05.01.2013 Aufrufe

Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL

Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL

Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

futuristisch umgestaltet, und moderne Bürobauten ersetzten die alten Dockanlagen. Das<br />

Bürohochhausviertel La Défense mit der La Grand Arche de Défense, dem 110 m hohen<br />

Triumphbogen, ist ein ähnliches Beispiel. Heute kämpfen die Eigner der Bürohäuser gegen den<br />

Leerstand.<br />

Der brandende Verkehr, Gleis- und Industrieanlagen, Brücken über die Gleise, weiträumige<br />

Kreuzungen schafften eine befremdliche Atmosphäre, die die Orientierung schwer machte. Prompt<br />

verfuhr sich hier Knuth das erste Mal. Wir suchten den Bahnhof Créteil Préfecture und wollten zur<br />

Metro Nr. 8. Herr Großer befreite uns schließlich aus der entstehenden Unsicherheit, fragte eine<br />

Passantin, die uns in die entgegengesetzte Richtung verwies.<br />

Wir verließen den Bus, hatten nur unser Handgepäck und marschierten zur Metrostation. Knuth<br />

indessen musste sich auf den einsamen, über 600 km langen Weg <strong>nach</strong> Bordeaux machen. Dort<br />

würde er uns 18.00 Uhr am Monument de Girondistes wieder aufnehmen.<br />

In der Metro herrschte morgendliches Gedränge.<br />

Die Leute aus den Vororten strebten an ihre<br />

Arbeitsplätze in der City. Wir bekamen ein Billet<br />

und schoben uns in den Zug. Vorher gab es<br />

Anweisungen, wo wir umzusteigen hätten.<br />

Die M8 Créteil- Préfecture de Balard durften wir<br />

nur bis Daumesnil benutzen, dort hatten wir in die<br />

M6 Nation de Ch. De Gaulle- Étoile umzusteigen.<br />

Sie düst im Süden des Stadtkernes von Ost <strong>nach</strong><br />

West und überquert die Seine. Am Gare<br />

Montparnasse sollen wir aussteigen, wurde uns<br />

eingeschärft. So standen wir eingezwängt in die<br />

Menschentrauben, und weit verteilt, manche recht<br />

ängstlich wegen der Orientierung, schwitzten mit<br />

ihnen in den engen Gängen, hielten unser Gepäck<br />

fest und brausten durch Paris.<br />

Junge Frauen, junge gestylte Männer stehen neben uns, es riecht <strong>nach</strong> frischem Deo. Viele haben<br />

trotz der Enge ein Buch in der einen Hand, lesen, während die andere für den Halt sorgt. Es gibt<br />

keine Blickkontakte. Ich habe das genau beobachtet und ausprobiert. Wenn ich jemand in die<br />

Augen schaue, blickt er an dir vorbei, über dich hinweg, durch dich hindurch. Du bist in diesem<br />

Verkehrsmittel ein Gegenstand, ein Neutrum, eine Sache. Die Rollos sind herunter, die Läden<br />

geschlossen. Keinen elektronischen Kontakt, obwohl du fest an seinen oder ihren Körper gepresst<br />

stehst, trotz fast intimer körperlicher Nähe...Seltsames Phänomen. Da sind Menschen so nahe<br />

beieinander und astronomisch voneinander entfernt. Das ist in allen Metros der Welt so. Das<br />

Individuum schützt sich. Wovor eigentlich?<br />

Montparnasse. Der Name des Viertels geht auf einen Scherz zurück, der daran erinnert, dass die<br />

Studenten des 17. Jahrhunderts auf einem „Berg“ aus Trümmerresten arbeiteten.<br />

Im 19. Jahrhundert lockten Bars und Kabaretts lebenshungrige Menschen in Strömen herbei, indem<br />

sie zollfreie Getränke boten. Es zog Künstler heran, die hier lebten. Diese Mischung aus Kunst und<br />

Ausgelassenheit prägte auch die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts, in denen Hemingway,<br />

Picasso, Cocteau, Matisse und Modigliani „Montparnos“ waren.<br />

Mit dem 2. Weltkrieg war diese „Belle Epoque“ jäh zu Ende. Heute wird dieses Quartier von dem<br />

weithin sichtbaren Tour Montparnasse beherrscht, zu dessen Füßen sich eine Galerie Lafayette, ein<br />

Einkaufsbereich ausdehnt, dem SCNF- Bahnhof Montparnasse, und im Übrigen von ausladenden<br />

Bürohauskomplexen.<br />

Wir bekamen etwa eine Stunde Freizeit, die Martina und ich für einen Bummel nutzten. Der Turm<br />

hatte noch geschlossen. Eine Auffahrt würde erst ab 10 Uhr möglich sein. Schade. Von hier oben<br />

bietet sich bestimmt eine herrliche Aussicht über die Stadt.<br />

Die breiten Boulevards mit ihrem typischen Pariser Flair in der Aufmachung der Restaurants, Bars<br />

und Cafés ließen immer noch ahnen, welche Anziehungskraft dieses Pariser Viertel ausgeübt hat.<br />

© R. Bührend, Sommer 2006 Seite 12<br />

Paris. Die Seine zwischen Bercy und Quai de la Gare

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!