Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL
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Die zahlreichen in dieser Gegend vorgenommenen Ausgrabungen brachten zum Vorschein, dass<br />
das Tal des Alzou seit dem Magdalénien bewohnt war (15000 – 8500 v.u.Z.). Leider ist es nicht<br />
mehr möglich, unter der Siedlung Rocamadour und unter den Bauten an den Felsen zu graben.<br />
Wenn man sich aber die Lage dieses Tales und dieses gewaltigen Felsvorsprunges über dem Alzou<br />
heute anschaut, wird jeder verstehen, dass dieser hervorragende Ort inmitten unfruchtbarer und<br />
steiniger Kalkhochflächen, diese Felswand oberhalb des 150 m tiefen Tales, die mystische Einheit<br />
des Schönen, zahlreiche Einsiedler im Hochmittelalter angezogen haben muss. Vieles ist durch<br />
Feuersbrünste und Plünderungen vernichtet. So gibt es früheste Dokumente erst aus dem 12.<br />
Jahrhundert, die von einem großen Rechtsstreit zwischen zwei verschiedenen Abteien, eine davon<br />
1076 an Cluny angeschlossen, und dem Bischof von Cahors künden. Natürlich kann ihn nur der<br />
Papst entscheiden. Im Jahre 1105 enthält zum ersten Male eine Bulle des Papstes Pascal II., an den<br />
Abbé von Saint-Martin gerichtet, in der die Verehrung der Seligen Schwarzen Madonna von<br />
Rocamadour berichtet wird.<br />
Der wirkliche Ursprung der Wallfahrt<br />
Im Jahre 1152, beim Tode des Eble de Turenne, wird Géraud d'Escorailles als Abt der Mönche von<br />
Saint-Martin-de-Tulle gewählt.<br />
Auf Anregung des Letztgenannten hin wird der kleine Marienort seinen großen Aufschwung<br />
erleben, um einer der berühmtesten Wallfahrtsorte Europas zu werden. In der Tat war die<br />
Verehrung der Jungfrau wohl begründet, reichte aber nicht aus, um die große Anzahl der Pilger, die<br />
die Gegend Richtung Saint-Jacques de Compostella durchwanderten, anzuziehen. Man muss<br />
zugeben, dass durch die Denkweise der Epoche, die für das Wunderbare sehr aufgeschlossen und<br />
durch das Glück begünstigt war, Geraud d'Escorailles und die Mönche von Rocamadour einen<br />
mysteriösen Schein um die Wallfahrt entwickelten, die durch eine gut geführte „Werbekampagne“<br />
herausgestellt werden soll.<br />
Die Legende von Saint Amadour<br />
Das herausragendste Ereignis des XII Jh. ist ohne Zweifel die<br />
Entdeckung eines unversehrten Leichnams in dem Felsen.<br />
Aber geben wir besser das Wort an Robert de Thorigny,<br />
Abbé von Mont Saint-Michel und Chronist der Epoche:<br />
„Im Jahre 1166 befahl ein Einwohner eines weiter entfernten<br />
Landstriches seiner Familie, vielleicht durch göttliche<br />
Eingebung, seine sterblichen Überreste am Eingang des<br />
Oratoriums beizusetzen. Kaum hatte man mit dem Ausgraben<br />
begonnen, als der Körper des seligen Amadour in seiner<br />
Ganzheit wiedergefunden wurde, und in der gleichen<br />
Ganzheit wurde er in der Kirche nahe des Altars aufgebahrt<br />
und der Andacht der Pilger ausgesetzt. Dann geschahen an<br />
diesem Ort so zahlreiche und außergewöhnliche Wunder<br />
durch die Kraft der Heiligsten Jungfrau, dass der König<br />
Heinrich II. von England, der sich in Castelnau de Bretenoux<br />
aufhielt, höchstpersönlich kam, um seiner Ehrerbietung<br />
genüge zu tun.“<br />
Aber wer war Saint Amadour wirklich? Aller Wahrscheinlichkeit <strong>nach</strong> ein Einsiedler, von der<br />
grandiosen Siedlung angezogen. Trotzdem gingen die Legenden, die ihn betrafen, um: Einige<br />
bestätigten, dass er ein Diener der Jungfrau war, für die Gallier weggegangen, der dann sein<br />
Einsiedlerdasein an diesem Ort führte. Später identifizierten ihn andere mit dem Zacharias aus dem<br />
Evangelium, Jude aus Jericho, mit der heiligen Veronika verheiratet, der ein Diener der Jungfrau<br />
gewesen sein soll.<br />
Die Legende von La Durandal<br />
zählt auch zu dem Inhalt der „frommen Lüge“, die die Bekanntheit der Siedlung mitbegründet.<br />
„Rolands Lied“ berichtet von den Heldentaten des frommen Ritters gegen die Horden der<br />
Sarazenen und war im ganzen Mittelalter sehr beliebt. Alle Wallfahrtsorte stritten sich um seine<br />
Reliquien, Rocamadour hat die seinige: das Schwert.<br />
© R. Bührend, Sommer 2006 Seite 75