des</strong>regierung hat sich im Vorfeld von <strong>Rio+20</strong><br />
wiederholt für die Aufwertung von UNEP ausgesprochen. So<br />
erklärte Bun<strong>des</strong>umweltminister Röttgen beim Globalen Umweltministerforum<br />
2011 in Nairobi:<br />
„Die überfällige Neuausrichtung der Volkswirtschaften weltweit<br />
zu einer ‚Green Economy‘ wird nur gelingen, wenn wir<br />
die Vereinten Nationen im Umweltbereich neu aufstellen.<br />
Die Debatten in Nairobi haben gezeigt, dass wir uns nicht<br />
mehr über das ‚Ob’, sondern nur noch über das ‚Wie’ verständigen<br />
müssen. Ich bin davon überzeugt, dass nur eine<br />
UN-Umweltorganisation mit vergleichbarem Gewicht wie<br />
die Weltgesundheitsorganisation dem Konzept nachhaltigen<br />
Wirtschaftens weltweit zum Durchbruch verhelfen kann.“ 112<br />
Auf der anderen Seite <strong>des</strong> Verhandlungsspektrums stehen die<br />
USA, die auch unter der Obama-Administration die Schaffung<br />
neuer Institutionen unter dem Dach der Vereinten Nationen<br />
grundsätzlich ablehnen. In ihrer Stellungnahme zur <strong>Rio+20</strong>-<br />
Konferenz stellen sie kategorisch fest:<br />
“We do not believe that alternative proposals for a new statutory<br />
institution on the environment will strengthen environmental<br />
governance or solve any of the problems that we all<br />
recognize persist. We think the more effective course is to<br />
focus intellectual and financial resources on strengthening<br />
existing institutions that have already proven their worth and<br />
avoid the distraction of trying to set up something new and<br />
untested.“ 113<br />
Die Länder <strong>des</strong> Südens äußern sich zum Vorschlag einer institutionellen<br />
Aufwertung UNEPs verhalten. Die G77, ihr politisches<br />
Sprachrohr auf UN-Ebene, unterstützt zwar die grundsätzliche<br />
Forderung nach einer Stärkung <strong>des</strong> institutionellen<br />
Rahmens nachhaltiger Entwicklung, erwähnt aber in ihrer<br />
<strong>Rio+20</strong>-Stellungnahme UNEP mit keinem einzigen Wort. 114<br />
Einzelne Länder <strong>des</strong> Südens wie Brasilien sprechen sich in<br />
ihren Stellungnahmen zwar für eine Stärkung von UNEP<br />
aus, vermeiden jedoch die ausdrückliche Unterstützung der<br />
UNEO-Idee. Statt<strong>des</strong>sen geht es ihnen in erster Linie um<br />
die Ausweitung und Stärkung <strong>des</strong> bestehenden Umweltprogramms,<br />
quasi eine „UNEP+“-Variante. Vorgeschlagen wird<br />
in diesem Zusammenhang u.a., die Mitgliedschaft im UNEP-<br />
Verwaltungsrat von derzeit 58 Ländern auf alle 193 Mitglieder<br />
der UN auszudehnen. Dies wird nicht nur von Ländern<br />
112 Zitiert nach BMU-Pressedienst Nr.032/11 vom 25.02.2011 (www.bmu.de/<br />
pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/47046.php).<br />
113 United States (2011), S. 7.<br />
114 Vgl. G77 (2011).