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Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL

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In einer Nische hatte ich einen schönen Blick auf eine in Holz geschnitzte fast lebensgroße<br />

Figurengruppe einer „Beweinung Jesus“.<br />

Wir verlassen die Kathedrale über die repräsentative Westseite, von deren Portal eine lange<br />

Steintreppe in die Rue des Tables, die Straße der Tische führt. Sie heißt so, weil früher hier viele<br />

Händler ihre Stände und Tische aufgeschlagen haben, um die Gläubigen „abzufetten“.<br />

Doch ehe wir die Treppe hinab stiegen, gewahrte ich ein Plakat mit dem Hinweis, dass in einer<br />

Seitenkapelle eine Ausstellung über das Grabtuch von Turin gezeigt würde. Da sie gerade zur<br />

Mittagszeit geschlossen werden sollte, drang ich in den Pförtner, uns einen Blick noch werfen zu<br />

lassen. Für mich hatte sie besondere Bedeutung.<br />

Vor Jahren beschäftigte mich dieses Phänomen dieses angeblichen<br />

Grabtuches Jesu. Ich hatte mich mit dem Bericht über das ominöse und<br />

fast sagenhafte Grabtuch von Turin befasst 16 . Auf diesem Grabtuch,<br />

das im Dom zu Turin vor einigen Jahren beinahe verbrannt wäre, ist<br />

bekanntlich das Negativbild eines Gekreuzigten zu sehen. Seit 1357 ist<br />

es lückenlos dokumentiert. 1898 wurde es das erste Mal fotografiert.<br />

Bei Umkehrung der Helligkeitswerte erscheint das berühmte Turiner<br />

Christusbild. Nun versuchen die Exegeten herauszufinden und<br />

wissenschaftlich <strong>nach</strong>zuweisen, ob es das wirkliche Grabtuch des am<br />

Kreuz gestorbenen Heilands der Christenwelt ist. Trägt es zu einer<br />

Aufhellung der Vorgänge bei der Kreuzigung des Heilands bei?<br />

Eine Kopie in natürlicher Größe von diesem Grabtuch hing nun, ich war völlig überrascht, hier in<br />

diesem Raum. Alles war französisch beschriftet. Ich konnte nun nicht entnehmen, was für neue<br />

Erkenntnisse, vielleicht der Wissenschaftler oder auch nur der Kirche, hier serviert wurden. Bis<br />

heute bemühen sich viele Disziplinen der modernen Wissenschaft <strong>nach</strong>zuweisen, ob das Tuch nun<br />

wirklich das Grabtuch Jesu war oder nicht. So viel steht schon zweifelsfrei fest. Dieses Tuch war<br />

wirklich das Grabtuch eines Gekreuzigten aus dem engeren Raum um Jerusalem und ist etwa<br />

zweitausend Jahre alt. Ob es einem Menschen namens Jesus von Nazareth zugeordnet werden kann,<br />

wird wohl niemals <strong>nach</strong>zuweisen sein.<br />

Le Puy-en-Velay: Zentrum<br />

für Ausbildung zum<br />

Spitzenklöppeln<br />

© R. Bührend, Sommer 2006 Seite 97<br />

Nun stiegen wir die vielen Stufen der großen Freitreppe hinab. Rechts<br />

unten zog das ausgestellte Klöppelkissen und eine dahinter im<br />

Trachtenkostüm sitzende Frau meine Aufmerksamkeit auf sich. Martina<br />

steuerte, ohne dass ich von diesem schönen Bild eine Aufnahme machen<br />

konnte, schoss Martina in ihren kleinen Spitzenladen hinein, die Frau<br />

stand auf und folgte ihr, musste sie ja ein Geschäft vermuten. So konnte<br />

ich nur das verwaiste Klöppelbänkchen aufnehmen, für mich in dieser<br />

Kunst wahrhaft völlig Unkundigen dennoch ein seltenes Schnäppchen in<br />

diesem Lande.<br />

Beim Weitergehen fielen mir noch mehrere solcher Geschäfte auf. Ich<br />

erfuhr dann schnell, dass Le Puy-en-Velay ein Ausbildungszentrum<br />

für Spitzenklöppeln im Haute-Loire und sogar für ganz Frankreich ist.<br />

Es wurde 1974 eingerichtet. Wir stießen dann auch in der Rue Raphaël<br />

auf ein sehr großes Geschäft mit repräsentativen, beeindruckenden<br />

Auslagen, die diesen Ruf festigten. Hier soll die Tradition einerseits<br />

erhalten und gepflegt und von hier andererseits wieder in alle Welt<br />

getragen werden. Was kann man alles entdecken! Doch wie wenig Zeit<br />

steht zur Verfügung, und man muss schnell sein wie ein Guppy im<br />

Aquarium.<br />

Wir hatten nun noch ein großes Ziel: Hinauf zur Notre-Dame-de-<br />

France auf den Rocher Corneille! Die Sonne schien heiß, jetzt um die<br />

Mittagszeit, und es war ein mühsames Stück Weg! Wir meisterten ihn<br />

zusammen mit vielen Menschen, vor allem Jugendgruppen in<br />

16 W. Bulst/H. Pfeiffer,: „Das Turiner Grabtuch und das Christusbild“, Verlag Josef Knecht, Frankfurt/Main, 1987

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