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Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL

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Vor allem ein Punkt der <strong>Reise</strong> elektrisierte mich: Die Höhle von Lascaux II! Wie lange schon<br />

wusste ich davon! Ein Vierteljahrhundert steht in meinem Bücherschrank ein Band 4 über<br />

eiszeitliche Kunst und eiszeitliche Spuren, darunter auch in den französischen Kalksteinhöhlen im<br />

Tal der Dordogne. Endlich würde ich Lascaux einmal sehen dürfen!<br />

Das gab den Ausschlag für diese <strong>Reise</strong>.<br />

Ich nahm dabei in Kauf, dass ich zwar ein zweites Mal <strong>nach</strong> Bordeaux und in das Haut Medoc<br />

käme, ein zweites Mal <strong>nach</strong> St. Emilion. Doch richtig überlegt, freute ich mich im Gegenteil auf<br />

diese Berührungen, wusste ich doch, dass sich ein erstes Mal nie wiederholt. Jede Begegnung, sei<br />

sie mit Menschen oder Städten, verläuft immer wieder neu und lässt immer wieder Neues zu.<br />

Was nur beim zweiten Hinsehen aus dem <strong>Reise</strong>programm herausschaut ist, dass wir eine ganze<br />

Reihe alter romanischer Kirchen zu sehen bekommen werden. Ich werde wieder einen Blick in die<br />

französische Geschichte werfen dürfen.<br />

Und nicht zuletzt ist die Auvergne ein Gebiet, das noch vulkanisch verändert wurde, als bereits<br />

Menschen es besiedelten! Geologische Erkenntnisse werden mich bereichern.<br />

II. Anreise <strong>nach</strong> Paris<br />

Donnerstag, 16. Juni 2005<br />

I<br />

n früheren <strong>Reise</strong>berichten habe ich diese Fahrt durch Deutschland <strong>nach</strong> Paris, die wir nun schon<br />

mehrere Male absolvierten, beschrieben. Sie ist ungefähr 1000 km lang und eine Strapaze.<br />

Start war 6.00 Uhr am Flughafen Dresden. Unsere Mitreisenden sind wie immer 60 Jahre und<br />

älter. Graue Haarfarbe dominiert. Später stellt sich heraus, dass nicht alle an allem interessiert sind.<br />

Für sie liegt der Schwerpunkt dieser <strong>Reise</strong> auf dem ersten Teil des <strong>Reise</strong>titels „Genuss pur in<br />

<strong>Zentralfrankreich</strong>“, womit nicht der kulturelle, sondern der leibliche, insbesondere der kulinarische<br />

Genuss gemeint ist. Ich muss tolerant sein. Nicht jeder ist versessen auf Kunst, und gut Essen und<br />

Trinken ist nicht zu verachten. Einige fahren auch nur mit, weil sie es zu Hause vor Einsamkeit<br />

nicht aushalten. Ob nun Frankreich oder ein anderes Land, das ist ihnen egal!<br />

Ich will ein paar Tagebuchnotizen aufarbeiten von diesem langen <strong>Reise</strong>tag. Ich genieße eine<br />

herrliche Passivität, gebe mich ganz dem Diktat unseres <strong>Reise</strong>leiters hin. Er heißt Peter Großer, und<br />

unser Fahrer heißt Knuth.<br />

Wir fahren über die A4 durch Thüringen, sehen in der Ferne die drei Gleichen, den Inselsberg, die<br />

Wartburg bei Eise<strong>nach</strong>. Um 11 Uhr sind es draußen 24°C. Das Wetter spielt gut mit.<br />

An der Autobahnraststätte Wetterau ist Mittagshalt. 13.30 Uhr sehen wir im Vorbeifahren zwei<br />

„Rosinenbomber“ auf dem Frankfurter Flughafen stehen. Rosinenbomber; wer diesen Ausdruck<br />

nicht kennt: In den Zeiten des kalten Krieges waren die Westberliner zeitweilig von der nahrreichen<br />

Nabelschnur des bereits sehr verwöhnten Westens abgeschnitten, doch ich muss weiter ausholen.<br />

Hier ist also ein kleiner Rückblick in die jüngere deutsche Geschichte, die so manchem Jungen<br />

überhaupt nicht bewusst ist:<br />

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die<br />

von je einer der Besatzungsmächte USA, Großbritannien, Frankreich oder Sowjetunion beherrscht<br />

wurden. Fragen, die Gesamtdeutschland betreffen, regelte der Alliierte Kontrollrat aus Vertretern<br />

aller vier Mächte. Nachdem sich die drei Westalliierten im Frühjahr 1948 in London auf eine<br />

gemeinsame staatliche Ordnung für ihre Zonen einigten, zog sich die Sowjetunion aus dem<br />

Kontrollrat zurück. In der Folgezeit versuchte die UdSSR, Berlin unter ihren wirtschaftlichen Einfluss<br />

zu bringen. Zunächst beeinträchtigte die Sowjetarmee die westlichen Truppentransporte von und<br />

<strong>nach</strong> Berlin. Als die Währungsreform der Westländer auch in Westberlin durchgeführt wurde, kam es<br />

im Juni 1948 zur völligen Blockade. Vom 24.6.1948 bis zum 12.5.1949 sperrte die Sowjetunion alle<br />

Land- und Wasserwege <strong>nach</strong> Berlin, um so die Integration Westberlins in die Währungseinheit der<br />

sowjetrussischen Zone zu erzwingen.<br />

Die Blockade überraschte die Westalliierten. Mit Aktionen gegen Berlin hatten sie zwar gerechnet,<br />

Gegenmaßnahmen waren jedoch nicht vorbereitet. Da sich zudem Washington, London und Paris<br />

4 Rudolf Drößler, „Kunst der Eiszeit – Von Spanien bis Sibirien“, Verl. Koehler & Amelang, Leipzig 1980<br />

© R. Bührend, Sommer 2006 Seite 3

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