Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL
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futuristisch umgestaltet, und moderne Bürobauten ersetzten die alten Dockanlagen. Das<br />
Bürohochhausviertel La Défense mit der La Grand Arche de Défense, dem 110 m hohen<br />
Triumphbogen, ist ein ähnliches Beispiel. Heute kämpfen die Eigner der Bürohäuser gegen den<br />
Leerstand.<br />
Der brandende Verkehr, Gleis- und Industrieanlagen, Brücken über die Gleise, weiträumige<br />
Kreuzungen schafften eine befremdliche Atmosphäre, die die Orientierung schwer machte. Prompt<br />
verfuhr sich hier Knuth das erste Mal. Wir suchten den Bahnhof Créteil Préfecture und wollten zur<br />
Metro Nr. 8. Herr Großer befreite uns schließlich aus der entstehenden Unsicherheit, fragte eine<br />
Passantin, die uns in die entgegengesetzte Richtung verwies.<br />
Wir verließen den Bus, hatten nur unser Handgepäck und marschierten zur Metrostation. Knuth<br />
indessen musste sich auf den einsamen, über 600 km langen Weg <strong>nach</strong> Bordeaux machen. Dort<br />
würde er uns 18.00 Uhr am Monument de Girondistes wieder aufnehmen.<br />
In der Metro herrschte morgendliches Gedränge.<br />
Die Leute aus den Vororten strebten an ihre<br />
Arbeitsplätze in der City. Wir bekamen ein Billet<br />
und schoben uns in den Zug. Vorher gab es<br />
Anweisungen, wo wir umzusteigen hätten.<br />
Die M8 Créteil- Préfecture de Balard durften wir<br />
nur bis Daumesnil benutzen, dort hatten wir in die<br />
M6 Nation de Ch. De Gaulle- Étoile umzusteigen.<br />
Sie düst im Süden des Stadtkernes von Ost <strong>nach</strong><br />
West und überquert die Seine. Am Gare<br />
Montparnasse sollen wir aussteigen, wurde uns<br />
eingeschärft. So standen wir eingezwängt in die<br />
Menschentrauben, und weit verteilt, manche recht<br />
ängstlich wegen der Orientierung, schwitzten mit<br />
ihnen in den engen Gängen, hielten unser Gepäck<br />
fest und brausten durch Paris.<br />
Junge Frauen, junge gestylte Männer stehen neben uns, es riecht <strong>nach</strong> frischem Deo. Viele haben<br />
trotz der Enge ein Buch in der einen Hand, lesen, während die andere für den Halt sorgt. Es gibt<br />
keine Blickkontakte. Ich habe das genau beobachtet und ausprobiert. Wenn ich jemand in die<br />
Augen schaue, blickt er an dir vorbei, über dich hinweg, durch dich hindurch. Du bist in diesem<br />
Verkehrsmittel ein Gegenstand, ein Neutrum, eine Sache. Die Rollos sind herunter, die Läden<br />
geschlossen. Keinen elektronischen Kontakt, obwohl du fest an seinen oder ihren Körper gepresst<br />
stehst, trotz fast intimer körperlicher Nähe...Seltsames Phänomen. Da sind Menschen so nahe<br />
beieinander und astronomisch voneinander entfernt. Das ist in allen Metros der Welt so. Das<br />
Individuum schützt sich. Wovor eigentlich?<br />
Montparnasse. Der Name des Viertels geht auf einen Scherz zurück, der daran erinnert, dass die<br />
Studenten des 17. Jahrhunderts auf einem „Berg“ aus Trümmerresten arbeiteten.<br />
Im 19. Jahrhundert lockten Bars und Kabaretts lebenshungrige Menschen in Strömen herbei, indem<br />
sie zollfreie Getränke boten. Es zog Künstler heran, die hier lebten. Diese Mischung aus Kunst und<br />
Ausgelassenheit prägte auch die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts, in denen Hemingway,<br />
Picasso, Cocteau, Matisse und Modigliani „Montparnos“ waren.<br />
Mit dem 2. Weltkrieg war diese „Belle Epoque“ jäh zu Ende. Heute wird dieses Quartier von dem<br />
weithin sichtbaren Tour Montparnasse beherrscht, zu dessen Füßen sich eine Galerie Lafayette, ein<br />
Einkaufsbereich ausdehnt, dem SCNF- Bahnhof Montparnasse, und im Übrigen von ausladenden<br />
Bürohauskomplexen.<br />
Wir bekamen etwa eine Stunde Freizeit, die Martina und ich für einen Bummel nutzten. Der Turm<br />
hatte noch geschlossen. Eine Auffahrt würde erst ab 10 Uhr möglich sein. Schade. Von hier oben<br />
bietet sich bestimmt eine herrliche Aussicht über die Stadt.<br />
Die breiten Boulevards mit ihrem typischen Pariser Flair in der Aufmachung der Restaurants, Bars<br />
und Cafés ließen immer noch ahnen, welche Anziehungskraft dieses Pariser Viertel ausgeübt hat.<br />
© R. Bührend, Sommer 2006 Seite 12<br />
Paris. Die Seine zwischen Bercy und Quai de la Gare