Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL
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Polen, sondern handelte auch 1713 im Namen der Franzosen den Vertrag von Utrecht aus, der dem<br />
Enkel Ludwig XIV. den Thron Spaniens unter dem Namen Philipp V. zuerkannte. Er war zudem<br />
Schriftsteller, Gelehrter und Sammler antiker Skulpturen. Seine Antikensammlung wurde <strong>nach</strong><br />
seinem Tode von Friedrich dem Großen aufgekauft und befindet sich heute zum Teil in Sanssouci.<br />
Wir gelangen durch ein Tor, die Porte St-Georges, das die Straße noch einmal enger macht, in die<br />
Rue St-Georges. Bald stehen wir am Eingang zum Kloster, das direkt an die Nordseite der<br />
Kathedrale anschließt. Martina will warten und interessiert sich nicht. Ich bereue nicht den kleinen<br />
Obolus und schaue mir zunächst die Schatzkammer an. Eine Treppe führt zum Museum für religiöse<br />
Kunst zu einer Sammlung von Gemälden, Statuen und kirchlichem Geschmeide, in deren Herkunft<br />
und Bedeutung ich nicht eindrang. Sie war im ehemaligen Ständesaal des Velay untergebracht. Mehr<br />
Interesse fand ich an einem Fensterziergitter, durch das ich ein schönes Foto vom Turm der<br />
Kathedrale schoss. Dann gelangte ich hinunter in den romanischen Kreuzgang. Dieser steht unter<br />
Denkmalschutz und stammt zeitgleich aus der Bauzeit der Kirche, nämlich aus dem 11. bis 12.<br />
Jahrhundert. Seine Arkaden, der Wechsel von hellem und dunklem Stein, die Skulpturen seiner<br />
Kapitelle erinnern ein wenig an maurische Bautraditionen – sagen die Fachleute.<br />
An der Giebelseite im ehemaligen Kapitelsaal konnte ich ein sehr altes, gut erhaltenes Fresko aus<br />
dem 13. Jahrhundert ablichten, das eine Kreuzigungsszene zeigt.<br />
Die Ruhe und der Schatten des Innenhofes erzeugten bei<br />
mir sofort eine eigenartige Stimmung. Meine Phantasie<br />
begann sich auszumalen, wie dieses von der Außenwelt<br />
isolierte Idyll auf die Mönche gewirkt haben muss, die ihr<br />
Leben in den Dienst ihres Glaubens gestellt hatten.<br />
Eine junge Frau saß auf dem Rand unter den Arkaden.<br />
Ohne sie aufzustören, konnte ich kein neutrales Foto<br />
nehmen. Sie gibt aber in ihrer beschaulichen Haltung mit<br />
ihrem schönen Sonnenhut ein friedliches Bild.<br />
Ich hole Martina und betrete durch eine Seitentür im<br />
Nordteil die Kathedrale. Gesang ertönt. Am Altar drängt<br />
sich eine Gemeinde von Pilgern, wie ich vermutete. Wir<br />
Touristen drücken uns leise am Rand entlang und lassen<br />
diese große Wallfahrtskirche auf uns wirken. Dann<br />
schaue ich <strong>nach</strong> dem Allerheiligsten, der Schwarzen<br />
Madonna. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und muss<br />
bedenken, dass während der Religionskriege die<br />
Hugenotten in Frankreich viel Kirche ausgeraubt,<br />
geplündert, ihre Bilder und Statuen verbrannt hatten. Eine<br />
zweite Welle gegen die katholische Kirche tobte in den<br />
Revolutionswirren Ende des 18. Jahrhunderts.<br />
Die Originalstatue wurde 1794 auf der Place de<br />
Martouret verbrannt. Mit dieser Madonna aus<br />
einer be<strong>nach</strong>barten Kirche wollte man der<br />
Marienverehrung wieder eine materielle Basis<br />
geben. Die echte Statue soll einer Gabe Ludwig<br />
IX. (1214 – 1270) entstammen, die dieser<br />
angeblich als Geschenk eines ägyptischen<br />
Sultans auf dem 7. Kreuzzug 1248 erhalten hat.<br />
Ein Gang führt uns zur Sakristei, die einige<br />
Elemente des Kirchenschatzes Zeigt, einen<br />
Verkaufsstand enthält, wo ich mir eine Postkarte<br />
kaufe und einen Blick in die Gewandkammer<br />
werfe.<br />
© R. Bührend, Sommer 2006 Seite 96<br />
Le Puy-en-Velay, Kreuzgang an der Kathedrale<br />
„Unserer Lieben Frau der Verkündigung“<br />
Schwarze Madonna